Hofmanns Ansage: "Verdammt nochmal alles geben für Sechzig!"
Der TSV 1860 taumelt in Richtung Abgrund. Eine Situation, die das Umfeld der Sechzger nicht kalt lässt. Der frühere 1860-Torhüter Michael Hofmann und dessen Fast-Namensvetter Torben Hofmann weilten am Montag beim öffentlichen Training - danach sprachen beide darüber.
München - Am Montag besuchten zwei Ex-Löwen ein rares Gut an der Grünwalder Straße: Der frühere 1860-Torhüter Michael Hofmann und dessen Fast-Namensvetter Torben Hofmann, einstiger Abwehrspieler und mittlerweile Sky-Reporter, schauten sich die einzig öffentliche Einheit vor dem Relegations-Hinspiel am Freitag beim SSV Jahn Regensburg (18 Uhr, im AZ-Liveticker) an.
Beide Ex-Profis können sich nur schwer mit den dauerkriselnden Löwen und der aktuell einmal mehr bedrohlichen Lage im verlängerten Kampf um den Klassenerhalt anfreunden und sehen reichlich Verbesserungsbedarf bei den Sechzgern.
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seinen Trainingsbesuch: "Beim Training möchte man ja öfter zuschauen, aber es hat sich auch bei 1860 so verändert, dass ja eigentlich kein öffentliches Training mehr stattfindet. Viele Leute sagen dann auch: Was trainieren die eigentlich, damit sie sich verstecken müssen? Klar ist es im Fußball die Entwicklung, dass man manche Sachen intern einstudiert und trainert. Aber 1860 München ist aus meiner Sicht noch nicht so weit wie andere Mannschaften in Deutschland oder auch in Europa, dass man den Weg vielleicht auch so gehen müsste. Ich war auch mit meinem Spezl da, dem Torben Hoffmann, das ist ja auch kein Unbekannter, und man ist schon bissl erschrocken über die Tatsache, was da eigentlich gemacht wird, wie die Abläufe stattfinden, die Spieler, wenn man hier in die Interviews reinhört… Da ist für mich sehr viel Unsicherheit dabei."
Geschäftsführer Ian Ayres Plan B: "Als Drittletzter hat man sich noch gerettet mit 18 Niederlagen in der Saison – das ist eigentlich eine glasklare Abstiegsbilanz. Wollen wir mal nicht hoffen, dass Plan B dann vielleicht am 30.5. am Abend aus der Schublade geholt werden muss."
Führungsspieler: "Wer ist eigentlich noch Führungsspieler? Wer traut sich, in diese Rolle hineinzuschlüpfen? Außer Liendl, Aigner, sehe ich wenige. Man hat keinen Kiraly mehr, der dann auch eine verbale Äußerung getätigt hat, ein Zeichen gesetzt hat. Und das könnte auch ein Faktor sein, der am Schluss entscheidend ist."
die Torhüterposition: "Auch das ist ein ganz wichtiger Faktor, wenn dann zwei Spiele anstehen, wenn entscheidende Bälle abzuwehren sind. Wir haben es am Sonntag auch leider wieder erleben müssen mit dem Stefan Ortega, der in dieser 1:1-Situation auch nicht so glücklich aussieht. Ich kann das natürlich sehr gut nachvollziehen, weil ich es auch oft erleben musste, die Kritik, die dann aufkommt. Es sind ganz hundsmiserable Bälle, die dann in die Zone kommen. Ich sehe den Philipp Pentke als Faktor, weil er dann auch neben dem Platz ganz wichtig ist. Das ist ein Spaßvogel, er ist trotzdem beständig. Und von dem her hoff ich aber trotzdem auch, dass die 60er diese Personalie jetzt nicht zu heiß machen. Weil es ist ganz wichtig für einen Torhüter, dass er Vertrauern bekommt. […] Aber Torwart hin oder her – entscheidend ist für mich: Wer hat die Kräfte, um vorne wegzumarschieren?"
Pereiras 3-4-3-System: "Das ist schon eine gewisse Sturköpfigkeit. Wenn ich nicht die Spieler hab für die jeweilige Taktik. Wenn ich 3-4-3 spiele, sollte ich eigentlich wissen, welche Spieler ich dafür benötige, welche Eigenschaften in der Offensive, gegen den Ball. Ich mein, das lernt man nicht nur beim DFB, das lernt man auch mit einer langjährigen Erfahrung… Das Ist der Fall, dass er das nicht ändern will. Er hat viele Positionen, die er ändert von Spieltag zu Spieltag – und trotzdem sollten die Elf, die auf dem Platz stehen, alles dafür geben. Und ich kann kämpfen! Und was gegen Bochum passiert ist, das war für viele ein Stück zu wenig, und das Ergebnis sieht man leider jetzt. Und man hat von zwei möglichen Matchballen gesprochen. Und jetzt bekommt man ja trotzdem noch Matchball Nr. 3 und Nr. 4, um das Ganze noch vernünftig zu Ende zu bringen."
zum Hinspiel am Freitag: "Das ist jetzt eine Sache am Freitagabend – eine mentale Geschichte. Ich kann jetzt nicht mehr fünf Trainingseinheiten machen. Ich muss jetzt versuchen, den Spielern Ruhe zu geben, der kühle Kopf… Und die Elf, die am Platz stehen, die müssen verdammt nochmal alles geben für 60 München."
die Aussicht auf Rettung: "Was 60 in dieser Woche noch macht, wird sich dann zeigen. Ich sehe sie noch nicht chancenlos… Sie werden sich, wenn`s drauf ankommt eben, knapp wieder retten. Aber es ist die Frage, ob Sinnhaftigkeit weiter besteht."
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seine Trainingsbeobachtung: "Ich habe mir am Montag mit Michi Hofmann das öffentliche Training angeschaut: fünf Portugiesen beschallen die Spieler, auch einen Kai Bülow oder Ivica Olic, die seit Jahren im Geschäft sind, mit einer irren Lautstärke von außen. Das tut mir für die Jungs leid. Seit 2010 oder 2011 bin ich selten an der Grünwalder Straße, aber wenn, dann muss ich meistens mit dem Kopf schütteln, dass ich ein Schleudertrauma kriege."
Investor Hasan Ismaik: "Da herrschen Zustände, etwa bei einer Pressekonferenz - es geht nicht schlimmer. Der Investor hat viel Geld, aber keine Ahnung von Fußball. Zudem werden ihm Spieler von irgendwelchen schwindeligen Beratern empfohlen. Die Kaderstruktur hat nicht mehr viel mit 1860 zu tun, da ist viel auf der Strecke geblieben."
Seine Identifikation mit den Löwen: "Bei 1860 ist die Tradition verloren gegangen, viel kaputt gegangen. Ich werde oft gefragt, ob ich wegen meiner Vergangenheit ein echter Löwe bin. Ich tue mich schwer, die Frage mit ja zu beantworten. Dass man innerhalb von drei Jahren zwei Mal in die Relegation muss, spricht für sich."
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