"Jubiläumstalk" der Löwen: Stadionfrust in Riem
MÜNCHEN - Die enttäuschende Saison ist vorbei, die Feierwochen zum 150. Geburtstag stehen an. Wer aber denkt, die Löwen-Fans sind fortan wieder besser auf ihren Verein zu sprechen, der irrt: Zum Feiern ist ihnen nicht zu Mute.
Das wurde am Dienstagabend offensichtlich. Der TSV 1860 lud zum „Jubiläums-Fantreff“ in die Riem-Arcaden, Präsident Rainer Beeck, Vize Franz Maget und Löwen-Profi Stefan Aigner waren gekommen – in der Erwartung eines freundlichen Plauschs. Zwar frohlockte Maget gleich zu Beginn, dass er für nächste Saison „viel Hoffnung“ habe, weil die „Mannschaft wieder Spaß daran hat, zusammen zu spielen und zusammen zu gewinnen.“ Doch schon nach ein paar Minuten, als die ersten Fans ihre Fragen loswurden, gerieten die beiden Löwen-Vorständler regelrecht unter Beschuss. Das einzige Thema dabei: der Stadionfrust.
Je mehr Fragen auf Beeck und Maget einprasselten (alle nach dem Tenor, wie man sich mit Blick auf den FC Bayern nur in so eine ungünstige Situation bringen konnte), desto mehr tat einem der hilflos wirkende Vorstand leid. „Wir wundern uns doch auch, wie es dazu kommen konnte. Aber wir können die Vergangenheit leider nicht ändern“, sagte Beeck, dem mitten im Gespräch drei weibliche Fans 500 Unterschriften für eine Vertragsverlängerung von Verteidiger Torben Hoffmann in die Hand drückten. Und Maget ergänzte: „Wir leiden heute darunter, dass man damals eine Situation wie in Mailand haben wollte. Mit zwei starken Klubs im gleichen Stadion. Aber bitte, 1860 ist doch nicht Inter Mailand. Heute sind wir als Juniorpartner in einer unbefriedigenden Lage."
Magets Wehklagen ging so weit, dass er sagte: „Für uns wäre es sogar billiger, wenn wir zu den Heimspielen gar nicht antreten würden. Denn jedes Spiel in der Arena kostet uns mehr, als wir durch die Zuschauer einnehmen.“
Den Gästen stießen solche Worte bitter auf. „Jetzt vergrault Ihr auch noch die Zuschauer", rief eine Frau. Ein anderer Löwen-Fan meinte: „Ihr verkauft Eure Identität, das dürft Ihr nicht machen.“ Ein weiterer brummte: „Lasst die Löwen nicht untergehen.“
Marco Plein