Jeder gegen Jeden bei TSV 1860! In der Sechzig-Chefetage kracht es auf allen Ebenen
München - Vorhang auf für das nächste Kapitel im Löwen-Zirkus! Wer glaubte, der jüngste Konflikt auf der Schaubühne TSV 1860 ebbe ab, der hat sich getäuscht. Nach wie vor schlagen die Ereignisse rund um die Freistellung von Ex-Trainer Michael Köllner hohe Wellen – und inzwischen steht Sportchef Günther Gorenzel anscheinend bei beiden Gesellschaftern auf dem Abstellgleis.
Wie auf die Weise überhaupt sportlich Ruhe einkehren und die Saison vernünftig zu Ende gebracht werden soll, ist ein Rätsel. Geschweige denn, dass die kommende Spielzeit vorausschauend geplant werden kann. Aber der Reihe nach.
TSV-1860-Investor Hasan Ismaik: Vernichtende Kritik an Günther Gorenzel
Hasan Ismaik hat gegenüber der "SZ" bekräftigt, dass die Investorenseite Gorenzel als den zentralen Schuldigen der aktuellen Misere sieht. "Er hat die Strategie entwickelt", sagt Ismaik, "und die Teamzusammenstellung beeinflusst. Wenn man jemandem Jahr für Jahr ein Ziel setzt und ihm die Mittel gibt, es zu erreichen, und er schafft es nicht, wird er es nie schaffen. Das ist klar."
Zur Einordnung dieser vernichtenden Kritik gehört aber, dass Gorenzel vor der Saison gelobt wurde für jene Zusammenstellung. Grundsätzlich wird das Potenzial des Teams noch immer hoch eingeschätzt.
Misstrauen und diverse Lager: Löwen-Team hat keine stringente Hierachie
Der Jordanier verkennt auch, wie maßgeblich der Einfluss des Ex-Trainers auf die Komposition des Kaders war. Dass etwa das Team keine stringente Hierarchie besitzt, wie nun auch Maurizio Jacobacci feststellte, ist seinem Vorgänger anzulasten, dessen alleiniger Wunsch es nach AZ-Infos übrigens war, den Österreicher Raphael Holzhauser nach Giesing zu holen. Außerdem hatten sich unter Köllner diverse Lager gebildet, Misstrauen herrschte in der Kabine.
Ismaik nimmt Köllner nicht komplett aus der Verantwortung, aber in Schutz. Die Entscheidung der Entlassung habe "sich als falsch erwiesen", sagt er und macht weitere Vorwürfe. Es habe keine "adäquate Planung" gegeben bei der Trennung.
Überhaupt habe er Köllners und Gorenzels berufliches Schicksal bei seinem München-Besuch im Januar verknüpft. "Ich habe ihnen klar gesagt, dass sie zusammen stehen und zusammen fallen", sagte Ismaik, aber nur Köllner habe "den Preis des Scheiterns bezahlt."
Keine Reaktion auf AZ-Anfrage: TSV-1860-Sportchef ist untergetaucht
Gorenzel, zuletzt in seiner Funktion als Interimstrainer stets öffentlich präsent, ist abgetaucht. Wer versucht, etwas über die sportlichen Planungen für die kommende Saison zu erfahren, beißt auf Granit. Der Sportchef stehe "leider nicht zur Verfügung", antwortete die Presseabteilung der Blauen auf schriftliche Fragen der AZ. Der Zustand bei Gorenzel halte auf "unbestimmte Zeit" an, hieß es.
14 Spielerverträge laufen aus, es stapelt sich reichlich Arbeit. Bleibt die derzeit liegen? Weil Gorenzel ab Sommer nicht mehr im Amt ist? Sollte es so sein, wer übernimmt diese wichtige strategische Rolle? Kurz war jüngst über die Einbindung von Löwen-Idol Benjamin Lauth spekuliert worden, Sind längst andere Namen im Spiel? Wahrscheinlich.
Im Umfeld des Klubs macht sich so große Skepsis breit – die Erinnerungen an 2017 lassen sich nicht mehr einfach vom Tisch wischen. Zumal das Präsidium des e.V. nun wegen formaler Fehler bei den Jacobacci-Einstellung (bekanntlich ein Mann der Investorenseite) eine Abmahnung Gorenzels und des Finanz-Geschäftsführers Marc-Nicolai Pfeifer beabsichtige, wie die "Bild" berichtete.
Was ist, wenn Pfeifer das als Vertrauensentzug wertet und nun seine Löwen-Zukunft überdenkt? Es wirkt, als ob beide Gesellschafter jede Gelegenheit nutzen, den jeweils anderen zu diskreditieren. Mit welchem Ziel? Das Wohl des Vereins kann es nicht sein.