Ismaik hat unterzeichnet: Der Dirham rollt!
Der arabische Investor Hasan Ismaik hat endlich den Vertrag mit dem TSV 1860 unterschrieben. Damit sind die Löwen schuldenfrei. Montag gibt die DFL grünes Licht, dann ist die Rettung perfekt
MÜNCHEN - Monate-, ach was, jahrelang manövrierten die unzähligen Verantwortlichen den TSV 1860 immer dicht am Abgrund entlang; bei jeder Überweisung mussten sie sich die Frage stellen, wie lange das Geld noch reichen würde.
Ein ewiges Vabanque-Spiel ohne Netz und doppelten Boden, das ab sofort der Vergangenheit angehört.
1860-Kader: Wer kommt, wer geht?
In der Nacht zum Dienstag gab Hasan Ismaik, nachdem auch seine Seite den Kooperationsvertrag mit den Löwen unterschrieben hatte, per Knopfdruck jene 18 Millionen Euro für die Übernahme von zunächst 49 Prozent der Stimmenrechtsanteile des TSV 1860 frei.
Für Ismaik, der sein Vermögen vor allem in Abu Dhabi verdient, sind 18 Millionen Euro laut Eigenaussage nicht sehr viel Geld. In den Emiraten können junge und kreative Bauunternehmer wie er immer noch sehr schnell sehr viele Dirhams, die emiratische Landeswährung, verdienen. Für die Löwen bedeuten sie die finanzielle Rettung – auch wenn die 18 Millionen Euro noch auf einem Treuhandkonto der DFL liegen. „Wir verstehen das als vertrauensbildende Maßnahme, dass das Geld solange bei der DFL liegt, bis wir die Lizenz endgültig bekommen haben”, sagte Präsident Dieter Schneider der AZ, „wir hätten es auch auf ein Treuhandkonto eines Notars legen können, aber bei der DFL ist das Geld sicher gut aufgehoben. Sobald die Lizenz erteilt ist, können wir darauf zugreifen.”
Faktisch mag es also noch einige Tage dauern, aber gefühlt sind die Löwen also wieder solvent und handlungsfähig. Und viel wichtiger noch: Jetzt, wo der Dirham rollt, hat 1860 plötzlich wieder eine Perspektive. Zum ersten Mal seit Menschengedenken ist der Klub wirklich schuldenfrei, in den kommenden Jahren will Ismaik weitere Millionen investieren, um den Klub wieder in die Bundesliga zu führen. „Nach der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages mit unserem Investor Hasan Ismaik sind wir sehr optimistisch, die Zukunft des TSV 1860 im Profifußball zu sichern”, sagte Schneider, der allen Partnern für die Unterstützung der letzten Wochen dankte. „Ohne diesen gemeinsamen Schulterschluss für die Löwen hätten wir das bisher Erreichte nicht realisieren können”, meinte er.
Aber 1860 wäre nicht 1860, wenn sie nicht auch im Schlussakt der Rettung für eine unerwartete Anekdote gesorgt hätten. Am Montag war Ismaik nach München gereist, um mit den Löwen-Bossen die letzten Details der Übernahme zu besprechen und den Kooperationsvertrag zu unterzeichnen. Man traf sich beim Notar, der den künftigen Partnern das 18-seitige, auf Deutsch, Englisch und Arabisch vorliegende Vertragswerk vorlas. Das Problem nur: Ismaik spricht kein Deutsch, der Notar kein Arabisch, eine Beurkundung des Vertrages war so unmöglich. Ob die Verhandlungspartner schlicht vergessen hatten, einen beeidigten Dolmetscher hinzuzuziehen oder ob es von Anfang an so geplant war, bleibt offen. Fakt ist: Man kann über die Anekdote schmunzeln. Ismaik fand schließlich schnell eine unkomplizierte und unbürokratische Lösung: Er stellte seinem Münchner Freund, Berater und Vermittler Hamada Iraki alle benötigten Vollmachten aus. Als dieser den Vertrag Montagabend schließlich unterzeichnete, war Ismaik längst wieder auf dem Weg nach Abu Dhabi.
Spätestens Anfang nächster Woche möchte er wieder nach München kommen. Am Montag wird der DFL-Ligaausschuss über die definitive Lizenzerteilung für die neue Saison entscheiden. Die Zustimmung zum ersten Einstieg eines arabischen Investors bei einem deutschen Profiklub wird erwartet. „Wir sind uns der großen Verantwortung gegenüber der DFL, aber auch dem Verein und seinen Fans bei der Umsetzung dieser Kooperation im Rahmen der 50+1-Regel bewusst”, sagte Schneider.
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