„In Südeuropa würden sie ihn lynchen!“

Ewald Lienen verweigert seinem Vor-Vorgänger Marco Kurz nach dem Spiel den Handschlag, zetert über „Provokation“ und wählt seltsame Worte.
von  Abendzeitung
Ewald Lienen trauert um Robert Enke.
Ewald Lienen trauert um Robert Enke. © sampics/Augenklick

Ewald Lienen verweigert seinem Vor-Vorgänger Marco Kurz nach dem Spiel den Handschlag, zetert über „Provokation“ und wählt seltsame Worte.

MÜNCHEN Nach dem Abpfiff brach alles aus ihm raus: Marco Kurz baute sich wie nach einem großen Sieg auf, der Lauterer Coach ballte beide Fäuste und richtete seinen giftigen Blick brüllend in Richtung 1860-Trainerbank, auf der Sportdirektor Miki Stevic in sich zusammen gesackt saß. Jener Manager, der Kurz im Februar nach einem 1:4 in Duisburg für nicht mehr tauglich befunden, und, auf Platz zwölf liegend, entlassen hatte.

Das hat Kurz, den ehemaligen Löwen-Kapitän, verletzt. Bis heute, auch wenn er am Sonntag sagte: „Dieses Spiel ist für mich eine reine sportliche Aufgabe. Auch hier geht es nur darum, Erfolg zu haben.“

Und den hatte er: Acht Monate nach seiner Entlassung beim Giesinger Zweitligisten verließ der 40-Jährige die Arena mit einem verdienten 1:0-Sieg als Trainer des 1. FC Kaiserslautern triumphierend. Ewald Lienen liegt mit 1860 auf Platz 15, Kurz ist Zweiter mit Kaiserslautern.

Eine Genugtuung für den ehemaligen 1860-Kapitän, die mit einem Eklat endete. Lienen verweigerte seinem Vor-Vorgänger in der Pressekonferenz den Handschlag. „Ich habe das noch nie gemacht“, erklärte er später, „aber das, was Kurz gemacht hat, ist unterhalb der Gürtellinie. Es waren nicht nur seine Fäuste, sondern 20 Sekunden Provokation pur. Das ist kein Verhalten eines Trainers. Wenn er sowas in Südeuropa machen würde, würden sie ihn lynchen.“ Zwar mag Lienen Erfahrungen in Griechenland gemacht haben, doch ob diese Wortwahl nicht seltsam ist?

Deswegen hat Lienen auch das von Pay-TV-Sender Sky geplante Doppel-Interview mit Kurz direkt nach dem Spiel abgesagt. „Ich wollte nicht mit ihm zusammen da hin, also habe ich das Sky-Interview abgesagt. Trotz aller Probleme: Wir haben auch eine Ehre. Was Kurz aufgeführt hat, ist kein vorbildliches Verhalten.“

Der Angegriffene, der während des Spiels immer wieder provokant den Blickkontakt zur Löwen-Bank gesucht hatte, gab sich nach seinem vielleicht größten Triumph als Trainer an alter Wirkungsstätte unschuldig: „Ich weiß nicht, warum Lienen mir den Handschlag verweigert hat. Aber ich lasse mir’s sehr gerne von einem erfahrenen Trainer erklären.“ Die nächste Spitze von Kurz in Richtung 1860. Freunde für (Berufs)leben werden die beiden wohl nicht mehr.

Oliver Griss

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