„Ich weiß ja gar nicht, dass es die Sechzger noch gibt“

Hier spricht der Kabarettist über rote Turnschuhe beim Sportpreis und die Turbulenzen bei 1860. Er erklärt, wie er zur Stadionfrage steht und warum er Sportarten wie Sautrogschwimmen bevorzugt
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Ottfried Fischer
Ronald Zimmermann Ottfried Fischer

Hier spricht der Kabarettist über rote Turnschuhe beim Sportpreis und die Turbulenzen bei 1860. Er erklärt, wie er zur Stadionfrage steht und warum er Sportarten wie Sautrogschwimmen bevorzugt

AZ: Herr Fischer, klären Sie uns bitte auf. Warum die roten Turnschuhe?

OTTFRIED FISCHER: Ganz einfach. Weil ich keine blauen hab’. Deswegen bin ich bei der Sportgala vom Horst Seehofer mit roten gekommen.

Die Löwen-Fans müssen sich also nicht sorgen, dass Sie die Fronten gewechselt haben?

Nein. Das könnte nur der Fall sein, wenn die Sechzger die Bayern einmal überflügeln. Ich bin ja dafür bekannt, dass ich zu den Schwachen halte. Aber ich fürchte, das kann noch dauern.

Wie haben Sie denn die letzten Turbulenzen bei Ihrem Lieblingsverein verfolgt?

Gar nicht. Ich weiß ja gar nicht, dass es die Sechzger noch gibt. Es ist ja aber so, dass ich einer der wenigen bin, der bekannt ist und dem Verein noch anhängt. Ich glaube, ich kann das auch nicht mehr ablegen, dass ich zu den Löwen halte.

Wie meinen Sie?

Wer ist denn sonst noch da an Prominenz? Der Waigel geht nimmer hin, von der Hohlmeier hört man nix mehr, und der Zehetmair, naja, der geht einem gar nicht so ab.

Sie wähnen sich als letzten Mohikaner?

Der Ude ist auch mehr mit dem Deutschen Städtetag beschäftigt als mit Zweitliga-Fußball, und der Franz Maget ist emeritierter SPD-Vorsitzender in Bayern, warum soll der ausgerechnet einen Fußballverein auf Vordermann bringen? Ja, und dann gibt es noch ein paar Linksintellektuelle mit Helfersyndrom, da gehöre ich dazu. Viel verspreche ich mir da aber auch nicht davon – die sollen einfach mal anfangen, gescheit zu spielen.

Aber wo? Die Arena in Fröttmaning ist zu teuer, jetzt spielen die Löwen wohl bald wieder im Olympiastadion.

Ich finde die Stadiondiskussion einen Schmarrn! Die sollen in einem Stadion spielen, wo man schön sitzen kann und was sieht. Wenn sie meinen, woanders spielen zu müssen, dann ist es mir auch wurscht.

Haben Sie denn bei der WM mehr Leidenschaft gezeigt?

Nein, ich habe die WM erst auch nur am Rande mitbekommen. Beim Spiel gegen die Serben, da war ich in Vancouver. Da drüben ging das Spiel um halb 5 in der Nacht los. Da habe ich erst einmal geschaut in meinem Hotelzimmer. Um dreiviertel sechs in der Früh hat der Podolski dann seinen Elfer verschossen, danach bin ich wieder eingeschlafen.

War aber auch das einzig ermüdende Spiel der Deutschen.

Stimmt schon. Ab dem Achtelfinale war ich dann wieder hier, da habe ich alles gesehen. Sehr gut war das Argentinien-Spiel. Wobei es auch daran lag, dass die Argentinier mit Absicht kein Tor geschossen haben, weil sie gewusst haben, wenn sie ein Tor schießen, dann werden sie vom Maradona niedergeknutscht. Und des mog ja koana.

Hat Ihnen die Mannschaft besser gefallen als 2006? Damals nannten Sie Jürgen Klinsmann einen schwäbischen Stinkstiefel.

Ich habe es entspannter gesehen, weil ich nichts erwartet hatte. Generell lehne ich das Getue mit den Nationalfarben ab, und außerdem widme ich mich momentan eher den bayerischen Sportarten.

Aha. Und wie das?

Im Oktober erscheint ein Bildband, den ich mit dem Fotografen Roger Fritz herausgebe. Ich habe darin acht, neun Essays geschrieben über Bayern, sein Volk, die Landschaften, die Religion und eben auch Sportarten. Zum Beispiel Fingerhakeln, Maibaumklettern oder Sautrogschwimmen.

Sportarten, die Sie selbst praktizieren?

Weniger, aber ich erinnere daran, dass ich in der Fernsehserie „Irgendwie und Sowieso“ in den Achtzigern Bayerischer Vizemeister im Ochsenrennen geworden bin. In der Sulkyklasse. Bis heute mein größter sportlicher Erfolg.

Interview: Florian Kinast

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