Wintertransfers? TSV-1860-Sportboss Werner gibt Einblicke in Sechzigs Kaderplanung

München - Der Talentfahnder des TSV 1860 hat in seinem Refugium an der Grünwalder Straße 114 längst das Fernrohr auf die Fensterbank gelegt, sich dicht dahinter platziert, das Objektiv scharf gestellt und überblickt nun von dort aus geduldig, aber konzentriert die Umgebung.
Im übertragenen Sinne natürlich nur, aber tatsächlich macht Christian Werner "im Hintergrund" seine Hausaufgaben. Soll ja nicht jeder gleich mitbekommen, wen der Löwen-Sportchef da so in den Fokus nimmt und scannt. "Wir werden auf alle Eventualitäten vorbereitet sein", sagt er.
Was das heißt? Dass sich Sechzig gerade intensiv Gedanken darüber macht und auch beobachtet, wie die bisher mäßig agierende Mannschaft zu besseren Leistungen geführt werden kann und wie die bisher enttäuschende Saison im Winter einen anhaltenden positiven Impuls bekommen könnte.
Der TSV 1860 belegt aktuell nur Platz zwölf
Kurz zusammengefasst: Der TSV steht nach 16 Spielen auf Rang zwölf mit 21 Punkten, hat eine negative Gesamtbilanz und eine miserable im eigenen Stadion. Drei Begegnungen stehen bis Weihnachten noch aus – in Essen am Sonntag, dann gegen Verl (14. Dezember) und schließlich in Aue (21. Dezember). Im Jahresendspurt entscheidet sich, ob die Löwen 2025 etwas gestärkter oder noch geschwächter beginnen.
Werners Antwort auf den Austausch mit Trainer Argirios Giannikis über die Mannschaft könnte ja auch lauten: Das Potenzial ist da, wird aber nicht ausgeschöpft. Am Geld würde das Handeln nicht scheitern, in monetären Ketten liegt der Sportboss keineswegs – was angesichts der jüngsten Debatten über ein Ismaik-Darlehen überrascht. "Es ist gar nicht so sehr ein finanzielles Thema, sondern eher die Frage: 'Brauchen wir überhaupt was?'", sagt er.
Niclas Nadj spielt aktuell beim TSV 1860 vor
Es kann - weitere Möglichkeit - ja auch sein, dass das, was Werner von seinem Ausguck als mögliche Beute erspäht, nicht seinen Erwartungen oder Vorstellungen entspricht. Dann heißt es vielleicht auch: festhalten am Status quo.
Oder aber, es ist gar nicht mehr nötig, das Fernrohr zu bedienen, weil er damit schon jemand entdeckt hat. Werner muss derzeit bloß vor die Tür treten, zum Trainingsplatz rübergehen und schon kann er einen Kandidaten aus nächster Nähe in Augenschein nehmen. Niclas Nadj heißt der junge Mann, der in diesen Tagen seine Visitenkarte in Giesing abgibt.
"Er ist ein hochinteressanter Übergangsspieler für uns, ein Sechser-Achter-Profil, eher ein Achter", beschreibt Werner den 24 Jahre alten Mittelfeldspieler vom SC Paderborn, und ergänzt: "Er ist ein Spieler, der technisch sehr beschlagen ist."
Die letzte Winter-Transferperiode verlief nicht erfolgreich
Klingt erstmal vielversprechend. Schlagen die Löwen zu? Werner antwortet vorsichtig, womöglich ist ihm die vergangene Winter-Transferzeit, die ziemlich in die Hose ging, eine Lehre gewesen. "Wir wollten ihn ein paar Tage lang angucken, wie er körperlich drauf ist. Es ist immer wichtig, zu sehen, ob die Jungs zu uns passen könnten", betont Werner.
Zudem fehlt Nadj die Spielpraxis, für den gebürtigen Hamburger stehen lediglich zwei Kurzeinsätze in der Zweiten des Zweitligisten zu Buche - und dabei eine Rote Karte. Kein Ruhmesblatt. In der Vorsaison sah es noch besser aus - sieben Spiele im Bundesliga-Unterhaus und eine Rückserie meist als Stammspieler bei Drittliga-Konkurrenten SC Verl.
So oder so, ein Unterschiedsspieler ist Nadj wahrscheinlich nicht. Um so einen zu finden, muss Werner wohl lange am Fenster stehen und sehr genau schauen.