Kevin Volland: "Es wäre fatal, wenn Sechzig absteigt"

München - Der Nationalstürmer Kevin Volland spielte von 2007 bis 2012 für den TSV 1860, ehe er in die Bundesliga zur TSG 1899 Hoffenheim wechselte. Mit der Abendzeitung hat er über die Situation seines Ex-Klubs und seine Zukunft gesprochen.
AZ: Herr Volland, am Sonntag kehren Sie mit Hoffenheim mal wieder nach München in die Allianz Arena zurück. Immer noch etwas Spezielles für Sie?
KEVIN VOLLAND: Das wirkt schon vertraut, wenn man mit dem Bus zum Stadion fährt. Den Weg bin ich mit Sechzig zig Male gefahren. Ich fühle mich da ein bisschen zu Hause. Und gegen den FC Bayern zu spielen ist immer etwas ganz Besonderes. Im Komplettpaket ist das für mich eins der schönsten Spiele im Jahr.
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Volland spürt sein blaues Blut
Ihr blaues Blut spüren Sie also schon noch, wenn es gegen die Roten geht?
Klar, das blaue Blut von Hoffenheim. (lacht) Wegen den Sechzigern eher nicht mehr. Nur weil ich früher bei Sechzig gespielt habe, sehe ich die Bayern nicht mehr als Erzrivalen an.
Sie stecken mit Hoffenheim mitten im Abstiegskampf, da kommt das Bayern-Spiel jetzt nicht unbedingt zum richtigen Zeitpunkt, oder?
Wir haben gegen Bayern nichts zu verlieren, aber wir brauchen jetzt schon Punkte und wollen dort auch was mitnehmen. Gegen Bayern brauchst du aber natürlich einen perfekten Tag.
Bayern? "Das ist die Beste Mannschaft der Welt."
Im Hinspiel haben Sie mit Ihrem Treffer nach neun Sekunden einen Bundesligarekord eingestellt.
Das war schon extrem schnell, da hat alles zusammengepasst. David Alaba hat einen Ball gespielt, Jérome und Manu (Boateng und Neuer; d. Red.) sind ausgerutscht und ich stand genau richtig. Ein Tor würde ich am Sonntag auch gern wieder schießen, es muss aber nicht wieder das schnellste sein.
Macht das gegen Bayern besonders viel Spaß?
Klar. Das ist die beste Mannschaft der Welt.
Die Verletzung von Jérome Boateng war für Sie als Offensivspieler in der Spielvorbereitung sicher auch ein Thema, oder?
Das ist extrem bitter für Jérome, die Bayern und die Nationalmannschaft. Er ist für mich zusammen mit Thiago Silva der beste Innenverteidiger der Welt. Ich kenne ihn ja auch vom Nationalteam, was er spielt, ist schon außergewöhnlich – Wahnsinn. Seine Verletzung ist trotzdem kein Vorteil für uns. Bayern hat mit Badstuber und Martínez auch noch gute andere Spieler. Alaba kann auch Innenverteidiger spielen oder Alonso. Oder sie spielen mit Dreierkette. Der FC Bayern findet immer Lösungen. Das macht es ja so schwer.
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Volland nochmal im Trikot des TSV 1860?
Wie verfolgen Sie denn die Situation des TSV 1860, der sich aktuell - wie Hoffenheim - auf dem vorletzten Tabellenplatz und erneut im Abstiegskampf befindet?
Das ist schon bitter für Sechzig, jetzt schon in der zweiten Saison hintereinander da hinten zu stehen. Wir stehen momentan mit derselben Punktzahl an der gleichen Stelle. Zwar eine Liga höher, aber ich kann mich da sehr gut reinversetzen. Das ist keine einfache Situation, der Druck ist groß. Ich hoffe, dass Sie da unten rauskommen. Die Zweite Liga braucht den Verein, es wäre schade, wenn Sie absteigen würden.
Was würde ein Abstieg für München bedeuten?
Der FC Bayern ist natürlich die Nummer eins in München. Aber durch die Tradition ist Sechzig sehr wichtig für die Stadt. Dieses Sechzig-Bayern-Ding in München macht es ja genau aus. Von daher wäre das fatal.
Mit Ihnen, Julian Weigl, den Bender-Zwillingen und vielen anderen haben es zahlreiche Ex-Sechziger zu Topspielern geschafft. Das wäre schon eine gute Truppe, wenn Sie noch so zusammenspielen würde, oder?
Vielleicht versuchen wir es nach unserer Karriere mal im Traditionsteam gemeinsam… Im Ernst: Sechzig steht für eine super Jugendarbeit. Zu meiner Zeit war es einfach so, dass Sechzig unbedingt Geld gebraucht hat. Dann kommen Erstligisten, die das bieten, was gebraucht wird. Für Sechzig waren diese Transfereinnahmen überlebenswichtig. So war es bei mir oder bei Moritz Leitner. Aber im Nachhinein ist es schon bitter, wenn man sieht, wie sich die Spieler entwickeln und was sie jetzt teilweise wert sind.
Im Sommer bekommen Sie in Hoffenheim mit dem erst 28 Jahre alten Julian Nagelsmann einen neuen Trainer – wie Sie ein ehemaliger Sechziger.
Ich kenne ihn schon sehr lange. Als ich in der U17 von 1860 gespielt habe, war er mein dritter Co-Trainer. Und wie er sich dann entwickelt hat, ist phänomenal. So eine Karriere in dem jungen Alter hinzulegen, jedes Jahr mit der U19 von Hoffenheim im Endspiel zu stehen und einmal Deutscher Meister zu werden. Fachlich ist er einfach überragend und seine Art, wie er Fußball spielen lassen will, passt auch zum Verein.
Die Europameisterschaft 2016 als Ziel
Steht schon fest, wie es für Sie persönlich weitergeht?
Ich konzentriere mich jetzt voll und ganz darauf, dass wir mit Hoffenheim in der ersten Liga bleiben.
Stichwort Sommerplanung. Ist der Trip nach Rio schon fest vorgemerkt und für Sie – als Ex-U21-Kapitän – Olympia eines ihrer Ziele für 2016?
Mein erstes Ziel die EM in Frankreich, für die A-Nationalmannschaft zu spielen ist immer etwas Besonders. Aber Olympia wäre natürlich auch ein Top-Turnier.