"Ich bin sehr ehrgeizig"

Der 1860-Geschäftsführer spricht in Teil zwei des großen AZ-Interviews über die Rückkehr von Markus Schroth, die zentrale TV-Vermarktung und die neue Harmonie bei den Löwen.
AZ: Herr Reuter, Markus Schroth steht vor seiner Rückkehr bei 1860: Packt er's noch mal? Immerhin war er 14 Monate weg. :
Ich bin überzeugt, dass Schroth zurückkommt. Ich habe es ja selbst erlebt. Ich habe in Dortmund mal neun Monate nicht gespielt, bin nicht mal über zehn Zentimeter hohe Hürden gekommen. Danach habe ich in drei Jahren über 100 Spiele gemacht. Und ich war älter als Schroth jetzt mit 33. Markus ist sehr willensstark. Er wird zeitnah wieder spielen.
Ein nicht minder uninteressantes Thema: Dem neuen TV-Vertrag mit Leo Kirch droht durch das Bundeskartellamt das Aus: 1860 würde dann statt sechs Millionen Euro nur fünf kassieren…
Ich bin überzeugt, dass die TV-Gelder weiterhin reichlich fließen werden, denn der Fußball in Deutschland ist ein werthaltiges Produkt. Aber für uns ist es natürlich wichtig, dass wir früh genug wissen, was steht uns an Fernsehgeldern genau zur Verfügung. das deckt rund ein Viertel unseres Etats. Eine Million Euro ist für 1860 natürlich sehr viel Geld, aber so oder so werden wir die Lizenz-Auflagen erfüllen können.
Wäre es nicht sinnvoller, wenn sich jeder Klub einzeln vermarkten würde?
Auf gar keinen Fall: Für die Liga wäre es problematisch, wenn die zentrale Vermarktung fallen würde, dann würden etliche Klubs mit einem vermeintlich kleinen Namen auf der Strecke bleiben. Wir bei 1860 könnten da noch eine ganz gute Rolle spielen, wir erzeugen immer noch eine hohe Aufmerksamkeit, selbst in der Zweiten Liga. Man muss sich nur mal unsere Zuschauerzahlen anschauen (36000 Besucher im Schnitt pro Heimspiel letzte Saison, d. Red.).
Ins Visier der Kritik kam durch die beschämende Rückrunde auch Ihre Arbeit als Sportdirektor: Spüren Sie Druck?
Nein, ich bin sehr ehrgeizig, ich habe eine klare Denke. Ich sage immer: Du musst das Beste aus der Situation machen, ich versuche jeden Tag etwas für 1860 zu bewegen, dann kannst du dir keinen Vorwurf machen.
Also: Frei von Fehlern?
Nein, natürlich nicht. Ich bin selbstverständlich sehr selbstkritisch zu mir. Ich habe meine Lehre aus dieser miserablen Rückrunde gezogen.
1860 wäre fast in die Dritte Liga abgestiegen, dabei haben Sie in Ihrem Vertrag eine Champions League-Klausel, die einen bei Erreichen der Königsklasse mit 1860 eine satte Prämie verspricht.
Ich befasse mich gar nicht mit meinem Vertrag, der liegt irgendwo in der Schublade. Ich glaube an das große Potential, was in 1860 steckt. Ich habe schon immer große Ziele gehabt. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sich der Erfolg einstellt. Mein Ziel ist es, 1860 langfristig stabil und zu einer guten Adresse wieder zu machen.
Angeblich wollte Ihr Kumpel Micky Stevic Ihren Job als 1860-Manager - mit Hilfe eines Investors, der fünf Millionen Euro gebracht hätte, um in neue Stars zu investieren.
Ich fand es lächerlich, dass sich Stevic nicht bei mir gemeldet hat. Ich bin in verantwortlicher Position bei 1860 und da wäre es für mich der logische und richtige Weg gewesen, sich bei mir zu melden.
Das neue Präsidium um Rainer Beeck vertraut Ihnen.
Das ist ein schönes Gefühl - und das Arbeiten mit dem neuen Präsidium ist deutlich besser als mit dem alten. Unter von Linde konnte die Arbeit nicht zum Erfolg führen. Jetzt ist es kein Gegeneinander mehr, man sucht gemeinsam für Lösungen nach 1860. Jetzt ziehen alle an einem Strang.
Interview: Oliver Griss