"Kein böses Blut": TSV-1860-Neuzugang Kwadwo hat Fanliebling Lang vorerst abgehängt
München - Bei den Kwadwos, da dreht sich alles um den Sport. Der Vater ist fußballbegeistert, die Mutter hat einen Faible für die Leichtathletik, da kam es, wie es kommen musste – die Kids entdeckten den Leistungssport für sich.
"Wir unterstützen uns gegenseitig extrem", sagt Leroy, der seit knapp zwei Wochen beim TSV 1860 unter Vertrag steht, über sich und seine beiden Schwestern Yasmin und Keshia, die 100-m-Sprinterinnen auf nationalem Top-Niveau.
TSV-1860-Neuzugang Leroy Kwadwo: "Ich bin die 100 Meter schon unter elf Sekunden gelaufen"
Die Sprintergene seiner Geschwister – Yasmin war sogar zweimal bei Olympia – trägt auch Leroy Kwadwo in sich. "Ich bin die 100 Meter schon unter elf Sekunden gelaufen, das ist aber ewig her. Zum Leidwesen meiner Mutter habe ich mich für Fußball entschieden", erzählt er schmunzelnd. Gut für den TSV, der nun über einen zum Löwen mutierten Speedy Gonzales verfügt.
Sechzigs Speedy Kwadwo? Passenderweise hat er einen Blitzstart hingelegt. Der zwölfte Neuzugang der Blauen in diesem Sommer war erst gut eine Woche vor Saisonstart verpflichtet worden, stand dann aber etwas überraschend statt Niklas Lang in der Startelf beim 2:0 gegen Waldhof Mannheim.
Leroy Kwadwo überzeugt beim TSV 1860 mit Stärke, Erfahrung und Grundschnelligkeit
Und wie auch die AZ-Note 2 dokumentierte, zahlte der 26-Jährige das Vertrauen von Trainer Maurizio Jacobacci mit einer starken Vorstellung samt Szenenapplaus zurück. "Es hat mich gefreut", sagt Kwadwo, "dass ich Eindruck hinterlassen konnte. Der Einstieg war nicht der schlechteste."
Tatsächlich waren kaum Anpassungsprobleme auszumachen – und im Zweikampf mit dem Sechzger Eigengewächs um die Position neben Kapitän Jesper Verlaat hat Kwadwo einen Vorteil. Was auch daran liegt, dass der linke sein starker Fuß ist. "Das war mit seiner Erfahrung und der Grundschnelligkeit ausschlaggebend", erklärt Jacobacci.
Abwehr-Duell mit Niklas Lang: Konkurrenzkampf um den Platz in der Startelf
Für Lang, der im Sommer erst seinen Vertrag bis 2026 verlängert hat, war es ein bitterer Moment, gehörte der Platz doch während der Vorbereitung durchgehend ihm. "Ich glaube nicht, dass es böses Blut gibt, wir haben uns gut verstanden von Anfang an", meint Kwadwo.
Konkurrenz belebt das Geschäft, so beurteilt das der gebürtige Hertener mit ghanaischen Wurzeln. "Ich sehe den Zweikampf positiv, ich bin ein Mensch, der so was braucht." Nicht zuletzt, wenn am Ende das Pendel auf die eigene Seite ausschlägt. Für Lang (21) dagegen ist wohl Geduld gefragt. Jacobaccis Lob spricht Bände. "Die Abwehrkette hat im Block eine sehr gute Teamleistung gebracht. Wir haben uns ganz wenige Fehler hinten erlaubt", fand der Löwen-Dompteur.
Der Teamgeist, ergänzt Kwadwo noch, dürfe unter einem solchen Duell eh nicht leiden. "Es gibt immer gewisse Kämpfe um Positionen. Um erfolgreich Fußball zu spielen, muss sich jeder mit jedem in die Augen schauen können - und das kann ich. Am Ende des Tages liegt es am Trainer, der entscheidet, wer spielt."
Leroy Kwadwo über den TSV 1860: "Verein hat riesengroße Strahlkraft"
Kwadwo ist also nicht nur rasant aus den Startblöcken gekommen, um im Sprinterjargon zu bleiben, er liegt auch auf den nächsten Metern vorn. Ob er über die ganze Strecke und im Ziel auch diese Nase vorn hat? "Ich versuche meine Leistung zu beeinflussen, alles andere liegt nicht in meinen Händen."
Jacobacci kann das Rangeln um die Positionen nur recht sein – und die Haltung Kwadwos. "Wir haben ein Privileg, deshalb sollte man auch immer für den Mitspieler alles geben."
Ein Privileg, in dessen Genuss er selbst als 21-Jähriger relativ spät kam. Bei der U23 von Fortuna Düsseldorf spielte Kwadwo, als der damalige Fortuna-Coach Friedhelm Funkel, einst auch bei den Löwen tätig, ihn zu den Profis holte. "Ich habe ein paar Testspiele gemacht, da habe ich gemerkt, dass der nächste Schritt möglich ist", erzählt er.
Was folgte, waren Stationen bei den Würzburger Kickers, Dynamo Dresden – jeweils mit Zweitliga-Aufstieg (!) – und dem MSV Duisburg. Nun also 1860. "Der Verein hat riesengroße Strahlkraft, Sechzig ist was Besonderes", sagt Kwadwo, der ein wichtiges Einstellungskriterium erfüllt: "Ich bin gegen Bayern, war ich auch vorher schon."