Irakis Dilemma: Bank oder 1860?

Er brachte Investor Ismaik zu den Löwen und sitzt im Aufsichtsrat. Nun soll er sich zwischen Klub und Arbeitgeber entscheiden
von  Filippo Cataldo
Hamada Iraki (l.) neben Investor Hasan Ismaik (M.) und Löwen-Geschäftsführer Robert Schäfer.
Hamada Iraki (l.) neben Investor Hasan Ismaik (M.) und Löwen-Geschäftsführer Robert Schäfer. © Gregor Feindt

Er brachte Investor Ismaik zu den Löwen und sitzt im Aufsichtsrat. Nun soll er sich zwischen Klub und Arbeitgeber entscheiden.

München - Münchens große Liebe hat ausgedient. Zumindest auf der Brust der Löwen. Am Sonntag, beim Spiel des TSV 1860 gegen den FSV Frankfurt (13.30 Uhr, Sky und Liga total live), wird auf den Trikots der Spieler zum ersten Mal der Schriftzug des neuen Hauptsponsors prangen. Die Verhandlungen sind abgeschlossen, am Freitag soll der neue Geldgeber vorgestellt werden. Klar ist schon jetzt: Es wird der lukrativste Deal, den 1860 in der Zweiten Liga je abgeschlossen hat. Rund drei Millionen Euro lässt sich der Geldgeber sein Engagement für die bereits laufende Saison kosten.

Das Geschäft eingefädelt hat Hamada Iraki, der gemeinsam mit 1860-Investor Hasan Ismaik der neuen Vermarkteragentur H.I. Squared vorsteht. Finanziell hat sich das Engagement der beiden Araber – Iraki ist gebürtiger Palästinenser, Isamaik Jordanier – für 1860 also bereits gelohnt. Für Iraki selbst drohen die Löwen dagegen zum Bumerang für seine Karriere zu werden.

 


 

Wie die AZ aus Bankenkreisen erfuhr, soll Irakis Arbeitgeber UniCredit gar nicht glücklich sein über den Nebenjob ihres Top-Bankers beim Zweitligisten. Bei einem Gespräch vor Wochen soll Iraki dringend geraten worden sein, sein Engagement bei 1860 zu überdenken. Wenn er schon unbedingt Geschäfte im Fußball machen wolle, so der Tenor, solle er es beim und mit dem FC Bayern versuchen.

Beim Rekordmeister ist UniCredit Sponsor. Dieter Rampl, der Verwaltungsratschef der Bank, sitzt in Bayerns Aufsichtsrat. Unklar ist, ob Irakis Arbeitgeber da eine Interessenskollision fürchtet oder 1860 schlicht als unpassend für den Global Player UniCredit erachtet wird. Oder stecken persönliche Gründe dahinter?

Jedenfalls scheint die Bank bereit, ihren Top-Banker im Fall der Fälle auch gehen zu lassen. Und Iraki ist so oder so in der Zwickmühle. Der 39-Jährige, der sich nicht zu der Thematik äußern möchte, scheint sich entscheiden zu müssen zwischen seinem Arbeitgeber und 1860. Zwischen der Bank, bei der er seit elf Jahren arbeitet und für die er als Managing Director das Nordafrika- und Mittlere-Osten-Geschäft leitet. Und einem Klub, den er noch im Frühjahr nicht auf seinem persönlichen Radar hatte. Eine einfache Entscheidung? Mitnichten.

 


 

Vertraute berichten, dass Iraki sich wohl fühlt bei der Bank. Er verdient gut. Inklusive Boni könnte er mit seinem Jahressälär die Löwen-Topverdienter Benny Lauth, Gabor Kiraly und Daniel Bierofka gut und gerne aus der eigenen Tasche bezahlen. Doch auch in der Welt der Investmentbanker geht es nicht immer nur ums Geld. Vor allem nicht, wenn man mit Arabern Geschäfte macht. Iraki hat, als die Löwen fast pleite waren, Ismaik aufgetrieben und zu 1860 gebracht.

Seine aktuelle Rolle beim Zweitligisten ist schwer zu beschreiben. Er ist Aufsichtsrat, Vermarkter, Investoren-Einflüsterer und -Freund. Und von allem wohl noch ein bisschen mehr.

Nur wegen Iraki hat sich der Jordanier auf 1860 eingelassen. „Ich brauche ihn. Ohne Hamada geht gar nichts”, hat Ismaik mehrfach betont. Sollte Iraki jetzt aussteigen bei den Löwen, könnte Ismaik dies als Affront verstehen. Illoyal wäre es auf jeden Fall. Dies könnte Irakis Ruf massiven Schaden zufügen.

 


 

Was also tun? Sich einen neuen Job suchen? Oder hoffen, dass seine Vorgesetzten ein Einsehen haben? Nächste Woche ist ein klärendes und entscheidendes Gespräch angesetzt. 

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