Karim Matmour beim TSV 1860 München aussortiert: Der wütende Vitor

Löwen-Trainer Pereira sortiert vor dem Spiel gegen Union Matmour aus – und zeigt sich auch sonst von seiner harten Seite.
von  Patrick Mayer
Öfters mal durchaus grantig: Vitor Pereira.
Öfters mal durchaus grantig: Vitor Pereira. © imago/Philippe Ruiz

München - Es war eine Art Soft-Wutausbruch. Vitor Pereira zog die Augenbrauen weit nach oben, sein Blick ernst, fragend. Die Hände hatte der Trainer des TSV 1860 stoisch übereinander gefaltet. Dabei redete er in diesem seicht harten Tonfall, wie es nur Portugiesen tun. Silbe um Silbe betonte der 48-Jährige. Er wolle nicht mehr über Personalien reden, erklärte er, "sonst ist die Pressekonferenz hiermit beendet". Ruhe im Raum. Pereira hatte noch immer die Hände gefaltet, die Augenbrauen zog er langsam wieder nach unten.

Baldige Trennung von Matmour?

Pereira sprach am Donnerstag vor dem Auswärtsspiel bei Union Berlin (Freitag, 18.30 Uhr/Sky), das er als "sehr guten Test für uns" bezeichnete, über den Gegner, seinen Spielstil – und darüber, was ihm so gar nicht passt. Das Aufreger-Thema auf dieser Pressekonferenz: angebliches Mobbing. Ein Journalist wollte vom portugiesischen Coach wissen, was denn nun dran sei an dem Gerücht, dass Karim Matmour gemobbt werde. Pereira besänftigte nicht, im Gegenteil, er erklärte den algerischen Profi als untauglich. "Er ist für mich ein klassischer Zehner und ich habe in meinem System keinen Platz für einen Zehner. Für die Außen ist er zu langsam und auch für das Spiel von Box zu Box ist er nicht geeignet", sagte Pereira. "Ich habe ihm das mitgeteilt, alles Weitere liegt beim Verein."

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Klingt nach einer baldigen Trennung, vermutlich in Form einer Vertragsauflösung. Das Signal: Pereira greift hart durch. Spieler, die nicht zu seinem Fußball passen, haben bei Sechzig künftig nichts verloren. So hielt es einst sein Freund Pep Guardiola beim FC Bayern ein paar Straßen weiter, so hält es Pereira jetzt bei den Löwen. Die Pressekonferenz dauerte keine Viertelstunde. Er nutzte diese für eine unmissverständliche Botschaft: Seine Linie ist hart und wird es auch bleiben. Egal, wer ihm gegenübersteht.

Pereira reagiert grantig

Dabei schreckt der Mann mit den vielen Gesichtern, der sehr höflich und mitunter humorvoll sein kann, offenbar nicht davor zurück, Spieler öffentlich anzuprangern. Stichwort Höflichkeit: Einen Journalisten, der bezüglich Matmour nachhaken wollte, ließ er wissen: "In Portugal bin ich dazu erzogen worden, dass man einem in die Augen schaut, wenn man einem Fragen stellt." Wieder Ruhe im Raum. Pereira? Die Hände übereinander gefaltet! Keine Fragen zu Spielern also. Auch nicht zu Frank Boya, zu dem er partout nicht verraten wollte, ob er in Berlin erstmals im Kader steht.

"Wissen Sie denn um die Euphorie in der Stadt?", lautete also die nächste Frage. Pereira wäre nicht Pereira, beließe er es bei einer Phrase. "Ich merke die Emotionen um den Klub herum. Ich will jetzt aber auch bewirken, dass der Verein intern stark wird", sagte er. "Dafür brauchen wir eine positive Stimmung, wir brauchen die Fans. Das alles brauchen wir für unser Ziel, in eineinhalb Jahren in der Bundesliga zu spielen." Wer ihn so reden sah, hatte keinen Zweifel: Da vorne saß ein Mann, der weiß, welchen Widerklang seine Worte bewirken.

Dieses Signal dürfte längst bei Gegner Union angekommen sein, das nach der Winterpause aus vier Spielen zehn Punkte holte. Pereira: "Ich will mehr, werde nie zufrieden sein. Ein ambitionierter Trainer wird nie zufrieden sein." Damit war die Pressekonferenz dann auch wirklich beendet. Pereira faltete die Hände auseinander. Zeit für die Abreise. Pereira hatte fertig. Für diesmal.

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