Johnson: Entweder Rekordablöse, Verlängern oder ab auf die Tribüne

1860-Coach Ewald Lienen ist ein Mann mit Prinzipien. Die aktuelle Transferpolitik von Beratern und jungen Spielern regt ihn so sehr auf, dass er sogar bereit wäre, eines seiner größten Talente auf die Tribüne zu setzen.
von  Abendzeitung
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MÜNCHEN - 1860-Coach Ewald Lienen ist ein Mann mit Prinzipien. Die aktuelle Transferpolitik von Beratern und jungen Spielern regt ihn so sehr auf, dass er sogar bereit wäre, eines seiner größten Talente auf die Tribüne zu setzen.

In Schweden läuft für Fabian Johnson gerade alles bestens. Im Halbfinale der U21-EM am Freitag gegen Italien spielte der Löwen-Allrounder 90 Minuten durch. Johnson hat gute Chancen, auch im Finale gegen England am Montag von Beginn an zu spielen. Zu Hause in München hat Johnson aber bei seinem Trainer Ewald Lienen ein wenig für Verstimmung gesorgt.

Johnsons Vertrag läuft 2010 aus, Werder Bremen hat den Löwen bereits ein Angebot vorgelegt für einen sofortigen Wechsel. Auch Wolfsburg soll interessiert sein, scheint aber durch die hohe Ablöseforderung der Löwen - angeblich zwischen 3,5 und 4 MIllionen Euro - abgeschreckt. Lienen gefällt das Geschacher gar nicht. In einem Interview mit der "SZ" drohte er nun, Johnson auch auf die Tribüne zu setzen, wenn er seinen Vertrag jetzt nicht verlängern würde. "Entweder wir geben ihn jetzt teuer ab - oder wir verlängern sofort den Vertrag! Leute wie Johnson sind das Kapital des Vereins. Jetzt kommen Klubs und sagen: Okay, wenn Ihr zu viel wollt, nehmen wir ihn 2010 ablösefrei", sagte Lienen.

Und genau das möchte Lienen verhindern. "Hier wird sich einiges ändern. Wenn ein Spieler und sein Berater meinen, dass man nach sieben Jahren Ausbildung ablösefrei gehen kann, wird er bei uns nie mehr spielen. Das gehört künftig zur Philosophie bei 1860. Wer hier groß wurde, der muss den Anstand haben, etwas zurückzugeben. Sonst reagieren wir kompromisslos", sagt er, und ergänzt: "Wir wollen und werden ihn halten, es sei denn, es wird eine angemessene Summe aufgerufen, die uns an anderer Stelle hilft." Lienen hatte sich bereits vor einigen Wochen aufgeregt, als Verteidiger Julian Baumgartlinger, der unter seinen Vorgänger keine Rolle gespielt hatte, ablösefrei zu Austria Wien wechselte. .

In Bezug auf Johnson möchte er nun offenbar ein Exempel setzen. "Das ist total korrektes Verhalten, nicht im Geringsten Erpressung. Diese Haltung ist die einzige Möglichkeit für 1860, zu überleben", erklärte Lienen der "SZ". Der SC Freiburg habe so "jahrelang in der ersten Liga überlebt, weil es dort diese innere Solidarität gab und man für alle ausgebildeten Talente entschädigt wurde. Wir reden ja nicht davon, dass Johnson zu Arminia Bielefeld wechseln soll, sondern zu einem Klub, der nicht weiß, ob er diese Saison 25 oder 35 Millionen ausgibt, die zahlen einen Johnson aus der Portokasse. Nein, ich investiere nicht ein Jahr Arbeit in einen Spieler, damit er 2010 kostenlos geht und mir dann durch mein Fernsehbild läuft", so Lienen.

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