Höchst umstrittene Fan-Datei: Freistaat löscht weit über 300 Personalien

München - In Bayern haben die Sicherheitsbehörden eine Fußballfan-Datei aufgebaut – heimlich, ohne dass Anwälte, Fans oder Landtagsabgeordnete etwas davon wussten. Wie im vergangenen Sommer eine Anfrage der Grünen ergab, wurden seit Ende Januar 2020 Daten über Fans, die als gewaltbereit gelten, gesammelt. Obwohl in der Zwischenzeit gar keine Fußballspiele mit Zuschauern ausgetragen worden waren, war die Zahl der dort geführten Personen auf 1.644 angewachsen.
Umstrittene Fan-Datei: 362 Personen gelöscht
Auf das Bekanntwerden dieser Datei folgte ein Proteststurm von Fans und Anwälten. Viele beantragten Auskunft, ob sie darin auftauchen.
Nun ergibt eine weitere Anfrage der Grünen, die Antwort des Innenministeriums liegt der AZ vor: Die Zahl der gemeldeten Personen ist deutlich gesunken – 362 Personen wurden gelöscht.
Man habe die Daten "turnusmäßig" einer "Qualitätskontrolle" unterzogen, schreibt Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Dabei werde insbesondere "über die Notwendigkeit einer zukünftigen Speicherung der jeweiligen Person zur Erfüllung polizeilicher Aufgaben entschieden".
Grünen-Fraktionschefin Schulze fordert Aufklärung von Herrmann
Dass so schnell so viel gelöscht wurde, nennt der Grünen-Abgeordnete Max Deisenhofer einen "großen Erfolg", der aber auch zeige, auf "welch wackeligen und womöglich sogar verfassungswidrigen Füßen die Datei stand und immer noch steht".
Fraktionschefin Katharina Schulze sagte der AZ: "Fußballfans in Bayern dürfen nicht zum Spielball der Behörden werden. Personenbezogene Daten sind ein hohes Gut." Herrmann müsse im Landtag zur Datei Stellung nehmen.