Ivica Grlic: "Lieber Zebra als Löwe"

AZ: Herr Grlic, der Saisonauftakt für den MSV Duisburg lief so, wie er viel schlechter hätte nicht beginnen können. Kommt da das Auswärtsspiel bei den Löwen ein wenig ungelegen? Auf dem Papier scheint es einfachere Gegner zu geben, um den ersten Punktgewinn einzufahren.
IVICA GRLIC: Unsere Situation ist sicherlich anders, als wir uns das vorgestellt haben. Was die Löwen angeht, habe ich schon vor der Saison gesagt, dass sie zum ganz engen Kreis der Aufstiegsanwärter gehören. Daran hat sich auch nichts geändert. Sie sind ein sehr starker Gegner. Ein Traditionsverein mit großer Unterstützung und großen Namen auf dem Platz.
Sie sind nach der Entlassung von Ex-Trainer Oliver Reck nun für eine Woche Interimstrainer. Hatten Sie überhaupt genügend Zeit, sich auf die Löwen vorzubereiten?
Ich habe ja damals zwei Jahre bei den Löwen gespielt (1995-1997, d. Red.) und komme gebürtig ja aus München. Deshalb gucke ich immer auf den Fußball in München. Sowohl auf die Löwen als auch auf den FC Bayern. Nach dem Spiel weiß ich sofort immer, wie sie gespielt haben. Ich habe immer ein Auge auf sie.
Wie sind Ihre Erinnerungen an die Zeit bei den Löwen?
Es ist ein toller Verein. Meine Erinnerungen sind jedoch nicht nur positiv. In der Zeit habe ich mir einen Kreuzbandriss zugezogen und fiel sehr lange aus. Es war keine einfache Zeit dort für mich.
Also lieber Zebra als Löwe?
Ich bin seit neun Jahren in Duisburg. Meine Familie und ich fühlen uns sehr wohl – und haben hier ein Haus gebaut. Mein Herz schlägt somit schon für den MSV.
Die Arbeit dort dürfte auch ein wenig ruhiger sein als in der Medienstadt München – egal, ob als Trainer oder sportlicher Leiter...
In Duisburg ist es nicht ruhiger als in München. Bei Misserfolg gerätst du auch hier sofort in die Kritik. Der MSV ist wie 1860 ein Traditionsverein, der in die Erste Liga gehört. Für uns ist das aber noch ein ganz, ganz weiter, langer Weg.
Da würden ein paar Millionen von einem Investor sicherlich helfen. Blicken Sie neidisch in Richtung Süden?
Es ist gut, wenn man ein wenig finanziellen Spielraum hat. Jedoch weiß man nie, wie abhängig man sich von einem solchen Investor macht. Um Ihre Frage zu beantworten: nein.
Sie spielten damals sowohl bei den Löwen als auch beim MSV zusammen mit 1860-Innenverteider Necat Aygün. Jetzt hat er sich leider verletzt und fällt wohl aus.
Necat ist ein super Typ und ich wünsche ihm, dass er bald wieder fit ist. Es freut mich wahnsinnig für ihn, dass er zum Führungsspieler in München gereift ist, wir stehen auch immer noch in Kontakt. Aber vor dem Spiel telefoniere ich grundsätzlich mit gar keinem. Das gibt es bei mir nicht!
Der MSV hat bereits neun Gegentreffer bekommen. Machen Ihnen Namen wie Halfar, Stoppelkamp und Lauth da etwas Angst?
Natürlich haben wir gesehen, dass unsere Abwehr sehr löchrig ist. Ich habe allerdings nie Angst vor einem Fußballspiel. Ich kann nur sagen: Freitag werden es die Löwen schwer gegen uns haben. Wir versuchen, sie vor große Probleme zu stellen. Dafür werden wir uns einiges überlegen.