Interims-Geschäftsrührer Markus Fauser: Blauer Krisenmanager

Löwen-Geschäftsführer Markus Fauser, eigentlich als Sanierer geholt, hat seine Liebe zum TSV 1860 entdeckt. "Das ist der Wahnsinn! Hammer", sagt er über die Fans. Doch wie lange wird er bleiben?
Patrick Mayer |
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"Sanierungsgeschäftsführer" nennt sich Markus Fauser selber. Seine Aufgabe: Die Löwen zu gesunden.
sampics/Augenklick "Sanierungsgeschäftsführer" nennt sich Markus Fauser selber. Seine Aufgabe: Die Löwen zu gesunden.

München - Krisen zu bewältigen, ist sein Job. Als Markus Fauser Anfang Juni zum TSV 1860 stieß, steckte der Traditionsklub in der größten Krise seiner jüngeren Geschichte. Jetzt, zweieinhalb Monate später, herrscht eine im deutschen Fußball einmalige Aufbruchstimmung rund um die Löwen.

Und das ist vor allem auch der Verdienst des Schwaben. Der Geschäftsführer war gekommen, um die KGaA vor der Insolvenz zu retten. Er kam als Streitschlichter zwischen den Gesellschaftern. Und er musste Vertrauen zurückgewinnen bei abgeschreckten Sponsoren - ein wahres Mammut-Programm. In dieser Gemengelage ist etwas passiert, was leicht untergeht: Fußball-Fan Fauser hat seine Zuneigung zu Sechzig entdeckt. Es war ein unspektakulärer Moment, der diese Beobachtung unterstrich. Nach dem Sieg im Toto-Pokal beim Bezirksligisten VfR Neuburg redete Fauser mit Ex-Pressesprecherin Lil Zercher. Seine Mannschaft hatte 4:0 gewonnen.

Fauser stand mit glänzenden Augen und Freude Grinsen zwischen Kabinentrakt und Spielfeld, tippte Zercher an. "Schau dir das an. Das ist einfach nur außergewöhnlich, das ist der Wahnsinn", sagte er. "Hammer." Er schaute minutenlang den Löwen-Ultras zu, wie sie frenetisch den Sieg in der Provinz mit den Spielern feierten. Es war wie ein kurzer Break im knallharten Tagesgeschäft. Eine Pause mit Aussagekraft: Die AZ erfuhr, dass der "Sanierungsgeschäftsführer", wie sich Fauser selber nennt, Spaß an der Arbeit in Giesing gefunden hat. Auffällig spricht er stets in der ersten Form plural von "wir".

Dennoch wird seine Arbeit auch kritisch beäugt. Etwa der Umstand, dass er als Experte für Insolvenz-Fragen gilt. Einmal hat er die Zahlungsunfähigkeit abgewendet. Ein Segen. Nach AZ-Informationen würde etwa auch das Vereinsgelände an der Grünwalder Straße samt Nachwuchsleistungszentrum in die Insolvenzmasse miteinfließen.


"Er ist der beste Geschäftsführer seit Jahren, was die Finanzen betrifft", sagt Coach Daniel Bierofka über Markus Fauser (r.). Foto: Rauchensteiner/Augenklick

Doch ständig schwebt die Gefahr über Giesing, dass der für seine Launen bekannte Gläubiger Hasan Ismaik seine Darlehen auf fällig stellt. Bisher bewältigte 1860-Boss Fauser seinen diplomatischen Auftrag offensichtlich mit Bravour. Dabei dürfte der Diplom-Ökonom festgestellt haben, dass der Profifußball im Gegensatz zu anderen Branchen vor allem von Emotionen geleitet wird.

Unangenehme Fragen inklusive. Etwa die nach Transfers. "Ein Schwabe schafft sich immer ein Puffer, ausgeschlossen ist nichts, wir sind immer handlungsfähig", meinte er zum Beispiel abgeklärt zur möglichen Verpflichtung eines weiteren Torhüters. "Wir müssen nur schauen, ob es passt."

Er hat den Stil eines Fußball-Managers verinnerlicht. Er ist der blaue Krisenmanager. Manager Fauser - ein Modell für die Zukunft? Hier hakt es. Schließlich ist er über seine Stuttgarter Kanzlei nur temporär engagiert. "Er ist der beste Geschäftsführer seit Jahren, was die Finanzen betrifft", sagte Coach Daniel Bierofka. "Ich würde mir wünschen, dass er länger bleibt. Auch, wenn das wahrscheinlich nicht geht." Aus der Geschäftsstelle wird dem Löwen-Boss Professionalität und nicht zuletzt ein wohltuender Umgang mit den leidgeprüften Mitarbeitern bescheinigt - etwas, woran es zuletzt gefehlt hatte. Bis zum Ende der Sanierung soll er bleiben, so viel ist kommuniziert.

Wie lange besagte Sanierung dauert, kann niemand sagen. Gespräche mit potenziellen Investoren laufen. Sollte aber der direkte Aufstieg in die 3. Liga gelingen, müssten weitere Millionen für die Lizenz freigemacht werden. Dabei ist gerade mal der Spielbetrieb in der Regionalliga gesichert. Fauser könnte so zum Langzeitboss werden. Nicht wenige in Giesing hoffen darauf.

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