Ismaik lacht über den Scheich-Song

Zu Hause in Abu Dhabi schmunzelt der Investor des TSV 1860 – über das Lied der Rockaholix und den Höhenflug seines Klubs. Die Aufstiegsträume hält er jedoch für verfrüht: „Die Saison ist noch lang”
MÜNCHEN Nun darf man ja von Investoren im Fußball tatsächlich halten, was man will. Und doch müssen wohl auch die größten Skeptiker unter den Löwen-Fans anerkennen, dass sie mit Hasan Ismaik ganz gut bedient sind. Dem jordanischen Multi-Unternehmer, dessen Millionen im Frühjahr die Insolvenz abwendeten, würde nie einfallen, nach einem unglücklich verlaufenen Spiel mit seinen bewaffneten Bodyguards in der Kabine aufzutauchen und den Trainer vor versammelter Mannschaft runterzuputzen – so geschehen kürzlich bei Xamax Neuchatel.
Hier gibt's den Scheich-Song:
Seit der tschetschenische Geschäftsmann Bulat Tschagajew den Klub aus der Westschweiz im Mai übernommen hat, herrscht beim Traditionsverein ein Regime des Schreckens. Binnen drei Monaten entließ er Trainer, Sportdirektor, Torhüter und Torwarttrainer; bei den Heimspielen laufen auf der Videoleinwand tschetschenische Volkstänze, die Spielstände werden auch in kyrillischer Schrift wiedergegeben. „Irgendwann bringt der uns noch alle um”, zitieren Moskauer Zeitungen zumindest die verängstigten Xamax-Kicker.
Ismaik hat keine Bodyguards – und gegen bairisches Brauchtum scheint er auch nichts zu haben. Dass die Münchner Party-Band Rockaholixs kürzlich einen kleinen YouTube-Hit gelandet haben mit ihrem ironischen Lied „Mia ham an Scheich”, bei dem Ismaik mit Heiligenschein gezeigt wird, hat der Jordanier auch mitbekommen. „Ja, davon habe ich gehört”, sagt Ismaik der AZ, „ich finde das sehr lustig.”
Überhaupt möchte Ismaik es anders machen als seine Amtskollegen. Sollen doch all die Scheichs bei Manchester City oder den neuen Neureichen-Klubs Malaga und Paris St. Germain großspurig Weltauswahlen zusammenstellen. Ihn interessiert derlei nicht. „Ich verfolge das überhaupt nicht”, sagt Ismaik. So viel Ahnung vom Fußball habe er nicht, dass er sich in die Angelegenheiten der sportlichen Leitung einmischen wolle. Die Erfolge der Mannschaft will er genießen wie jeder andere Fan auch.
Den Höhenflug der Löwen zu Saisonbeginn, der weitestgehend mit dem islamischen Fastenmonat Ramadan zusammengefallen ist, hat er daheim in Abu Dhabi verfolgt. „Ich habe zu den Löwen-Spielen Freunde eingeladen und meine Familie und wir haben vor dem Fernseher mitgezittert und mitgejubelt”, sagt er. Am 1. September war das Fastenbrecherfest, seitdem kann Ismaik auch wieder guten Gewissens Flugreisen unternehmen. Beim nächsten Heimspiel am 18. September gegen den FSV Frankfurt will er seine Löwen mal wieder live in der Allianz Arena sehen.
Er wird eine Mannschaft sehen, die sich zum Geheimfavoriten für den Aufstieg entwickelt hat. Doch solche Träume verbietet er sich. „Natürlich würde ich mich wie alle Fans riesig Freude, wenn es schon dieses Jahr klappen würde mit dem Aufstieg”, sagt er, „aber es ist zu früh, um solche Themen anzusprechen. Mir ist bekannt, dass Fans meistens emotional und euphorisch reagieren, aber es sind erst sechs von 34 Partien gespielt. Die Saison ist noch lang.” Sollte es nicht klappen, wäre er „nicht enttäuscht”. Und Ismaik ergänzt: „Ich bin überzeugt, dass Trainer und Team alles daran setzen, eine erfolgreiche Saison zu spielen.”