Ismaik: "Werde nie in die Aufstellung reinreden"

Investor Hasan Ismaik will am liebsten für immer bei 1860 bleiben. Warum er nicht einen Weltstar nach dem anderen für die Löwen kauft und dennoch den FC Bayern überholen will
von  Filippo Cataldo, Marco Plein
Zweimal war er bislang auf der Tribüne in der Allianz Arena, zweimal haben seine Löwen gewonnen: Hasan Ismaik (M.) mit Präsident Dieter Schneider und Vize-Präsident Franz Maget.
Zweimal war er bislang auf der Tribüne in der Allianz Arena, zweimal haben seine Löwen gewonnen: Hasan Ismaik (M.) mit Präsident Dieter Schneider und Vize-Präsident Franz Maget. © dpa

Investor Hasan Ismaik will am liebsten für immer bei 1860 bleiben. Hier erklärt er, warum er nicht einen Weltstar nach dem anderen für die Löwen kauft und dennoch den FC Bayern überholen will

AZ: Herr Ismaik, zur Identität des TSV 1860 gehört die Lust am Niedergang. Diese Woche könnte da nur ein kleiner Vorgeschmack gewesen sein...
HASAN ISMAIK: (lacht) Das hätten Sie mir vorher sagen müssen. Nein, ich sage Ihnen was: Wir sind hier, damit das ein Ende hat. Wir wollen diesen Klub sehr stark machen. Ich möchte klare, transparente Strukturen bei 1860 schaffen. Und ich will, dass alle Freude an 1860 haben. Fans, Mitarbeiter und auch die Stadt.
Die Löwen sollen nicht mehr Münchens Sorgenkind sein.

Und was ist, wenn Sie mal die Lust verlieren sollten?
Das wird nicht passieren. Die Löwen sind kein Spielzeug für mich. 1860 ist mein Klub, das ist mehr als nur ein normales Beteiligungsgeschäft für mich. Wenn man sich für einen Klub entschieden hat, darf man ihn nicht mehr wechseln.



Einmal Löwe, immer Löwe?
Sagt man das so? Das gefällt mir. Der Unterschied zwischen vielen Investoren und mir ist doch, dass ich nicht nur einen Klub übernommen habe und dann sofort plan- und ziellos so viele Stars wie möglich einkaufe – und die Investitionen dem Klub gleichzeitig in Rechnung stelle. Ich will 1860 natürlich erneuern und eine gesunde finanzielle Basis schaffen. Aber ich will, dass der Klub so bodenständig und volksnah bleibt, wie er ist. Wenn es nach mir geht, bleibe ich für immer bei 1860.




Können Sie also versprechen, dass die Löwen-Farben immer blau sein werden – und die Spieler nicht irgendwann in lilafarbenen oder roten Trikots auflaufen werden?
(lacht laut auf) Keine Angst. Blau ist meine Lieblingsfarbe, 90 Prozent meiner Kleidungsstücke sind blau. Und rot ist die Farbe des FC Bayern, das habe ich schon gelernt.




Träumen Sie davon, dass die Löwen den FC Bayern irgendwann überholen werden?
Ich habe großen Respekt vor dem, was die Bayern geleistet haben. Ich hoffe, dass wir bald wieder sportliche Konkurrenten sein können. Aber nur Allah weiß, was morgen passieren wird. Wieso sollten wir nicht auch mal vor den Bayern liegen?




Bei Ihrer Vorstellung meinten Sie, dass 1860 in zehn Jahren auf einer Stufe mit Barcelona sein soll, jetzt wollen Sie die Bayern überholen. Sie legen die Latte ganz schön hoch.
Ach kommen Sie, das mit Barcelona war ein Spruch, ein Scherz. Sie haben doch auch gesehen, dass ich gelacht habe, als ich das gesagt habe. Natürlich hätte ich gern den besten Klub der Welt und natürlich träume ich davon, bei meinem Verein einen Fußball zu sehen, wie ihn Barcelona zelebriert. Aber wer wünscht sich das nicht? Das gleiche habe ich auch Coach Reiner Maurer gesagt.


Sie haben sich ausgetauscht?
Natürlich, es war mir ein Bedürfnis, ihn kennenzulernen. Maurer ist sehr nett, sehr charmant – und ein absoluter Fußball-Experte. Das hat mir sehr gefallen. Ich habe ihm erzählt, dass mir der Spielstil Barcelonas gefällt und ihn gefragt, ob er für 1860 auch einen attraktiven Stil entwickeln kann.

Und was hat er gesagt?
Er hat mir gesagt, dass er das kann und sein Bestes tun wird, damit ich – und wir alle – Spaß an den Löwen haben. Und was ich bisher von den Löwen gesehen habe, hat mir sehr gefallen. Ich habe großes Vertrauen in Maurer. Und klar ist: Wenn er Erfolg hat, dann haben wir alle Erfolg. Wenn er keinen Erfolg hat, dann sind wir alle nicht erfolgreich.




Kann der Trainer sich von Ihnen neue Spieler wünschen?
Zunächst mal müssen wir uns konsolidieren. Im Sommer holen wir keinen mehr, das ist nicht im Budget drin. Natürlich werden wir weiter investieren müssen, wenn wir aufsteigen und irgendwann im Europacup spielen wollen. Wenn es wirtschaftlich und sportlich vernünftig ist, werden wir auch Spieler holen. Aber immer in Absprache mit der sportlichen Führung. Ich werde dem Trainer sicher nie in die Aufstellung reinreden.

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