Király: Der neue Schlabber-Löwe
MÜNCHEN - 1860 holt den früheren Hertha-Keeper Gabor Kiraly (33), den Mann in der Jogginghose.
Ob sie beim 1860-Ausrüster schon die Produktion der Jogginghosen hochgefahren haben? Die Löwen werden ab Mitte Juni jedenfalls einige dieser Teile brauchen für ihren neuen Torhüter. Am Donnerstag wird Gabor Kiraly, der auf dem Rasen bei jedem Wetter immer eine mausgraue, weite Jogginghose aus Sweat-Stoff trägt, einen Zweijahres-Vertrag mit der Option auf ein weiteres Jahr bei 1860 unterschreiben. Er wird, mit seinen luftigen Hosen, somit zum Schlabber-Löwen. Der 33 Jahre alte ungarische Alt-Internationale (70 Länderspiele) ist die erste Neuverpflichtung des Sommers – und durchaus eine klangvolle.
In Berlin, wo Kiraly von 1997 bis 2004 spielte, ist der Ungar immer noch Kult. Bei der 0:1-Niederlage Leverkusens im Pokalfinale letzten Samstag gegen Werder, begrüßten die Berliner ihren Liebling, der als Vertreter Rene Adlers auf der Leverkusener Bank saß, mit zwei Transparenten. Am Rande des Spiels traf sich Kiraly mit 1860-Sportdirektor Miki Stevic und Trainer Ewald Lienen zu letzten Verhandlungen. Dienstagnachmittag sagte er zu. „Ich hatte auch fünf andere Angebote, als Stammtorhüter und Ersatzkeeper, aber ich habe mich wirklich ganz bewusst für 1860 entschieden, weil ich das Gefühl habe, dass die Leute hier wirklich etwas schaffen wollen“, so Kiraly zur AZ.
Und er möchte dazu seinen Teil beitragen. „Ich habe mit Hertha Champions League und in England Premier League gespielt und damit die Spitze eines Berges erklommen und mich mit der Weltspitze gemessen“, sagt er, „jetzt will ich mit 1860 noch einmal einen Berg hochgehen und helfen, die Träume der Fans wahr werden zu lassen.“
Natürlich mit seiner Jogginghose: „Das Teil gehört zu mir, genauso wie meine Frau und meine zwei Kinder. Ich bin seit 13 Jahren Profi und habe immer solche Hosen getragen. Ohne die Hose geht bei mir auf dem Platz gar nichts“, sagt er. Mit ihr aber ganz schön viel: Nach seinem Abschied aus Berlin wechselte er 2004 zu Crystal Palace in die Premier League, Kiraly wurde wieder zum Publikumsliebling und sogar zwei Mal Torhüter des Monats. Palace stieg trotzdem ab, Kiraly ging mit in die Zweite Liga – und ließ sich zwei Mal kurzfristig in die Premier League ausleihen. Auch das spricht für seine Beliebtheit. 2007 wechselte er nach Burnley. „Dort habe ich im ersten Jahr jedes Spiel gemacht, im zweiten haben sie mich zur Nummer drei gemacht, weil sie in finanziellen Nöten steckten und wollten, dass ich mir einen neuen Klub suchte.“
Tatsächlich verbrachte Kiraly ein halbes Jahr lang die Wochenenden mit seinen Kindern und wechselte im Winter nach Leverkusen. „Dieses letzte Jahr hat mir persönlich sehr viel gebracht“, sagt er, „es war eine neue Erfahrung für mich, am Wochenende Zeit zu haben für meine Kinder.“ Nun, nach einem halben Jahr im Wartestand in Leverkusen, wird Kiraly wieder weniger Zeit haben. „Ich hatte in meiner Karriere immer einen Plan“, sagt er „zum Ende meiner Laufbahn nochmal zu einem Traditionsverein mit solchen fantastischen Fans wechseln zu können, ist perfekt.“
Filippo Cataldo