Kellerduell gegen den KSC: Das erwartet die Sechzger
München - Glück gehabt, mag manch einer beim TSV 1860 denken. Der MSV Duisburg verpasste am Sonntag einen Sieg in Heidenheim und erspart den Sechzgern damit ein Abrutschen auf den letzten Tabellenplatz. Drei Punkte aber haben die Blauen bereits Rückstand auf den 16. Platz, den der kommende Gegner aus Karlsruhe einnimmt.
Mit dem KSC erwarten die Löwen eine Wundertüte. Die Badener haben sich auch am 11. Spieltag der zweiten Liga noch nicht vom Relegations-Schock erholt. Scheinbar aufgestiegen, mussten sie kurz vor Schluss des Relegations-Rückspiels den entscheidenden Gegentreffer hinnehmen. Die Folgen sind bekannt: Platz 16.
Weder von der sicheren Defensive, noch von der kombinationsstarken Offensive aus der Vorsaison ist beim KSC derzeit etwas zu sehen. Das Potential für mehr liegt aber weiterhin in der Mannschaft. Das weiß auch 1860-Kapitän Christopher Schindler und warnt: "Sie haben eine große Qualität."
Eine Übersicht über den kommenden Gegner der Löwen:
Transfers
Der wichtigste Abgang des KSC dürfte Reinhold Yabo sein. Den 23-Jährigen zog es nach Auslaufen seines Vertrags nach Österreich zu RB Salzburg. Den zentralen Mittelfeldspieler konnten die Karlsruher bisher qualitativ nicht ersetzen.
Mit Zweitliga-Torschützenkönig Rouwen Hennings ließen die Karlsruher ihren besten Stürmer ziehen, bekamen aber 2,5 Millionen Euro vom FC Burnley überwiesen. Die ursprüngliche Nachbesetzung, der 22-jährige Leihspieler Dimitrios Diamantakos von Olympiakos Piräus, konnte bislang verletzungsbedingt nicht für den KSC auflaufen. Dafür kam Erwin Hoffer ablösefrei von Fortuna Düsseldorf und läuft bislang als Mittelstürmer auf.
Am meisten Geld verdienten die Karlsruher in der Transfer-Periode mit Linksverteidiger Philipp Max (21). Der Sohn des früheren Löwen-Spielers Martin Max wurde für 3,8 Millionen Euro an den FC Augsburg verkauft.
Die millionenschweren Transfereinnahmen investierten die Karlsruher nicht in neue Spieler: Alle Neuzugänge sind Leihen oder ablösefreie Spieler.
Trainer
Mit Markus Kauczinski hat der KSC ein Urgestein an der Seitenlinie. Der Gelsenkirchener ist seit 14 Jahren im Verein und arbeitete sich zunächst als Jugendtrainer, dann als Coach der zweiten Mannschaft nach oben. Zwei Mal betreute der 45-Jährige interimsmäßig die Profis, ehe er nach Erhalt seiner Trainer-Lizenz das dritte Mal dauerhaft angestellt wurde.
Nach dem Abstieg 2012 ging Kauczinski den Weg in die dritte Liga mit und führte das Team zum direkten Wiederaufstieg. Danach sorgte der KSC mit technisch anspruchsvollem Spiel für Aufsehen und konnte oben mitspielen. Kauczinski lässt sein Team viel laufen und früh pressen, was in der vergangenen Saison einigen Gegnern Probleme bereitete. Bei der 0:3-Niederlage der Löwen am 34. Spieltag in Karlsruhe waren die Sechzger dieser Art von Fußball deutlich unterlegen.
Nach seinem Abgang im Sommer 2016 dürfte Kauczinski für Bundesligisten eine interessante Option sein.
Tor: Beständige Größe
Seit vier Jahren steht KSC-Kapitän Dirk Orlishausen unangefochten im Tor. Auch er blieb nach dem Abstieg im Verein und nimmt eine wichtige Führungsrolle ein. Wie viele andere Spieler machte er nach dem Wiederaufstieg in die zweite Liga einen Sprung nach vorne. Besonders mit seiner Größe von 1,97 Metern eine echte Herausforderung für gegnerische Stürmer.
