Ismaik-Sprecher Stimoniaris: Das sind seine Pläne für das Grünwalder Stadion

Im AZ-Interview kritisiert Stimoniaris Reisinger und sagt über Ismaik: "Er kann nur einer von vielen Geldgebern sein." Der Präsidentschaftskandidat verspricht Sponsoren und erklärt seine Stadion-Pläne.
von  Matthias Eicher
Athanasios "Saki" Stimoniaris mit AZ-Reporter Matthias Eicher.
Athanasios "Saki" Stimoniaris mit AZ-Reporter Matthias Eicher. © AZ

München - AZ-Interview mit Saki Stimoniaris. Der 47-Jährige ist Betriebsratschef von MAN und Aufsichtsrat bei Volkswagen. Bereits 2015 kandidierte er für das Amt des Oberlöwen.

AZ: Herr Stimoniaris, bald entscheidet der Verwaltungsrat des TSV 1860, welchen Kandidaten er für die Präsidentschaftswahl im Sommer vorschlägt. Bekanntlich kann es nur einen geben – der dürfte Robert Reisinger heißen.
SAKI STIMONIARIS: Das muss allein der Verwaltungsrat entscheiden. Aber ich halte nichts von dem verordneten Konsolidierungskurs, denn dieser Weg führt direkt gegen eine Betonmauer. Die Frage ist nur: Wie schnell? Ich habe das Gefühl, manche Leute wollen die KGaA an die Wand fahren. Kein Drittliga-Verein kann sich über Jahre in dieser Pleiteliga behaupten. Es gibt genügend Beispiele, in denen es Klubs in dieser Liga finanziell zerrissen hat.

Befürworter des aktuellen Kurses sagen dagegen: Die Emanzipierung gegenüber Investor Hasan Ismaik und die Rückkehr ins Grünwalder Stadion waren alternativlos, so hat 1860 den Aufstieg in die Dritte Liga geschafft.
Nur so viel: Die Party in der Regionalliga, aber auch in der Dritten Liga, hat zum Großteil Ismaik bezahlt. Ohne ihn hätten wir nicht diesen guten Kader. Wenn aber einer für den Aufschwung verantwortlich ist, dann ist das einzig und allein Daniel Bierofka. Ich wüsste nicht, was Reisinger zum Aufstieg Positives beigetragen hat. Oder ist es positiv, dass wir derzeit handlungsunfähig sind und keine neuen Spieler verpflichten beziehungsweise die wichtigen Spieler nicht längerfristig an uns binden können?

Stimoniaris: "Ich wäre ein besserer Präsident"

Nein.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bierofka das unbewusst gesagt hat. Ohne überheblich zu wirken: Ich wäre der bessere Präsident für den TSV 1860 als der amtierende Amtsinhaber.

Können Sie uns auch erklären, was Sie zu einem besseren Oberlöwen machen würde?
Ich glaube nicht, dass sich alle Löwen mit dem aktuellen Kurs identifizieren können. Ich stehe für ein Miteinander, für Respekt und Toleranz. Ich habe viele Kontakte in Wirtschaft und Politik. Mein Netzwerk würde dem Verein ab dem ersten Tag helfen, neue Sponsoren und Geldgeber zu besorgen. Sollte mir das nicht gelingen, würde ich nach sechs Monaten freiwillig zurücktreten. Ich sage auch ganz klar: Hasan Ismaik kann nur einer von vielen Geldgebern sein.

Athanasios "Saki" Stimoniaris mit AZ-Reporter Matthias Eicher.
Athanasios "Saki" Stimoniaris mit AZ-Reporter Matthias Eicher. © AZ

Sie sind neben Ihrem Posten als Betriebsrats-Chef des Münchner Autobauers MAN auch Aufsichtsrat der Volkswagen AG. Da läge doch die Rückkehr des ehemaligen Hauptsponsors auf der Hand.
Das haben jetzt Sie gesagt.

Und was sagen Sie? VW-Tochter Audi wird beim FC Bayern nach dem kürzlich verkündeten Einstieg von BMW spätestens 2025 die Segel streichen…
So ein großer Konzern wie VW mit seinen ganzen Töchtern wird sich niemals aus der Landeshauptstadt München verabschieden. Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Stimoniaris: "Allein Reisinger hat die Tür zugeschlagen"

Klingt danach, als würden Sie die Sponsorenakquise an Ihre Präsidentschaft knüpfen. Kritiker könnten argumentieren: Wenn Herrn Stimoniaris Sechzig am Herzen liegt, warum hilft er nicht auch so?
Macht er ja: MAN unterstützt im Rahmen einer Premiumpartnerschaft 1860. Außerdem haben wir eine Ausbildungskooperation gegründet und gleichzeitig hat man auch für den e.V. sechs Kleinbusse zur Verfügung gestellt. Mahag, eine weitere Tochter des VW-Konzerns, ist Sponsor, und was Hasan betrifft: Ich habe ihn überzeugt, die zwei Millionen Euro zu geben, in Genuss-Scheinen. Stefan Lex, Quirin Moll, die Vertragsverlängerungen von Sascha Mölders und des Trainers – das hat nur so funktioniert. Wenn sechs Monate später schon 1,5 Millionen Euro aufgebraucht sind, ist das nicht unsere Schuld. Und es war einzig und allein Reisinger, der die Tür zugeschlagen hat, als er meinte, dass er selbst keine Genussscheine mehr annehmen wolle, und schon wurde der Zweijahres-Plan wieder über den Haufen geworfen.

