Historische Krise im Erzgebirge: Löwen-Gegner Aue liegt am Boden

Aue - Wenn Fans einen offenen Brief verfassen, sämtliche Gremien auf den Prüfstand kommen und sich das mit einer tiefen sportlichen Krise verbindet, dann lässt sich sagen: Vor dem Klub liegt ein riesiger Scherbenhaufen.
Beim FC Erzgebirge Aue versammelt sich eine Menge von dem, was Fußball für seine Anhänger liebenswert macht. Tradition, Identifikation, Volksnähe und immer ein bisschen das Gefühl des gallischen Dorfes, das sich auflehnt gegen das Establishment. Das war die Nische des selbst ernannten Kumpelvereins, des "Schalke des Ostens", wie der FCE aufgrund seiner Nähe zum Bergbau auch bezeichnet wird.
Erzgebirge Aue wartet nach acht Spielen noch auf einen Sieg
Im Moment sind das nur romantische Erinnerungen an bessere Tage. Die Vereinsführung hat viel versäumt in den letzten Jahren, um den Veilchen ein modernes Antlitz zu verpassen. Wer in das FCE-Umfeld hineinhört, erfährt dies seit geraumer Zeit. Die Vorwürfe: Es fehlt an sportlicher Kompetenz, an personeller Trainer-Kontinuität, an Strategie und Weitsicht.
Die Rechnung liegt nun vor. Aue ist vor dem Gastspiel beim TSV 1860 am Freitagabend (19 Uhr/MagentaSport und im AZ-Liveticker) als Zweitligaabsteiger das Schlusslicht der Dritten Liga, hat in acht Spielen noch nicht einen einzigen Sieg verbucht. Und nach dem zweiten verlorenen Sachsenderby binnen zwei Wochen ist die Lage richtig eskaliert.
"Der 11. September war der Tiefpunkt der letzten 25 Jahre"
War die Pleite gegen Dynamo Dresden (0:1) noch unglücklich, brachte das Versagen gegen den Erzrivalen FSV Zwickau (0:1) das Fass zum Überlaufen. "Der 11. September war der absolute Tiefpunkt der letzten circa 25 Jahre", äußerten zahlreiche Fanklubs in einem Schreiben und schlossen daraus: "Wir haben leider keine Zuversicht mehr, dass die Verantwortlichen in der Lage sind, den Niedergang aufzuhalten."
Präsident Helge Leonhardt steht zur Disposition und "klebt nicht an seinem Stuhl", wie Aufsichtsrat Torsten Enders dem MDR als Ergebnis einer Krisensitzung sagte. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung wurde avisiert, unter Hochdruck soll ein Sportdirektor gefunden werden.
Der ebenso infrage stehende Trainer Timo Rost coacht das Team bei den Löwen, was für ihn danach kommt: offen. "Es ist an der Zeit, Charakter zu zeigen", sagte er. Im Schacht brennt Licht, heißt es auf der FCE-Homepage. Aktuell aber ist es dort zappenduster...