Keine Heuschrecken für den Arbeiterklub
Wie die neuen Bosse neues Kapital für die Löwen auftreiben wollen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum neuen Löwen-Präsidium.
MÜNCHEN Sie wollen einen Neuanfang, das Lagerdenken überwinden, den Generationswechsel bei 1860 vollziehen. Außerdem so schnell wie möglich frisches Kapital beschaffen, damit Geschäftsführer Stefan Reuter eine starke Mannschaft aufbauen kann, die bald wieder „dort spielt, wo wir hingehören“, wie der neue 1860-Präsident Rainer Beeck sagt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum neuen Löwen-Präsidium:
Welche Rolle hat Franz Maget? Der SPD-Fraktionschef im Landtag hat bei 1860 nun endgültig die Rolle des Strippenziehers übernommen. Außerdem ist er die Integrationsfigur im Verein. Es war Maget, der die Ablösung von Lindes im Hintergrund vorbereitet und mit den neuen Kandidaten gesprochen hat. „Ab sofort geht es nur noch voran mit 1860“, sagt Maget. Der Vizepräsident setzt nun auf voll auf eine schlanke Verwaltungsstruktur bei 1860 und schnelle Entscheidungen. „Wir dürfen uns nicht mehr gegenseitig blockieren“, sagt er, „wir müssen jetzt so schnell wie möglich Kapital beschaffen und den sportlichen Erfolg organisieren.“ Dass er als Politiker – genau so wie seine beiden Präsidiumskollegen weniger Zeit für den Klub haben wird als das Gespann Linde/Wettberg, ficht Maget nicht an, allerdings sagt er auch. „Es geht um Qualität, nicht Quantität.“
Wieso fehlte der zweite Vizepräsident Michael Hasenstab bei der Vorstellung am Dienstag? Der 38-jährige Investment-Banker Hasenstab ließ sich wegen eines wichtigen Geschäftstermins, den er wegen der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz nicht absagen konnte, entschuldigen. Hasenstab ist gebürtiger Ismaninger, sein Großvater Adolf spielte von 1953 bis 1957 für die Löwen. Hasenstab lebt abwechselnd in London und Ismaning. In der Vergangenheit erarbeitete Hasenstab für 1860 ein paar Konzepte zur Beschaffung von Kapital, so stammt etwa Ziffzers Genussschein-Plan aus seiner Feder.
Tritt das neue Präsidium das Amt mit neuen Investoren im Rücken an? Nein. „Es gibt verschiedene Interessenten, die investieren wollen“, sagt Beeck, allerdings müssten deren Konzepte nun geprüft werden. Zwar brauche der Verein dringend Kapital, um die Mannschaft zu verstärken, doch die eigene Identität wolle man nicht verscherbeln. „1860 ist ein Arbeiterklub. Da werden wir nicht zulassen, dass Heuschrecken bei 1860 einsteigen“, sagt Beeck. Der Investoren-Gruppe um den Ex-Löwen Micky Stevic erteilte Beeck ebenfalls indirekt eine Absage: „Da gibt es einige Probleme, die verlangen einen Gremienvorbehalt.“ Die Unabhängigkeit der Gremien müsse aber erhalten bleiben.
Kommt Ex-Geschäftsführer Stefan Ziffzer zurück? Ganz klares Nein. „Ich kenne kein Unternehmen, in dem so eine Aktion folgenlos geblieben wäre“, sagt Beeck. „Ich persönlich war entsetzt, als ich im Urlaub davon gehört habe.“ Ziffzers Position soll nun übrigens nicht mehr neu besetzt werden. Für seine sachliche Arbeit wurde Ziffzer aber ausdrücklich gelobt. Außerdem setzt das neue Präsidium, anders als von Linde, auf „Ertragserhöhung statt auf eine weitere Kostenreduktion.“ Das gleiche Konzept also, das auch Ziffzer immer gepredigt hatte.
Wie sieht Stefan Reuters Rolle aus? Der Weltmeister wurde vom neuen Präsidium eindeutig gestärkt. Reuter soll alleiniger Geschäftsführer bleiben. Um die Finanzen kümmert sich weiter 1860-Prokurist Markus Kern. Außerdem wird er noch von Beeck und Hasenstab unterstützt. Reuter soll dem Präsidium helfen, neue Geldgeber zu finden. „Ich Freude mich sehr auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Präsidium, ich bin überzeugt, dass wir die schwere Aufgabe zusammen schaffen werden“, sagt Reuter.
Bleibt Hauptsponsor Trenkwalder? Es sieht so aus. Beeck telefonierte Dienstag Vormittag mit Trenkwalder und Premiumpartner Hacker Pschorr. „Ich habe unser Konzept vorgestellt und ein sehr positives Feedback bekommen“, so Beeck.
Wird die Delegiertenversammlung im Herbst das Präsidium bestätigen? „Auf jeden Fall“, sagt Pro 1860-Sprecher Hans Vonavka. „Wir tragen die Lösung mit. Schließlich haben wir zum ersten Mal wirklich ein Präsidium, dass wirklich unabhängig ist.“ Auch die Arge steht hinter Beeck und seinen Kollegen.
F. Cataldo, T. Klein