Im AZ-Interview: Neu-Löwe Grigoris Makos

1860-Neuzugang Grigoris Makos will für die Löwen ähnlich wichtig werden wie Sami Khedira für Real Madrid. Hier erklärt er, warum er sich das zutraut – und wieso er Ewald Lienen dankbar ist.
AZ: Servus, Herr Makos, viele Löwen-Fans kennen Sie bislang nur als den Mann mit Vollbart. Sie wissen, dass Ihr Look erst mal Ihr Markenzeichen bei 1860 ist, nicht wahr?
GRIGORIS MAKOS: Ja, das habe ich gehört. Ich finde das sogar überraschend, denn bei uns in Griechenland haben ja viele einen Bart. Mir hat er mit der Zeit immer besser gefallen und meine Freundin findet ihn mittlerweile auch gut. Zweimal musste ich ihn bisher abrasieren, da habe ich schon was vermisst. Ich war froh, als die Zeit vorbei war.
Wie kam’s denn dazu?
Beim ersten Mal war ich bei der griechischen Armee, da muss man rasiert sein, das ist Vorschrift. Das war vor sieben Jahren. Beim zweiten Mal haben wir vor einem Jahr in Griechenland einen Werbespot gedreht. Da ging es um sanfte Haut, also mussten natürlich auch alle Haare weg. Seitdem habe ich den Bart immer gut gepflegt. Ich habe auch einen Barbier in Athen, und von ihm habe ich mir vor meinem Wechsel noch mal erklären lassen, wie ich ihn selbst richtig in Form bringe.
Sie wurden bei den Löwen-Fans schon mit König Leonidas, dem griechischen Heldenkämpfer aus dem Film „300“ verglichen. Sie selbst als heroischer Krieger, das klingt doch nicht schlecht.
Mein Spiel ist tatsächlich auf Kampf ausgelegt. Ich bin derjenige, der im Mittelfeld versucht, die Bälle zu erobern, das ist für mich eine große Motivation. Ich habe bei 1860 schon mit Daniel Bierofka, der ja eher den offensiven Part neben mir übernimmt, gesprochen und gemerkt, dass er noch etwas zögerlich ist. Also habe ich ihm gesagt, geh' ruhig nach vorne und hab' Spaß in der Offensive. Ich bin ja da. Vor einiger Zeit hatten wir mit Panionios Athen ein Spiel auf Kreta, das wir 5:2 gewonnen haben. Damals hatten wir fünf Spieler vorne, unter anderem Alvaro Recoba, und fünf hinten. Ich war alleine in der Mitte. Aber es hat geklappt. Als ich das Video sah, musste ich lachen, das sah kurios aus.
Apropos Panionios, dort war Ex-1860-Trainer Ewald Lienen Ihr Coach. Als Sie vor ein paar Tagen zu den Löwen kamen, schwärmte er in den höchsten Tönen von Ihnen.
Es gibt viele Leute, die sagen, Ewald Lienen sei mein Fußball-Vater. Er hat mich immer gefördert, wir kamen super miteinander aus. Es war eine gute Zeit bei Panionios. Mit ihm war ich nach einem Spiel sogar ab und zu mal in einer Bouzoukia, einer kleinen Bar mit Livemusik. Das werde ich sehr vermissen.
In München gibt es auch gute Griechen!
Vom Kavos habe ich schon gehört und – es soll ja auch eine große griechische Gemeinde geben. Viele Griechen wollen gerade weg aus ihrer Heimat. Auch ich hatte eigentlich keine andere Wahl, denn auch im Profifußball sind die Gehälter gesunken. Ich bin froh, dass ich jetzt woanders die Chance bekomme. In Athen habe ich erlebt, wie junge Menschen Geschäfte plündern, es gibt sehr viel Frust. Jetzt Freude ich mich darauf, die Griechen in München zu treffen. Ich weiß zwar noch nicht wo, aber ich werde sie bestimmt finden.
Wahrscheinlich finden Ihre Landsleute eher Sie, seit der Europameisterschaft sind Sie ja noch bekannter.
Das kann sein. Die EM war wirklich eine fantastische Zeit für mich. Niemand hat uns was zugetraut. Und wer uns beim Jubel nach dem Sieg gegen Russland in die Gesichter gesehen hat, der weiß, wie groß unsere Emotionen waren. Das war die pure Freude. Wir wurden vorher so schlecht gemacht, sogar das eigene Land hat uns nichts zugetraut. Aber wir haben es vielen gezeigt. Leider sind wir dann gegen eine sehr starke deutsche Mannschaft rausgeflogen. In dem Spiel habe ich gegen Khedira gespielt.
Und?
Seitdem nennen sie mich den griechischen Khedira. Ich bin auch sehr auf den Kampf und Ordnung konzentriert. Und wenn man den Namen eines Spielers von Real Madrid verpasst bekommt, hey, das ist nicht das Schlechteste.
War die EM für Sie das Sprungbrett?
Ich kannte Trainer Maurer schon vorher, aber die EM hat mir geholfen. Vor zwei Jahren bei der WM war ich im 25er-Kader, damals wurde ich als Letzter gestrichen, das war bitter. Jetzt war ich dabei. Meine Nominierung hat noch einen Vorteil für mich: Wir haben ja mit der Nationalmannschaft einen Telefonanbieter als Sponsor. Jetzt kann ich so viel ich will nach Hause telefonieren.