"Jetzt fahren wir die Ernte ein": Der Umbruch des TSV 1860 ging voll auf
München - Bis weit in den Sommer hinein herrschte Unklarheit an der Grünwalder Straße 114. Wer würde in der neuen Saison für den TSV 1860 auflaufen können – und wer nicht? Weit mehr als ein Dutzend Verträge liefen zum Ende der Spielzeit aus, die Kaderplanung lag aufgrund der Corona-Pandemie über Wochen hinweg auf Eis. Die Löwen waren also zum Improvisieren gezwungen, ein Umbruch war unumgänglich.
Die Liste der Abgänge war so lang wie prominent: Sechzig musste unter anderem Efkan Bekiroglu, Aaron Berzel, Timo Gehbart und Felix Weber ziehen lassen – immerhin konnte der unverzichtbare Alpha-Löwe und Torgarant Sascha Mölders gehalten werden. Die frei gewordenen Kaderplätze wurden zum Teil mit Talenten aus dem eigenen Unterbau aufgefüllt, hinzu kamen insgesamt fünf externe Neuzugänge.
Umbruch im vergangenen Sommer: Köllner sieht sich bestätigt
Trotz der schwierigen Umstände hat sich die Mannschaft bereits früh in der Saison gefunden und begeistert bisweilen mit spektakulärem Fußball. Vier Spieltage vor Schluss können sich die Löwen als Vierter noch berechtigte Chancen auf den Aufstieg ausrechnen - auch weil die Balance im Team stimmt. Sechzig stellt neben Dynamo Dresden mit 29 Gegentreffern das defensivstärkste Team der Liga, 62 eigene Treffer bedeuten ebenfalls einen absoluten Top-Wert.
Gegenüber "München TV" gewährte Trainer Michael Köllner zuletzt einen Einblick in die Gedankengänge hinter der Kaderplanung. Er und Sportchef Günther Gorenzel hätten bewusst eine Mannschaft zusammengestellt, "die Potenzial hat und im Laufe der Saison noch Sprünge machen kann. Momentan sieht man, dass wir da richtig gelegen sind."
TSV 1860: Die Mischung im Team stimmt
Nach phasenweisen Leistungsschwankungen in der ersten Saisonhälfte zeigt sich die Mannschaft insbesondere in den vergangenen Wochen sehr konstant und eingespielt. Die bis dato letzte Niederlage gab es beim 0:1 gegen den MSV Duisburg Anfang März, aus den sieben Spielen seitdem holte Sechzig 19 von 21 möglichen Punkten.
"Wir haben im Sommer einen großen Umbruch vollzogen mit 18 Spielern, die nicht mehr an Bord sind, und vielen jungen Spielern das Vertrauen gegeben", sagt Köllner weiter. Die Mischung innerhalb der Mannschaft stimmt: Erfahrene Routiniers wie Sascha Mölders (36), Stephan Salger (31) oder Marius Willsch (30) harmonieren in dieser Saison sehr gut mit der mittlerweile voll etablierten Generation um Erik Tallig (21) oder Dennis Dressel (22).
TSV 1860 jetzt schon besser als in der vergangenen Saison
Dass sich das Team voll auf seine Entwicklung fokussieren konnte, hat auch mit der Ruhe im Umfeld zu tun. Nach Jahren der Grabenkämpfe zwischen den Gesellschaftern herrscht seit Monaten Frieden an der Grünwalder Straße. Auch das habe man vor der Saison forciert, wie Köllner erklärt. "Wir haben uns nicht umsonst vor der Saison das Motto 'Ein Team – ein Weg' gesetzt", meint der Oberpfälzer: "Ich erkenne im Verein, ob bei Investor Hasan Ismaik, beim Präsidium um Robert Reisinger oder unserem Hauptsponsor 'die Bayerische', dass jeder alles dafür tut, dass wir sportlich erfolgreich sind."
Wie erfolgreich, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Was schon jetzt klar ist: In Sachen Punkte und Tabellenplatz werden die Löwen in dieser Saison deutlich besser abschließen als noch in der vergangenen. Wer hätte das schon gedacht im vergangenen Umbruch-Sommer?
