Ivica Olics letztes Trainingslager: Die allerletzte Qual

Troia - Er hat schon so viele Trainingslager hinter sich, dass er sich gar nicht mehr an die konkrete Anzahl erinnern kann. „Puh, das weiß ich nicht“, sagt Ivica Olic, 37-jähriger Dauerrenner des TSV 1860, und zuckt mit den Schultern. Jetzt, im portugiesischen Troia, steigt eine weitere Vorbereitungsphase für den Kroaten – wie er selbst sagt, wird keine weitere folgen.
„Ich denke schon seit anderthalb Jahren: Das nächste Trainingslager ist mein letztes. Jetzt hoffe ich, dass es wirklich das letzte ist“, sagt der 1860-Stürmer, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, lachend. Und schiebt hinterher: „Oder ich gehe wohin, wo es kein Trainingslager gibt.“
Er drückt sich zwar um eine endgültige Aussage, aber in einem halben Jahr hat er wohl fertig. Olics Motto für Troia: Noch einmal quälen, dann Ende. Mit verschränkten Beinen und kleinen Fältchen an den Schläfen, die nicht nur vom Alter herrühren, sondern auch dem rege gebrauchten Lächeln, sitzt er im Teamhotel des TSV 1860. Und sagt: „Hier lässt es sich aushalten. So kalt, wie es in München ist, bin ich lieber hier.“
Olic hat schon härtet Trainingslager erlebt
Während sämtliche Spieler den 16-tägigen Mammut-Trip als Rekord-Trainingslager bezeichnen, hat Olic in seiner langen Karriere schon härtere und längere Vorbereitungsphasen erlebt. „Damals, während meiner Zeit in Russland, hatten wir wegen der Kälte immer von November bis März Winterpause. Dazwischen sind wir auch mal zwei Wochen ins Trainingslager gefahren, haben vier Tage Pause gemacht und dann ging es nochmal zwei Wochen weiter. Spanien, Italien, Israel – wir waren überall“, sagt er über sein Wirken bei ZSKA Moskau (2003-07).
Zurück zu 1860: Hier quält sich der Torjäger nun ein letztes Mal. „Wir haben verdammt viel trainiert. Ich spüre meine Beine, aber das Wichtigste ist für mich, dass das Knie hält“, so der Musterprofi über die Einheiten und sein linkes Problem-Knie, das ihm in der Vorrunde regelmäßig Sorgen bereitet hatte. Dennoch reichte es in 13 Spielen mit Olic-Beteiligung zu drei Treffern und drei Vorlagen. Eine Bilanz, die dem auch im hohen Alter noch ambitionierten Ex-Bayern-Angreifer „nicht gut genug“ ist.
Mehr Tore als in der Hinrunde
Sein Ziel daher für die letzte Rückrunde seiner Karriere: „Ich will mehr Tore schießen als in der Hinrunde.“ Wäre nicht unwichtig für die Blauen, wenn auf den Stürmer Verlass wäre, denn: Sascha Mölders ist mit seiner Schambeinentzündung Wochen bis Monate raus. Dennoch, so Olic, habe Sechzig kein Sturmproblem. „Wir haben meinen Freund Stefan Mugosa, der ist auch fit und kämpft um seine Einsätze. Und wir haben einen Neuzugang.“ Auf Nachfrage, wen er meine, erklärt Olic ernst: „Ribamar! Wenn jemand in der 2. Liga für jemanden so viel Geld bezahlt, hat er sicher seine Qualitäten.“
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Dabei verrät Olic auch, dass sich Trainer Vitor Pereira auf ein System mit einem Stoßstürmer und zwei Flügelstürmern festgelegt habe. „Und dafür reichen drei fitte Stürmer.“ Ob die Rechnung mit dem verletzungsanfälligen Oldie, dem chronisch (im Ernstfall) torungefährlichen Mugosa und dem teuren (2,5 Millionen Ablöse), aber deshalb noch lange nicht funktionierenden Ribamar tatsächlich aufgeht, ist fraglich.
Bleibt zu klären, was Olic nach der Karriere so treibt. Nachwuchstrainer beim HSV, wo er vor seinem Wechsel zu 1860 schon einen Anschlussvertrag ausgehandelt, aber noch nicht konkret definiert habe? „Warum nicht? Wenn meine Familie in Hamburg bleibt, kann ich mich da sehen. Das ist mein Verein“, sagt Olic. Dürften die Sechzger-Fans nicht gerne hören, im Gegensatz zu einer Alternative, die sich durch ein Haus des Kroaten in München ergibt: „Ich könnte auch bei 1860 arbeiten, kein Problem.“