Kapitän Vallori wehrt sich: Ich bleibe - basta!

Löwen-Kapitän Guillermo Vallori pocht auf seinen Arbeitsvertrag und betreibt Eigenwerbung. Ist das wirklich sein letztes Wort? Es darf bezweifelt werden – denn für Manager Poschner spielt der Spanier keine Rolle.
München - Rund sieben Wochen herrschte auf seiner Facebook-Seite Stillstand. Er hielt sich zurück, wandte sich über sein Lieblingskommunikationsmittel ungewohnt lange nicht an die knapp 6000 Fans, die seine Einträge auf der Online-Plattform verfolgen. Nun, nach dem Saisonende, hat das Warten ein Ende.
Gerhard Mayrhofer, Präsident der Löwen, verfasste keinen normalen Eintrag, vielmehr einen Aufsatz. Unter anderem ist darin zu lesen: „Wir haben neue kraftvolle Strukturen geschaffen, als Grundlage für Professionalität und einer Kultur des Miteinanders.“ Die Frage, die bleibt: Wer gehört in der kommenden Saison noch zu diesem Miteinander? Am großen Umbruch der Mannschaft besteht kein Zweifel mehr, die Löwen hoffen, sich auch von einigen Spielern trennen zu können, deren Verträge noch laufen.
Ganz oben auf Gerhard Poschners Streichliste befindet sich Guillermo Vallori – der Kapitän, der irgendwie keiner mehr ist. Der Mann, der von Interimstrainer Markus von Ahlen degradiert und die letzten vier Saisonspiele entweder auf die Tribüne oder Bank gesetzt wurde. Also ein geeigneter Streichkandidat? Mitnichten – meint Vallori. Ein vorzeitiger Abschied?
Lesen Sie auch: Mayrhofers Fazit: "1860 sieht heute ganz anders aus"
Unvorstellbar. Im Gegenteil. Gegenüber der AZ wehrt sich der 31-Jährige nun: „Es kommt für mich nicht in Betracht, den Verein zu verlassen. Ich habe auch in der kommenden Saison noch einen Vertrag hier in München, somit gibt es da keine Diskussionen.“ Noch habe der Verein auch nicht mit ihm gesprochen. Nach Valloris Ansicht ist das aber auch gar nicht nötig.
Der Spanier setzt nun auf den neuen Trainer, den die Löwen verpflichten werden. „Es beginnt alles von neuem. Jeder Fußballer hat mal so eine Krise. Bei mir darf man aber auch nicht vergessen, dass ich die ersten 30 Spiele der letzten Saison allesamt gespielt habe.“ Und zwar über 90 Minuten.
Dennoch erinnert seine Situation an die in Zürich, seinem Ex-Verein. Auch dort war er über lange Zeit unangefochten, bis ihn sein ehemaliger Trainer Ciriaco Sforza plötzlich nicht mehr berücksichtigte – und Vallori flüchtete. „Die Entscheidung von Sforza habe ich damals nicht verstanden. Aber es war eine andere Situation. Damals wurde ich direkt in die zweite Mannschaft geschickt. Es bestand gar keine Kommunikation mehr.“ In München sei das anders. Und so hat er Hoffnung auf die Rückkehr als Stammspieler in die Innenverteidigung. „Ich glaube an mich! Ich habe die Unterstützung der Fans, wenn auch nicht von allen. Aber das ist auch meistens nicht möglich.“
Wenn Vallori will, ist Sportdirektor Gerhard Poschner machtlos. Dann wird der Manager Recht behalten mit seinen Worten, die er kürzlich sagte: „Ich werde keine Verträge brechen. Ich kann keinem vorschreiben, den Klub zu verlassen.“ Vallori, der vor zweieinhalb Jahren im Winter an die Grünwalder Straße kam, denkt jedenfalls nicht an Abschied – höchstens von seiner Kapitänsbinde. Die bekam er vor der vergangenen Saison vom damaligen Trainer Alexander Schmidt übergestreift, er beerbte damit Benny Lauth.
Doch die Tatsache, dass Vallori zuletzt nicht zur ersten Elf gehörte, lässt auf einen Wechsel schließen. „Das ist mir völlig egal, ob ich noch Kapitän bin. Ich mache kein Theater, wenn sich der Trainer gegen mich entscheiden sollte, ich kann auch ohne Binde spielen. Es macht mich jetzt schon stolz, dass ich ein Jahr Kapitän bei 1860 sein durfte. In zehn Jahren blättert man in den Geschichtsbüchern und liest dann meinen Namen.“