Investor-Zoff: Iraki wird jetzt zum Schlichter!
Hamada Iraki war es, der einst den Deal zwischen dem TSV 1860 und Hasan Ismaik einfädelte. Jetzt greift er erneut ein: Erst schickte er den Klub-Bossen einen Brief – am Mittwoch trifft er sich mit Präsident Dieter Schneider und Ismaik.
München - Er wollte sich heraushalten. Hamada Iraki wäre es am liebsten gewesen, wenn er nicht wieder hineingezogen worden wäre in den Streit zwischen Vereinsbossen und Investor Hasan Ismaik. Aber plötzlich ist Iraki wieder mittendrin – und mittlerweile auch die letzte Hoffnung, dass sich doch noch alles irgendwie wieder zum Besseren wendet bei 1860.
Am Montag nötigte Ismaik seinen früheren Berater als moralische Unterstützung am schließlich krachend gegen die Wand gefahrenen Krisengipfel teilzunehmen. Obwohl Iraki den Investor mit seinem Rücktritt im November brüskiert hat, scheint Ismaik dessen Meinung wichtig zu sein.
Und aus Vereinskreisen wird eh seit Wochen verlautet, dass der Konflikt nie so eskaliert wäre, wenn Iraki noch was zu sagen gehabt hätte. Nach anfänglicher Skepsis schätzt auch Präsident Dieter Schneider den Investment-Banker als "verlässlichen Partner", der stets "für das Wohl des Vereins gekämpft" habe.
Wenn also einer doch noch Frieden stiften kann, dann Iraki. Darin sind sich beide Konfliktparteien ausnahmsweise einig. Und so tritt Iraki nun also wieder in neuer Rolle aus dem Schatten hervor. Als Schlichter von Giesing. Dies ist auch bitter notwendig. Die Kooperation war zuletzt kaum noch als solche zu bezeichnen.
Dieter Schneider sagte am Mittwoch der AZ: "Es ist uns bewusst, dass das, was passiert ist, nicht förderlich ist und es macht mich traurig für den Verein. Wir müssen nun ein Niveau erreichen, dass nicht mehr als Komödien-Stadl bezeichnet wird. Wir werden nun besonders darauf achten, konstruktiv weiterzuarbeiten."
Dies wird freilich auch von der Gegenseite erwartet – mit Iraki. In Wahrheit kann er sich sowieso nicht einfach so heraushalten.
Ihm gehören 45 Prozent der 1860-Vermarktungsagentur HI2 International (45 Prozent hält Ismaik, die restlichen zehn Ismaiks Freund Mohamed Badawy Al-Husseiny, der Chef der abu-dhabischen Staatsholding Aabar), Iraki hat einst zwei Millionen Euro bezahlt, um den alten Vermarkter IMG auszulösen, er ist Geschäftsführer der Firma.
Sollte 1860 pleitegehen, müsste auch er sein Geld dem Wind schenken. Und da ist da noch die emotionale Komponente. Iraki war es, der den Deal zwischen 1860 und Ismaik einfädelte.
Die Liaison zwischen dem Fußballverein, dem nicht viel mehr als der Stolz blieb und dem geldigen und verwöhnten Geschäftsmann aus Abu Dhabi war seine Idee, ein Scheitern der Ehe wäre auch sein Versagen.
Am Dienstag Abend schrieb Iraki, wie die AZ aus Vereinskreisen erfuhr, darum einen Brief an die Kluboberen. Neun Stunden habe er am Dienstag mit Ismaik zusammengesessen und versucht, positiv auf ihn einzuwirken. Offenbar mit Erfolg. Er hätte dem Investor schließlich einen Kompromissvorschlag unterbreitet, dem dieser zugestimmt hätte.
Darum lud Iraki die Vereins-Oberen kurzerhand zu einem Treffen ein, welches Mittwochabend, nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe, stattfinden sollte. Zuvor sagte Schneider bereits: "Ich gehe davon aus, dass Herr Ismaik sein Investment nicht beschädigen möchte. Keiner kann Interesse daran haben, das Investment abzubrechen."
Schneider und die anderen Vereinsvertreter sagten ihre Teilnahme zu. Welche Zugeständnisse Ismaik den Löwen zu welchen Bedingungen macht, schrieb Iraki nicht. Immerhin versicherte er, dass durch seinen Plan keine massive "Überschuldung des Klubs" drohe.
Im Gegenzug appellierte Iraki eindringlich, den von Geschäftsführer Robert Schäfer erarbeiteten Plan B nicht als Lösung aller Probleme anzusehen.
Irakis Befürchtung: Ohne weitere Investitionen Ismaiks würden spätestens übernächstes Jahr, wenn der Mannschaftsetat um 30 Prozent gekürzt werden müsste, Fans und Sponsoren in Scharen weglaufen. Iraki warnte vor so einer "Abwärtsspirale".