Ist der TSV 1860 ein Geheimfavorit? Das Team von Maurizio Jacobacci im Vergleich mit den Köllner-Löwen

Erst ein absoluter Anwärter auf den Aufstieg in die Zweite Liga, nun eine weiß-blaue Wundertüte: Was unterscheidet die Köllner-Löwen der Saison 2022/23 vom TSV-1860-Team von Maurizio Jacobacci? Ein AZ-Vergleich.
von  Matthias Eicher
Weiß-blaue Wundertüte: Die Mannschaft des TSV 1860 für die kommende Saison 2023/24.
Weiß-blaue Wundertüte: Die Mannschaft des TSV 1860 für die kommende Saison 2023/24. © sampics/Augenklick

München - Samstag, 14 Uhr, Grünwalder Stadion: Vorhang auf für Sechzigs Saisonauftakt gegen den SV Waldhof Mannheim! Der TSV 1860 startet voller Ungewissheit in die Spielzeit 2023/24.

Im Vorjahr noch ein Topfavorit auf den Aufstieg, jetzt eine weiß-blaue Wundertüte. Der große AZ-Vergleich: die Sechzger der Vorsaison und die aktuellen Löwen.

Der TSV 1860 vor dem Saisonstart: Anfangseuphorie versus Frustration

Die Stimmungslage: "Wir wollen im Mai etwas Großes feiern!", posaunte (Ex-)Trainer Michael Köllner vor einem Jahr heraus. Eine Aussage, die Sechzigs Anfangs-Euphorie befeuerte. Nach zwei guten Spielzeiten mit teils erfrischendem Offensivfußball hieß es bei 1860: Alle guten Aufstiegs-Dinge sind drei! Bekanntlich ging der Plan gehörig schief, doch zu Saisonbeginn herrschte nach den beiden vierten Plätzen in Serie die Überzeugung: "Heuer pack mas!"

Und jetzt? Sechzigs Fanlager ist gespalten zwischen gnadenlosem Optimismus ("Vielleicht steing ma ja auf, wenn uns keiner auf der Rechnung hat!", Realismus (Wir müssen uns erstmal finden!") und Fatalismus ("Mit dem zusammengewürfelten Haufen steing ma ab!"). Köllner-Nachfolger Maurizio Jacobacci muss schon um Unterstützung bitten: "Die Fangemeinschaft muss verstehen, dass wir auch auf sie angewiesen sind und dass sie nicht alles so schwarzmalen sollte. Sie sollte uns vertrauen, mit uns diesen Weg gehen."

Der TSV 1860 in der Saison 2023/24: Ein frisch zusammengewürfelter Kader

Der Kader: Neun teils klangvolle Neulöwen um Jesper Verlaat, Joseph Boyamba und Fynn Lakenmacher, alle rekordverdächtig früh auf der Matte. So gut und frühzeitig stellten Köllner und (Ex-)Sport-Boss Günther Gorenzel die Löwen zusammen. Letzte Saison. Einhelliges Fazit: ein hochkarätiger Kader, mit der beste und teuerste der Liga (über sechs Millionen Etat).

Neun Neuzugänge um Abwehrchef Jesper Verlaat sollten den TSV 1860 letztes Jahr in die Zweite Liga führen.
Neun Neuzugänge um Abwehrchef Jesper Verlaat sollten den TSV 1860 letztes Jahr in die Zweite Liga führen. © sampics (sampics)

Nun konnten Jacobacci, der verbliebende Geschäftsführer Marc Pfeifer und Chef-Scout Jürgen Jung nach Gorenzels Abgang und aufgrund der (vorerst) notwendigen Budgetreduzierung kaum anders, als Flickschusterei zu betreiben: Satten 18 Abgängen stehen inzwischen ein ganzes Dutzend Neulöwen um Rostocks Morris Schröter, Bayreuths Spielmacher Eroll Zejnullahu oder den talentierten Erstliga-Leihgaben Kaan Kurt (Gladbach) und Kilian Ludewig (RB Salzburg) gegenüber, die nach und nach verpflichtet wurden.

Problem trotz des nun doch ordentlichen 5,5-Millionen-Etat: Lediglich sechs Akteure reisten schon ins Trainingslager mit, es fehlt immer noch ein routinierter Stoßstürmer.

Diese Löwen sind die Hoffnungsträger beim TSV 1860

Die Hoffnungsträger: Abwehrchef Verlaat konnte die hohen Erwartungen 2022/23 nur teils erfüllen, Flügelflitzer Boyamba enttäuschte ebenso wie Spielmacher Martin Kobylanski und Winter-Transfer Raphael Holzhauser. Außer Verlaat sind alle wieder weg.

Der Niederländer soll, gestählt durchs Vorjahr, als Kapitän vorangehen. Torhüter Marco Hiller soll dank Konkurrent David Richter wieder eine bessere Spielzeit gelingen. Waffe Schröter, Achter Manfred Starke und Sechser Marlon Frey sollen 1860 ankurbeln.

Michael Köllner verlor seinen Zauber: Findet Maurizio Jacobacci den richtigen Mix?

Der Trainer: Köllner vereinte 1860 über zwei Jahre lang, durch sportlichen Erfolg und seine Gabe, sich als Menschenfänger zu betätigen. Unter dem immensen Aufstiegsdruck verlor er beides. Nachfolger Jacobacci hat nun schwierigere Voraussetzungen, aber bereits bewiesen, dass er 1860 beseelen kann. Ob er es hinbekommt, das richtige Maß an Zuckerbrot und Peitsche zu finden?

Das Saisonziel: 2022/23 war 1860 einer Umfrage zufolge absoluter Topfavorit. Jetzt glaubt nur Halle-Trainer Sreto Ristic an den TSV als Geheimfavorit. Am Mittwoch (18.30 Uhr) wird ein weiteres Ziel angepackt: Kreisligist Stockheim aus dem Totopokal werfen, um den Weg in den DFB-Pokal erfolgreich zu starten.

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