„Ich will Geld verdienen, das ist doch klar“

Nicolai Schwarzer, Immobilien-Händler aus Berlin und Löwen-Geldgeber, nennt sein Engagement „Invest“ oder „Modell“ – und wäre gerne anonym.
von  Abendzeitung
Rotweiß gestreifte Krawatten will Nicolai Schwarzer künftig nicht mehr tragen. Der Berliner ist jetzt schließlich ein wichtiger Teil der Blauen.
Rotweiß gestreifte Krawatten will Nicolai Schwarzer künftig nicht mehr tragen. Der Berliner ist jetzt schließlich ein wichtiger Teil der Blauen. © Thomas Gaulke

Nicolai Schwarzer, Immobilien-Händler aus Berlin und Löwen-Geldgeber, nennt sein Engagement „Invest“ oder „Modell“ – und wäre gerne anonym.

AZ: Es ist schwer, im Internet etwas über Sie herauszufinden, Herr Schwarzer. Ist der neue Investor der Löwen öffentlichkeitsscheu?

NICOLAI SCHWARZER: Ich bin der Meinung, dass man als Unternehmer nicht in der Öffentlichkeit stehen muss, um erfolgreich zu sein. Auch in dieser Sache wäre es mir am liebsten gewesen, anonym zu bleiben. Nun habe ich erstmals mit meinen Prinzipien gebrochen.

Warum?

Weil 1860 mich darum gebeten hat. Das verstehe ich auch sehr gut. Grundsätzlich will ich aber lieber im Hintergrund bleiben.

Aber Sie und Ihre Gruppe „Cornerstone Blue Lion“ lassen 1860 vom Aufstieg träumen. Warum sind Sie, ein Immobilienhändler, ins Fußballgeschäft eingestiegen?

Zunächst einmal habe ich selbst bis in die A-Jugend Fußball gespielt und schaue mir Profi-Fußball gerne im Stadion an. Aber natürlich stecken hinter meiner Investition in erster Linie geschäftliche Interessen. Ich will Geld verdienen, das ist doch klar. Und ich bin überzeugt, dass dieses Investment mittelfristig Rendite bringen wird.

Was heißt mittelfristig?

Zwei, drei Jahre. Danach werden wir das Invest analysieren. Aber das heißt nicht, dass mein Engagement danach nicht weitergeht. Ich bin überzeugt, dass wir mit dem Modell Geld verdienen werden.

Die Löwen sind momentan aber weit davon entfernt, Geld zu verdienen. Vielmehr häuft der Klub jedes Jahr mehr Schulden auf.

Momentan ist das richtig, ja. Richtig Geld verdienen können beide Seiten nur, wenn der Klub in die Bundesliga aufsteigt. Wir wollen dem Verein dabei helfen, indem wir Spielereinkäufe finanzieren.

Ist Erfolg planbar?

Ein Restrisiko besteht immer. Aber 1860 ist auf dem richtigen Weg. Ich denke, dass in der sportlichen Führung zuletzt eine starke Hand gefehlt hat. Miroslav Stevic hat genau diese starke Hand.

Das klingt fast so, als ob Sie ohne Stevic nicht bei 1860 eingestiegen wären.

Nein, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Aber ich kann bestätigen, dass er mich mit seinem Konzept endgültig überzeugt hat, die Sache durchzuziehen. Genauso wie das Präsidium, im Übrigen.

Aber wieso wollten Sie überhaupt bei 1860 einsteigen?

Es ist eine alte Regel, dass man investieren soll, wenn es schlechte Nachrichten gibt. Ich halte es für sinnvoll, in einen Traditionsverein zu investieren, der in der Zweiten Liga auf einem Platz herumdümpelt, auf den er nicht gehört.

Interview: FilippoCataldo

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