"Ich bleibe Sechzger bis zu meiner letzten Sekunde"

Von Theo Waigel
Ich habe es mehrfach abgelehnt, ein Amt bei 1860 anzunehmen. Und weil ich das gemacht habe, darf ich es mir jetzt auch nicht erlauben, den handelnden Personen zu sagen, was gemacht werden muss. Ich kann nur hoffen, dass es Schneider und Schäfer gelingt, die Rettung herbeizuführen und die Weichen für die nächsten Jahre zu stellen. Das sind ja sehr gute und vor allem vertrauenswürdige Personen, die diese riesige Herausforderung angenommen haben. Und es wäre ein Jammer, sollten sie es nicht schaffen. Es wäre nicht nur ein Verlust für München, sondern für ganz Bayern. Ja, und sogar für ganz Deutschland.
Ich finde es im Moment sehr schade, dass es so schwer ist, neue, junge Leute für 1860 zu überzeugen. Man hat das Gefühl, dass die meisten in meinem Alter sind. Und wir werden ja auch nicht jünger. Auf der anderen Seite muss man die Leute, die dem Verein immer die Stange gehalten haben, auch loben. Sie haben ja schon sehr viel mitgemacht, und das war nicht immer alles positiv. Ich kann für mich sagen, ich bleibe Sechzger bis zu meiner letzten Sekunde. Ich merke ja immer wieder, ich komme von dem Verein sowieso nicht los, also brauche ich es auch gar nicht zu versuchen.
Ich habe mich schon oft nach einem schlechten Spiel geärgert, trotzdem ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich während der Spiele mitzittere – oder wenn ich mal ein Spiel nicht verfolgen kann, dass ich danach gleich anrufe und mich nach dem Ergebnis erkundige. Also, man kann tun und lassen was man will, 1860 lässt einen nie so richtig los. Das Interesse lässt nie nach, egal wie sehr Spiele oder Saisons auch vergeigt werden. Und das ist ja auch das Schöne an diesem besonderen Verein.
Und das hat bei mir alles schon sehr früh angefangen. Als kleiner Bub Ende der Vierzigerjahre in der Südoberliga fing das alles an. Und später, als die Mannschaft deutscher Meister wurde und den Pokal gewann, ja, da gab es so imposante Figuren, da musste man einfach begeistert sein. Da gab es zum Beispiel mit dem Fredi Heiß oder dem Radi in einer ansonsten idolarmen Zeit ganz tolle Persönlichkeiten, die für 1860 standen. Regelmäßig ins Stadion bin ich erst Anfang der Siebziger gegangen, als ich in München eine Wohnung hatte. Vorher, als ich noch in Krumbach wohnte, hatte ich lange kein Auto. Später war die Begeisterung, gerade in den Aufstiegsspielen im Sechzgerstadion, mit Worten nicht zu beschreiben. Solch eine Anspannung habe ich selten erlebt. Ich kann mich auch noch gut erinnern, dass dort immer so viel geraucht wurde, aber das hat einfach dazugehört. Trotzdem hat mich nie jemand attackiert, wenn die Tabaksteuer erhöht wurde.
Aber der schönste Moment war für mich der Aufstieg 1994 in Meppen, nach dem Spiel war ich mit in der Kabine, und wie die Kerle sich damals Freude haben, das werde ich nie vergessen, das war einmalig. Solche Glücksgefühle würde ich dem Verein mal wieder gönnen. Es braucht gar keinen ganz großen Triumph, um die Begeisterung der schlummernden Fans wieder zu wecken. Da reichen schon ein paar Siege und positive Nachrichten. Ich kann also nur sagen: Alles Gute, Löwen!