Ismaik: Nächster Stopp Giesing

München - Eine halbe Stunde Vorlauf braucht Hasan Ismaik nur, um seine Reisen zu planen. Der Privatjet und Pilot des Löwen-Investors stehen immer bereit; die nötigen Fluggenehmigungen zu bekommen, ist eine reine Formalität – Mobilität auf höchstem Niveau.
Als Ismaik Sonntagmorgen in Hamburg aufstand, wies er seinen Piloten an, ihn mittags nach München zu fliegen. Am Samstag hatte Ismaik in der Hamburger Fußball-Arena mitgefiebert bei Wladimir Klitschkos Triumph gegen David Haye – Boxfan Ismaik und die Klitschkos kennen und schätzen sich seit Jahren –, am Sonntag stattete der Jordanier seinen Löwen einen Kurz-Besuch ab. Am Trainingsgelände an der Grünwalder Straße trafen Ismaik und sein Münchner Statthalter und Freund Hamada Iraki mit Geschäftsführer Robert Schäfer. Präsident Dieter Schneider urlaubt derzeit auf Mallorca, er konnte Ismaik bei seinem ersten Besuch in München seit der Vertragsunterschrift also nicht empfangen. „Er möchte einfach hören, wie es hier so läuft. Ich werde ihm unter anderem das neue Ticketingsystem zeigen”, sagte Schäfer, „außerdem will er uns ein paar Vorschläge machen und ein paar Pläne vorstellen, die er hat.”
Bei Schülern, die "Liebe zu 1860 wecken"
Einen dieser Pläne erklärte Ismaik dann gleich nach seiner Ankunft am Trainingsgelände auch der AZ. Bei einem Blick in die Vereinsdaten ist dem Jordanier nämlich aufgefallen, dass das durchschnittliche Löwen-Mitglied 46 Jahre alt ist. Nun hat Ismaik im Verein nichts zu sagen und will sich auch nicht einmischen – und doch will er etwas tun, um auch Jüngere wieder ins Stadion zu locken. „Wir werden bei jedem Heimspiel in der kommenden Saison 5.000 Freikarten an Schüler verteilen”, so Ismaik. „Das Stadion wird voller und wir wecken bei den Schülern vielleicht die Liebe zu 1860”, erklärt Ismaik. Dafür sollen Kooperationen mit Münchner Schulen eingegangen werden, auch und vor allem aus sozial schwächeren Gegenden. Rund 20.000 Euro pro Spieltag würde die Freikarten-Aktion Ismaik und die Löwen kosten – die DFL verlangt von jeder Freikarte vier Euro Gebühr. Geld, das Ismaik gerne zahlt: „Die Kinder sind unsere Fans von morgen. Außerdem sollte jedes Kind in der Lage sein, sich mal ein Löwen-Spiel ansehen zu können”, sagt er. Auch über die generelle Preisgestaltung der Schülertickets bei 1860 könnte man eventuell nachdenken.
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Dass die Freikartenaktion dem Familienvater – Ismaik hat zwei Töchter und einen Sohn – wirklich am Herzen liege und mehr sei als nur ein Marketing-Gag, bestätigt auch Hamada Iraki, der den Jordanier bereits seit Jahren kennt. „Hasan redet nicht einfach nur herum. Er spendet viel. Und Kinder sind ihm ganz besonders wichtig. Wenn er helfen kann, dann tut er es. Das ist einfach seine Mentalität”, so Iraki.
Womöglich ist dies aber auch einfach eine sehr arabische Eigenschaft. Obwohl Iraki, im Hauptberuf Investmentbanker, vorher keine Geschäftsbeziehung zu Ismaik hatte, vermittelte er das Geschäft mit 1860 und führte maßgeblich die Verhandlungen. „Hasan ist mein Freund. Natürlich habe ich ihm gerne geholfen”, sagt Iraki.
Einen Freundschaftsdienst ganz anderer Art leistete er am Freitag am Tollwood: Den ganzen Abend half Iraki beim Bison-Burger-Stand seines Freundes Rabieb Al Khatib aus, stellte sich an den Grill und verkaufte Cocktails. Dabei hätte Iraki derzeit guten Grund, seine Freunde mal zu versetzen: Mittwoch wurde er zum dritten Mal Vater. Nach zwei Töchtern bekam er einen Sohn.