Ignjovski: Der Löwen-Juwelier

Dem serbischen Talent Aleksandar Ignjovski (18) gelingt bei 1860 ein beeindruckender Einstand. Trainer Lienen schwärmt von ihm. Nur die Trennung von der Freundin macht dem Neuen zu schaffen.
von  Abendzeitung
Hat Coach Ewald Lienen (blaue Jacke) gleich überzeugt: Aleksandar Ignjovski (mit Ball).
Hat Coach Ewald Lienen (blaue Jacke) gleich überzeugt: Aleksandar Ignjovski (mit Ball). © LakoPress

Dem serbischen Talent Aleksandar Ignjovski (18) gelingt bei 1860 ein beeindruckender Einstand. Trainer Lienen schwärmt von ihm. Nur die Trennung von der Freundin macht dem Neuen zu schaffen.

MÜNCHEN Der Löwen-Manager grinst spitzbübisch. Die Geschichte zu erzählen, wie er Aleksandar Ignjovski von Belgrad nach München an die Grünwalder Straße gelotst hat, bereitet Miki Stevic sichtliches Vergnügen. Denn wäre es nach dem Willen von Ignjovskis Spielerberater gegangen, wäre das 18-jährige serbische Supertalent, Spitzname: Aca, wohl bei einem finanzstarken Erstligisten gelandet – in Hoffenheim, Bremen oder Berlin.

Aber Stevic, selbst Serbe, setzte auf die Familienbande: „Ich habe von Anfang an nur mit Acas Vater gesprochen und ihm die Vorzüge von 1860 näher gebracht. Der Berater wurde erst sehr spät miteingebunden.“ Als Ignjovski mit den Löwen schon einig war.

Einen zweijährigen Leihvertrag mit Kaufoption hat 1860 abgeschlossen. Ein Deal, den Trainer Ewald Lienen offenbar für einen Coup hält. Er wirkt nach den ersten Trainingseinheiten von Ignjovski begeistert. „Ich wusste zwar schon vorher, was der Junge kann, wir haben ja keine Wundertüte verpflichtet. Aber was ich bisher gesehen habe, ist eine totale Bestätigung.“ Der Coach schwärmt regelrecht: „Das ist die Art von Spieler, die wir uns vorgestellt haben: schnell, aggressiv, zweikampfstark, mit Zug nach vorne.“

Unbeeindruckt von Sprachproblemen – Ignjovski spricht kein Deutsch und kaum Englisch – ließ der Mittelfeldspieler am Donnerstag sein Können beim ersten Rasentraining aufblitzen. Sofort fiel auf: Der Ball ist sein Freund. Der 18-Jährige, der in der vergangenen Saison 26 Partien (drei Tore) für OFK Belgrad bestritt, soll unter Lienen zum Löwen-Juwel veredelt werden.

Wie aus Rohdiamanten wertvolle Hochkaräter werden, darüber weiß Ignjovski Bescheid. „Ich habe in Belgrad eine Lehre zum Juwelier absolviert“, erzählt er, „in einem Jahr wäre ich fertig.“ Seine Ausbildung würde er gern beenden. „Vielleicht klappt das wie bei einem Fernstudium.“

Ignjovskis Schatz blieb in der Heimat: Freundin Jovana (17), mit der er seit zweieinhalb Jahren zusammen ist, geht in Belgrad aufs Gymnasium: „Ich würde sie gerne nach München holen, aber ich weiß noch nicht, ob es ihre Eltern erlauben. Wir sind ja noch sehr jung.“ Die Trennung fiel schwer. „Sie hat sehr geweint“, sagt Ignjovski und blickt zu Boden. Manager Stevic und Landsmann Antonio Rukavina bemühen sich nun, beim Neu-Löwen erst gar kein Heimweh aufkommen zu lassen. „Toni hilft ihm, sich im Team zurecht zu finden. Aca soll aber so schnell wie möglich Deutsch lernen“, sagt Stevic, „deshalb habe ich auch veranlasst, dass er im Trainingslager das Zimmer mit einem deutschsprachigen Kollegen teilt.“ Da grinst Stevic wieder.

Joscha Thieringer

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