In der "SZ" erklärten Sie kürzlich, zuletzt hätte die Weisung der Vereinsoberen gegolten, keine Genuss-Scheine anzunehmen – ohne die Möglichkeit einer weiteren Ausgabe bei sofortiger Überweisung. Gibt es einen neuen Stand?
Nein, aber demnächst soll eine Aufsichtsratssitzung stattfinden. Und ganz grundsätzlich: Es kann ja nicht sein, dass Reisinger immer wieder die Spielregeln ändert und sich am Ende darin sonnt, wenn doch noch irgendwoher Unterstützung kommt. Hasan und ich stehen dazu: Wir wollen Bierofkas Wünsche erfüllen. Aber ich denke, es ist nachvollziehbar, dass das zu unseren Bedingungen passiert. Und damit sind keine Forderungen unsererseits gemeint, wie immer kolportiert wird.

Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender: Oberlöwe Robert Reisinger (li.) und Saki Stimoniaris.
Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender: Oberlöwe Robert Reisinger (li.) und Saki Stimoniaris. © AZ-Montage/sampics/Augenklick/imago/MIS

Das Thema Jugendarbeit scheidet ebenfalls die Geister. Reisinger will die U19 und U21 aus der KGaA in den Verein zurückführen, Sie haben kürzlich von einer Stiftung nach dem Vorbild des SC Freiburg gesprochen. Können Sie das konkretisieren?
Wir müssen alle anpacken, dass unsere Herzkammer Nachwuchsfußball wieder Sauerstoff bekommt. Die Jugendförderung ist auf meiner Prioritätenliste ganz oben. Man braucht dazu aber viel Geld, um mit den anderen bayerischen Teams mitzuhalten. Von einer solchen Stiftung würde auch der e.V. profitieren. Auch hier habe ich klare Vorstellungen und Leute, die das unterstützen würden. Profis, Jugend, Stadionfrage – ich habe dem Verwaltungsrat ein Konzept mit klaren Vorstellungen vorgelegt.

"Man braucht keine 40.000 im Grünwalder"

Damit sind wir beim Grünwalder Stadion angelangt. Sie haben jüngst eine Pacht ins Spiel gebracht.
Fragen Sie Herrn Reisinger, wie viel es aktuell abwirft. Ich bin gespannt auf seine Antwort. Er wird Ihnen nicht antworten. Das macht er immer so, wenn ihm etwas unangenehm ist. Dann gehen sie alle auf Tauchstation und sitzen die "Gefahr" aus. Die Kosten für die Stadionmiete, für die VIP-Hütte, für das Sicherheitspersonal und den MVV sind ungefähr dreimal so hoch wie die Mietkosten für das Fritz-Walter-Stadion (in Kaiserslautern. d. Red.) – und wir reden hier von einem modernen Stadion. Jedes Jahr, das wir länger diskutieren, macht es schwerer. Wenn die Machbarkeitsstudie veröffentlicht wird, muss man in die Gänge kommen.

Stimmungsvoll: das Grünwalder Stadion in Giesing bei Heimspielen des TV 1860.
Stimmungsvoll: das Grünwalder Stadion in Giesing bei Heimspielen des TV 1860. © sampics/Augenklick

Und wie?
Wenn man das Grünwalder pachtet, kann man es im Einvernehmen mit der Stadt und den Anwohnern umbauen. Man braucht keine 40.000 Zuschauer. Es braucht keine größenwahnsinnigen Pläne. 25.000, Business Seats und Logen, Tauglichkeit für höherklassigen Fußball. Glauben Sie mir: Auch hier gibt es Möglichkeiten, das zu finanzieren. Aber der Weg, der jetzt eingeleitet wird, ist hochgefährlich. Ich habe sogar große Zweifel, ob wir die Mannschaft, die uns aktuell Freude bereitet, überhaupt halten können. Und das alles nur, weil Herr Reisinger seine 50+1-Muskeln spielen lassen will?

"Sonst stirbt der Mythos 1860"

Trotz alledem dürfte der ismaik-kritisch besetzte Verwaltungsrat auf Reisinger setzen. Was hieße das für Sie?
Wenn sich das Gremium gegen mich entscheidet, ist es eben so. Ich bin Aufsichtsrat und das werde ich auch bleiben. Diese Aussagen, nicht mehr Geld auszugeben als man einnimmt – das ist doch alles nur Alibi. Verstehen Sie mich richtig: Ich bin auch nicht für eine Schuldenpolitik, aber der TSV braucht eine sportliche und wirtschaftliche Zukunft. Sonst stirbt der Mythos 1860. Und leider ist es so, dass in 90 Prozent der Fälle Geld doch Tore schießt. Bis wann will man schuldenfrei sein? Bis 2060 oder doch 2090? Geld verdienen kann ein Verein wie wir nur in der Ersten oder Zweiten Liga. Mit Bierofka hat Sechzig das Gesicht des Vereins als Trainer, mit Günther Gorenzel einen kompetenten Sport-Geschäftsführer. Muss man sie nicht unterstützen?

Aus sportlicher Sicht wäre das durchaus sinnvoll – wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen.
Es wäre ein großer Fehler, sie nicht zu unterstützen. Wenn Bierofka spürt, dass er mit 1860 nicht mehr weiter kommt, wird er irgendwann einen anderen Weg einschlagen müssen. Wir laufen Gefahr, ihn mittelfristig zu verlieren. Ich sage das in aller Deutlichkeit: Bierofka ist der erste Trainer seit Werner Lorant, der bei allen ankommt und eine Super-Performance abliefert. Und ich sage Ihnen was: Er kann nicht nur den Tiger, sondern auch den Löwen reiten.

Lesen Sie hier: Der TSV 1860 kann sich nicht mal das Trainingslager leisten!

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