Ismael Blanco: Der Aufbau-Löwe

Der Löwen-Kader ist komplett: Pünktlich zur Fahrt ins Trainingslager stößt der exzentrische Argentinier Ismael Blanco zum Team. Bei 1860 soll der Stürmer wieder so treffsicher sein wie einst vor drei Jahren.
MÜNCHEN - Ismael Blanco blinzelte müde. „Er sieht aus, als hätte er drei Tage nicht geschlafen“, scherzte Trainer Reiner Maurer. Der Zugang des TSV 1860 war von Argentinien nach München gereist, dann folgten stundenlange Verhandlungen in der Geschäftsstelle des Vereins. „Wir sind auf den letzten Knopf fertig geworden“, sagt Sportchef Florian Hinterberger. Minuten bevor er am Montagvormittag in den Bus ins Trainingslager in Neusiedl stieg, unterschrieb der neue Stürmer einen Zweijahresvertrag bei 1860.
Gerade in seinen neuen Trainingsanzug gesteckt, stand Blanco dann auf dem Hof. Und kaum jemand erkannte ihn. Bisher kannte man den Argentinier (29) als Langhaar- und Spitzbartträger mit Hang zur Selbstinszenierung – der neue Mann bei den Löwen mit der kurzen Strubbelfrisur schaute allerdings recht schüchtern drein. Dass er ausgerechnet jetzt seine langen Haare, sein Markenzeichen, loswurde, ist kein Zufall. Denn seine Zeit bei den Löwen stellt auch ganz grundsätzlich einen Neuanfang dar.
2008 und 2009 war Blanco in Diensten von AEK Athen Top-Torschütze in der griechischen Liga, erst mit 20, dann mit 14 Treffern. Danach ging es bergab. Erst fiel er in Athen auf acht (2010) und neun Tore (2011) zurück. Dann folgte eine schlimme Saison 2011/12, erst bei Club San Luis in Mexiko (zwei Tore in zwölf Ligaspielen), dann torlos in sechs Spielen bei Legia Warschau in Polen. Vom treffsicheren Argentinier, der seine Treffer in Griechenland zwischenzeitlich mit einer Zorro-Maske feierte, die er aus dem Stutzen zog, war nicht mehr viel übrig.
Eine Verpflichtung mit Risiko – aber beim TSV 1860 glaubt man an den Stürmer. „Reiner Maurer kennt ihn sehr gut, Blanco hat eine Qualität, die man nicht verlernt“, sagt Geschäftsführer Robert Schäfer. „So eine Saison wie die vergangene hast du mal drin“, sagt Hinterberger, „wir haben uns genaue Auskünfte über die Umstände geholt. Ich bin mir sicher, dass Blanco uns auf Sicht sehr helfen wird.“
Die Verantwortlichen geben der neuen Nummer 18 aus Santa Elena Zeit. „Wir müssen ihn jetzt erst einmal aufbauen und stabil bekommen“, sagt Schäfer – und es klingt, als spräche er von jemandem, der gerade von einer schweren Verletzung zurückkommt. „Die Mannschaft wird ihm ganz bestimmt helfen, aber wir dürfen am Anfang nicht zu viel verlangen.“
Trainer Maurer sieht’s pragmatisch: „Wichtig ist, dass er bis zum 4. August wieder fit ist.“ Dann treten die Löwen im ersten Zweitligaspiel zu Hause gegen Jahn Regensburg an. Knapp drei Wochen bleiben Blanco also noch, um wieder in Wettkampfform zu kommen. Maurer ist zuversichtlich: „Bei Stürmern lässt sich ein Trainingsrückstand leichter aufholen.“ Was er erwartet, hat er sich schon genau ausgemalt: „Er bewegt sich und arbeitet gut, er kann auch ausbrechen. Wir möchten ihn sowohl für, als auch mit Benny Lauth spielen lassen.“
Damit Blanco, der vorerst letzte Zugang des TSV 1860, sich so schnell wie möglich wohlfühlt, will der Verein zeitig dessen Familie, seine Frau und die zwei Kinder (1 und 9 Jahre) aus Argentinien einfliegen lassen. „Das ist wichtig für ihn“, sagt Schäfer.
Der neue Ismael Blanco – familiär und bodenständig? „Er ist überhaupt kein Paradiesvogel“, sagt Hinterberger, „sondern ein ganz solider Profi.“ Fehlt nur noch eine ganz solide Tor-Quote bei den Löwen.