Ismaik empfängt neue Geschäftsführung – die Fronten beim TSV 1860 München sind weiter verhärtet

München - So überfallartig und schnörkellos der Löwen-Fußball unter Neu-Trainer Argirios Giannikis aussehen soll, so plötzlich und schnurstracks stand ein Mann auf der grünen Trainings-Matte der Blauen, der sich seit 2017 nicht mehr auf dem Vereinsgelände der Sechzger blicken ließ: Hasan Ismaik.
Der Hauptgesellschafter des TSV 1860 stattete nach AZ-Informationen nicht nur Coach Giannikis und seinem Trainerteam sowie der Mannschaft am Freitagmittag einen Besuch ab, der nach nicht einmal 30 Minuten schon wieder passé war. Das neue Geschäftsführer-Duo aus Christian Werner und Oliver Mueller (Finanz-Boss) hatte bereits am Donnerstagabend auch eine "Audienz" bei Sechzigs millionenschwerem Geldgeber bekommen, der im brandneuen Luxus-Hotel "Rosewood" residiert.
TSV 1860: Hasan Ismaik trifft neue Geschäftsführung – keine Etaterhöhung für die Löwen
Kein Wunder, schließlich hatte das 1860-Präsidium beide Funktionäre an Ismaik vorbei per 50+1-Regel in ihren neuen Ämter gehievt. Auf dem Programm stand also ein erstes Kennenlernen der Funktionäre, die sein Investment vor dem Abstieg bewahren – und vielleicht irgendwann zur Rückkehr in die Zweite Liga verhelfen sollen. Wie die AZ erfuhr, ohne Antrittsgeschenk in Form eines von der HAM-Seite erhöhten Löwen-Etats.
Auch ein Treffen mit Martin Gräfer, Vorstandsmitglied von 1860-Hauptsponsor "Die Bayerische" und Mitinitiator des Zusammenschlusses "BündisZukunft1860", war angesetzt. Bis zuletzt wollte sich Ismaik auf seinem Kurztrip bis Sonntag offenhalten, das Heimspiel des TSV gegen den FC Ingolstadt ebenso spontan zu besuchen wie Trainer und Team und sich damit erstmals nach Sechzigs Doppel-Abstieg im Jahre 2017 wieder ins Stadion zu wagen. Sein letzter Besuch einer Spielstätte der Sechzger hatte logischerweise noch in der Allianz Arena stattgefunden.
Ein Treffen mit Robert Reisinger kam für Hasan Ismaik nicht infrage
Eines kam Ismaik allerdings nicht in den Sinn: Ein Treffen mit Präsident Robert Reisinger und den Funktionären des Muttervereines, mit dem der Jordanier seit Sechzigs Absturz im Clinch liegt. In Ismaiks Kulturkreis hat ein Widersacher, der derart auf Kriegsfuß mit ihm liegt wie Oberlöwe Reisinger, sein Gesicht verloren. Eine Ansicht, die Reisinger bezüglich des umstrittenen Finanziers des TSV gewiss teilen dürfte. Ob diese Übereinstimmung der Streithähne eine Basis für die künftige Zusammenarbeit darstellt, zu der man verdammt ist? So gut wie ausgeschlossen, schließlich hat Ismaik sogar zivilrechtliche Klagen gegen die Protagonisten angestellt.
Stattdessen haben beide Gesellschafter jeweils ein zartes Pflänzchen Hoffnung, dessen Eintreten allerdings völlig ungewiss ist: Ismaik dürfte einer Umbesetzung von Sechzigs im Sommer neu zu wählendem Kontrollgremium, dem Verwaltungsrat, von e.V.-Hardlinern hin zu investorenfreundlicheren Funktionären nicht gerade negativ gegenüberstehen.
Die Fronten sind beim TSV 1860 weiter verhärtet
Reisinger und Co. steuern dagegen durch ihren Konfrontationskurs, den der Präsident auf AZ-Nachfrage zwar dementierte, aber dennoch ohne Wissen Ismaiks die Geschäftsführung neu besetzte, eine Löwen-Familie ohne den Jordanier an. Wohin dies führen soll, steht in den Sternen.
Was lernen wir also aus Ismaiks Abstecher zu 1860? Die Fronten sind verhärtet und unter den aktuellen Voraussetzungen wird weder eine gemeinsame Friedenspfeife, noch -zigarre, die der Jordanier gerne mag, geraucht werden. Der 46-Jährige hat sich lediglich von den aktuellen (und womöglich zukünftigen) Funktionären einen Überblick verschaffen wollen und gewiss auch den ein oder anderen Takt darüber verloren, wie er sich die Zusammenarbeit vorstellt: dass sein Investment früher oder später nicht nur zu sportlichem Ruhm, sondern damit einhergehend auch zu wirtschaftlichem Erfolg führen soll.
Wie viel Wasser bei Ismaiks Spontanbesuchen noch die Isar hinunterfließen wird, bis es soweit kommt?