Himmelblaues Fest: Lauth rettet die Löwen

MÜNCHEN - Der TSV 1860 München kann kräftig durchatmen. Die Löwen schafften bei der Premiere von Ewald Lienen zwar nur ein Unentschieden im Heimspiel gegen Aachen. Doch mit jetzt 39 Punkten haben die Sechzger den Klassenerhalt so gut wie perfekt gemacht.
Und dann hallte ein heiserer Schrei durch die Allianz Arena. Die Stimme von Stefan Schneider, dem Stadionsprecher der Löwen, überschlug sich, als er ins Mikro brüllte: „Wir haben's geschafft!“ Der neue Löwen-Trainer Ewald Lienen sah beim Schlusspfiff zunächst so aus, als wisse er nicht, ob er sich vor Verzweiflung die Haare raufen oder sich Freude sollte. Aber dann kamen die Gratulanten, Lienen lächelte.
Die Löwen haben sich durch das hart umkämpfte und sehr emotionale 1:1 gegen Aachen gerettet. Dank der weit besseren Tordifferenz von 15 Toren scheint es unmöglich, dass die Löwen doch noch auf den Relegationsplatz abrutschen.
In seinem ersten Spiel als Löwen-Trainer hat Ewald Lienen seine Mission erfüllt. 1860 bleibt drin in der 2. Liga, ab sofort können Geschäftsführer Manfred Stoffers und Sportdirektor Miki Stevic endlich die neue Saison planen. Mit Ewald Lienen, mit seinem Co-Trainer und Schwiegersohn Abder Ramdane, vor allem aber mit Benny Lauth, der die Löwen in Minute 33 in Führung gebracht hatte. All die Anspannung, all die schlechten Gefühle der letzten Wochen schien bei diesem Urschrei von Stefan Schneider zu weichen. Sie feierten ihre Spieler, die sie während der Saison immer wieder bitter enttäuscht hatten, als ob sie gerade aufgestiegen wären. Die Allianz Arena eine einzige Jubelburg in weiß und blau.
Dabei schien es sieben Minuten vorher noch so, als ob das Zittern weitergehen würde. Osnabrück führte in Ahlen, Aachens Benjamin Auer hatte den Ausgleich geschafft. Lienen sackte kurz in sich zusammen, brüllte die Löwen aber gleich wieder nach vorne. Genauso wie die Fans, die wie die Spieler von der Stadionregie nicht über Resultate in anderen anderen Stadien informiert wurden. Es war spannend. Aber am Ende erlösend.
Der Nachmittag hatte ja auch schon gut begonnen für die Sechzger. Lienen hatte sein Team gut eingestellt. Und sich selbst sein Erfolgs-Outfit verpasst. Der Trainer trug ein hellblaues Oberhemd, die Manschetten ordentlich zugeknöpft – genau wie früher, als er mit dem 1. FC Köln in die Bundesliga aufgestiegen war. Da hatte es um Lienens hellblaues Hemd einen regelrechten Boom gegeben; Fans kamen in hellblauen Hemden ins Stadion.
Bei 1860 ist da wohl noch ein bisschen hin. Am Sonntag immerhin jubelte Lienen schon mal als Löwe. Zum ersten Mal in der 33. Minute. Benny Lauth hatte fünf Meter vor dem Aachener Tor den Ball herunterpflückt, Gegenspieler Mirko Casper getäuscht und den Ball wuchtig im Tor von Keeper Thorsten Stuckmann untergebracht. Während die Spieler zu Lauth liefen, jubelte der Coach für sich allein, ballte noch mal die Fäuste, setzte seine Lesebrille auf, nahm sie wieder ab - und schrie gleich wieder Anweisungen über den Platz. Am Schluss schrien die Löwen dann wieder – vor Freude. Am lautesten Stefan Schneider.
Filippo Cataldo