Ismaik lässt die Löwen abblitzen

MÜNCHEN Als Geschäftsführer der Constantin Entertainment verantwortet Otto Steiner unter anderem die Sendung „Frauentausch”, ein Format, das nur dem Anschein nach die Realität abbildet; tatsächlich handeln die alle Figuren nach einem Drehbuch.
Auch für seine Löwen, bei denen Steiner Chef des Vereins-Aufsichtsrats ist, hatte er sich ein Drehbuch ausgemalt, wie der immer schmutziger werdende Machtkampf zwischen Investor Hasan Ismaik und Präsident Dieter Schneider beigelegt werden könnte. Ismaik hatte am Sonntag knallhart Schneiders Rückzug aus dem Verein gefordert, ansonsten würde er den Löwen den Geldhahn zudrehen (AZ berichtete). Die Forderung klang ultimativ und war zudem verknüpft mit dem recht plumpen Versprechen, den Löwen in Vladimir Koman, Grzegorz Wojtkowiak und Gregorius Tzavellas drei Stars zu schenken, wenn man seinem Wunsch entspräche.
Dennoch glaubte Steiner, dass man die Situation – mit seiner Hilfe – noch in gegenseitigem Wohlgefallen lösen könnte. Sobald Ismaik und Schneider sich endlich in aller Öffentlichkeit Auge im Auge gegenüber stehen würden, so das Kalkül des 48-Jährigen, würden die beiden schon wieder Frieden miteinander schließen. „Ich hoffe, dass wir Wege finden, den Konflikt beizulegen. Und ich glaube auch nicht, dass es kein Miteinander mehr geben kann – auch zwischen Ismaik und Schneider”, hatte Steiner in der Nacht auf Mittwoch nach dem sechsstündigen Sitzungsmarathon an der Grünwalder Straße gesagt. Und wenn auch nach dem Treffen kein Miteinander mehr möglich scheinen sollte, dann hätte man wenigstens alles versucht.
Am Samstag sollten nun Schneider und Ismaik aufeinander treffen. Bei der schon seit Wochen angesetzten Aufsichtsratssitzung der KGaA sollten die beiden ihre Positionen austauschen und am besten auch ihre Konflikte beilegen und hinterher den gefühlt sechsten Neuanfang zwischen Investor und Verein verkünden. Und tatsächlich sah es recht vielversprechend aus: Am Mittwoch hatte Ismaik über seinen Münchner Berater Hamada Iraki sein Kommen noch mal bestätigt. Er sei bereit, ergebnisoffen mit den Räten zu diskutieren, ließ er mitteilen. Auch Schneider hatte sich kompromissbereit gezeigt. „An mir soll eine Einigung nicht scheitern”, sagte Schneider, „ich habe diesen Konflikt nicht heraufbeschworen und ich habe kein Interesse daran, ihn weiter am Leben zu halten. Wir sind doch alle vernünftige Menschen.”
Diese Sätze sagte Schneider am Donnerstag Mittag der AZ. Zumindest seine letzte Einschätzung wird der Präsident kurze Zeit später womöglich wieder überdacht haben. Denn Ismaik sagte am frühen Nachmittag seinen Trip nach München ab. Ismaik habe den Termin verschieben müssen, teilte Iraki der AZ auf Anfrage mit, eine Begründung hierfür oder einen neuen Termin nannte er nicht. Fakt ist: Der Showdown an der Grünwalder Straße ist erstmal vertagt. Dadurch dürfte nicht nur der persönliche Konflikt noch ein paar Tage weiterschwelen, sondern es dürften sich auch die kleinen Hoffnungen auf eine schnelle Verstärkung des Kaders zerschlagen haben. Es ist kaum anzunehmen, dass Ismaik, der die Lust zu verlieren scheint an 1860, nun noch bis zum Ende der Transferfrist am Dienstag das nötige Geld für neue Spieler bereitstellt.