Abwehr: Nicht mehr die Stärke des KSC
In der Innenverteidigung spielt das Duo Manuel Gulde und Jan Mauersberger. Ursprünglich war Daniel Gordon dafür fest eingeplant - der Jamaikaner fällt aber wegen eines Innenbandteilrisses im linken Knie aus. In der vergangenen Saison bestach der KSC vor allem durch seine sichere Defensive. In zehn Spielen haben die Karlsruher nun aber bereits 18 Gegentore hinnehmen müssen.
Als Max-Ersatz spielt mittlerweile der körperlich starke Dennis Kempe, der aber das abgewanderte Talent technisch nicht ersetzen kann. Auf der rechten Seite haben die Karlsruher mit Enrico Valentini einen souveränen Rechtsverteidiger, der zuletzt in Heidenheim mit einem Freistoßtor in der Schlussminute einen Punkt rettete.
Mittelfeld: Großes Potential - bislang ungenutzt
Im Mittelfeld werden die Probleme der Karlsruher deutlich. Im Vergleich zur Vorsaison fehlt ihnen Yabo als "Achter", die Flügelspieler befinden sich in gänzlich schwächerer Form.
Um ähnlich technisch anspruchsvolle Konter einzuleiten, wie in der Vorsaison, oder knifflige Spielsituationen lösen zu können, fehlt den Karlsruher ihr Dreh- und Angelpunkt aus der letzten Saison. Der Abgang von Reinhold Yabo wurde nicht adäquat nachbesetzt.
Es versuchten sich als "Achter" bereits mehrere Spieler: Der erfahrene Gaetan Krebs konnte dabei aber ebenso wenig überzeugen, wie "Zerstörer" Dominic Peitz oder Abräumer Jonas Meffert. Neuzugang Grisch Prömel tat sich hier bislang noch am besten hervor und wird wohl auch gegen die Löwen auflaufen.
Das 21-jährige Mittelfeld-Talent Meffert fällt wegen einer Adduktorenverletzung aus.
Auf dem Flügel tauchten die Hoffnungsträger Hiroki Yamada (26) und Manuel Torres (24) in dieser Saison bislang regelrecht ab. Dafür hat sich der junge Boubacar Barry (19) zuletzt als Stammkraft etabliert und Torres verdrängt. Der deutsche U-20-Nationalspieler musste sich bislang an die Gangart der zweiten Liga gewöhnen, ist technisch aber längst auf Top-Niveau der zweiten Liga.
Dimitrij Nazarov spielt im Zentrum hinter Sturmspitze Erwin Hoffer. Nazarov ist ein schussstarker Spieler, der sich mit dieser Qualität, aus der Ferne abschließen zu können, im Mittelfeld des KSC hervor tut.
Im Mittelfeld liegt das größte Potential des Löwen-Gegners. Die umformierte Abwehrreihe der Löwen könnten die Karlsruher Mittelfeld-Spieler kräftig durcheinander wirbeln. Zuletzt bekamen die Sechzger das am letzten Spieltag der vergangenen Saison zu spüren. Aber bislang steckt viel Sand im Getriebe des KSC-Mittelfelds, das nicht mehr so konterstark und gefährlich auftritt, wie in der vergangenen Saison.
Sturm: Hoffer ist gleich Hennings?
Die Befürchtung war groß, den kurz vor Ende der Transferfrist abgewanderten Hennings nicht ersetzen zu können. Mit Erwin Hoffer haben die Karlsruher einen neuen Torjäger, der ganz ähnlich wie Hennings spielt: Mit viel Körpereinsatz und immenser Laufarbeit. Bislang kommt der alternativlose KSC-Stürmer damit auf drei Treffer.
Mit Diamantakos (Oberschenkelverletzung) und Manzon (Bluterguss) fallen mögliche Ersatzspieler für Hoffer aus. Der 20-jährige Pascal Köpke erhielt bislang kaum Chancen.
Mit hohen Bällen auf Hoffer wird der KSC die Sechzger nicht fordern - viel mehr ist das schnelle Kombinationsspiel nach vorne die Stärke der kommenden Löwen-Gäste.