Kinder an die Macht
Mit den jungen Löwen - wie den Bender-Zwillingen - nun auch gegen Fürth. DFB-Trainer Horst Hrubesch schwärmt, nur 1860-Coach Marco Kurz ist genervt
„Die Welt gehört in Kinderhände, dem Trübsinn ein Ende, wir werden in Grund und Boden gelacht.“ (Herbert Grönemeyer, Kinder an die Macht)
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Trübsinnig waren sie bei Sechzig lange genug. Bis die blauen Babys kamen, die jüngste Löwen-Mannschaft aller Zeiten, die beim FSV Frankfurt mit dem 3:0 vor zwei Wochen die Sechzger aus der gröbsten Krise schossen.
Bei 1860 schimpft keiner auf die Jugend von heute.
Denn auch beim Heimspiel gegen Fürth (Sonntag, 14 Uhr) sollen es die Junioren richten, wegen der Verletzungsmisere der Routiniers. Schwarz (33), Schroth (33), Bierofka (29), Göktan (27), alle Führungsspieler fallen aus, so ruhen die Hoffnungen auf Lars und Sven, den Bender-Zwillingen, Timo Gebhart, Manuel Schäffler (alle 19) und Fabian Johnson (20).
Manche Trainer wären glücklich über so guten Nachwuchs, Marco Kurz aber wirkt genervt bei diesem Thema. „Es gibt keine jungen und keine alten Spieler“, murrte er, „es gibt nur eine Mannschaft. Es ist müßig, nur über die jungen Spieler zu reden.“
Mehr Enthusiasmus zeigte da schon Horst Hrubesch über die Jung-Löwen, die er als Nationaltrainer auch in der U20-Auswahl des DFB betreut. „Der Weg des Vereins ist genau richtig, so machen die Löwen wirklich Spaß“, sagte Hrubesch gestern zur AZ. „Gerade die Benders haben das absolute Zeug zum Führungsspieler, das merkt man schon an ihrer Körpersprache. Dabei ist Lars sicher noch etwas weiter als Sven.“
Und außerdem auch weiter als Gebhart, an dem Hrubesch noch leise Kritik übt. „Timo muss erst noch lernen, dass Fußball auch Arbeit ist. Fabian ist dagegen schon sehr weit, und auch Schäffler kann in der 2. Liga auf jeden Fall mitspielen.“ Und in der ersten?
Das wird noch dauern, meint Hrubesch. Zwei, drei Jahre, so schätzt er, bis die Löwen erstligatauglich sind. Wenn die Jungen so lange bleiben, was Hrubesch inständig hofft: „Gerade die Benders wären gut beraten, wenn sie bei 1860 ihren Weg gehen.“ So lange sind sie hoffentlich das Ende der zweiten Strophe in Grönemeyers Kinder-Lied. Immer für ne Überraschung gut.
F. Kinast, R. Franke