Das nächste Chaos-Jahr der Löwen: Ismaik bezeichnet Vereinsbosse als "Geisterfahrer"

Verpasster Aufstieg, vier Funktionärswechsel und maximale Konfrontation zwischen den Bossen: Der TSV 1860 erlebte – mal wieder – ein Chaos-Jahr.
von  Matthias Eicher
Robert Reisinger, Marc-Nicolai Pfeifer, Hasan Ismaik: Jeder gegen jeden beim TSV 1860.
Robert Reisinger, Marc-Nicolai Pfeifer, Hasan Ismaik: Jeder gegen jeden beim TSV 1860. © IMAGO / Ulrich Wagner

München - Das Löwen-Jahr 2023, es war nicht zum ersten Mal im Sechzig-Kosmos ein Jahr zum Vergessen.

Der TSV 1860 begann es, noch unter dem Trainer Michael Köllner, in einer XXL-Winterpause wegen der WM in Kata, in Schlagdistanz zu den Aufstiegsrängen auf Rang sechs. 1860 fand sich allerdings, wie aktuell, in einer Abwärtsspirale - einzig, dass gleich zwei Trainer-Rauswürfe, zwei Geschäftsführer-Abschiede und unzählige Auseinandersetzungen der Gesellschafter dazwischenlagen.

Löwen-Beben im Frühjahr: Der TSV 1860 trennt sich von Ex-Heilsbringer Michael Köllner

"Wenn du deine Kaderaufgaben nicht erfüllt hast, ist es weit hergeholt, uns als sicheren Aufsteiger einzustufen", sagte ein angefressener Köllner nach dem Winter-Trainingslager in Belek – und kritisierte Sport-Boss Günther Gorenzel für das zähe Tauziehen um den vermeintlichen Top-Winterneulöwen Raphael Holzhauser. Der Zwist zeigte, dass der Aufstiegsdruck selbst Köllner/Gorenzel entzweite. Ende Januar das Löwen-Beben: 1860 trennte sich von Köllner, dem Ex-Heilsbringer.

Und dies obwohl Investor Hasan Ismaik zuvor nach München gereist war, Köllner öffentlich den Rücken gestärkt und Gorenzels Schicksal an das des Trainers geknüpft hatte.

Günther Gorenzel floh in sein Heimatland und hinterließ Sportkompetenz-Vakuum

Köllner musste nach über drei Jahren trotzdem gehen – der einst so beliebte Trainer sorgte durch den Abschied für Tristesse bei vielen Sympathisanten, Wut bei Ismaik und Erleichterung bei der zunehmenden Schar an Kritikern. Es kam Maurizio Jacobacci, der es in dieser komplizierten Gemengelage schaffte, 1860 zu stabilisieren. Der Aufstiegstraum zerplatzte trotzdem, unter dem Strich stand nicht nur aufgrund der "Schnapslöwen-Affäre" lediglich Rang acht.

Anstelle eine sinnige und stimmige Planung anzugehen, um den Aufstieg erneut in Angriff zu nehmen, floh Sport-Boss Gorenzel. Er hinterließ ein Sportkompetenz-Vakuum, das Jacobacci und Finanz-Boss Marc-Nicolai Pfeifer mit diversen Helfern auszufüllen versuchten und sie die Kaderplanung einfach selbst in die Hände nahmen. Es sollte der Anfang ihres Endes bei Sechzig werden.

Auch Maurizio Jacobacci musste Ende 2023 gehen, Pfeifers Vertrag endet im Sommer 2024

Präsident Robert Reisinger lehnte sich indes weit aus dem Fenster. Er erklärte bei der Mitgliederversammlung im Juli, 1860 werde bald einen "Sportchef von Format" haben. Nach AZ-Informationen meinte er den Ex-Löwen und Ex-Bundesliga-Manager Horst Heldt. Diese Wunsch erfüllte sich aber nicht, was zum Zwist mit Pfeifer und Vizepräsident Hans Sitzberger führte. Inmitten dieser Gemengelage sollte Jacobacci dann seine rundum erneuerte Mannschaft zum Erfolg führen. Mit je 18 Ab- und Zugängen eine Mission, die trotz eindrucksvoller Auftaktsiege gegen Waldhof Mannheim (2:0) und den MSV Duisburg (3:0) schiefging.

Nach fünf Pleiten in sechs Spielen und mehreren fragwürdig moderierten Themen musste Jacobacci nach nur zehn Monaten gehen – kurz nachdem die Vereinsbosse zum Ärger von Ismaik auch Pfeifers im Juni 2024 auslaufenden Vertrag aufkündigten.

Sechzigs unrühmliche Jahresbilanz: vier verschlissene Vereinsfunktionäre, maximale Konfrontation der Gesellschafter – und ein tobender Ismaik, der die Vereinsbosse als "Geisterfahrer" bezeichnete, die 1860 "zerstören" würden. Noch Fragen?

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