Hier stecken die Petro-Dollars

MÜNCHEN Früher, da investierten Scheichs in Falken, dann in Vollblutrennpferde, jetzt gibt es ein neues Prestigeobjekt in der arabischen Welt: Man hält sich Sportvereine. Die Motivation? Eine Mischung aus Amüsement und Geldanlage für die Scheichs.
Nun könnte ein Investor aus dem Emirat Abu Dhabi, das reichste Emirat in der Golf-Region und daher auch von den Unruhen in der restlichen arabischen Welt relativ unberührt, 49 Prozent von 1860 übernehmen – und den Klub vor der Insolvenz bewahren.
Die Löwen wären bei weitem nicht der einzige Sportklub, bei dem arabische Investoren ihre Petro-Dollar investieren. Die Scheichs haben den Fußball für sich entdeckt. Nicht nur, dass die WM 2022 an Katar vergeben wurde und Emir Mohammed bin Hamad Al Thani Joseph Blatter als Fifa-Präsident beerben will, das Geld wird auch direkt in Sport-Klubs investiert. Etwa in den Premier-League-Verein Manchester City. Eine Investorengruppe aus Abu Dhabi kaufte sich den Klub im Sommer für 258 Millionen Euro, außerdem will man für neue Spieler bis zu 500 Millionen investieren. Auch den FC Portsmouth übernahmen 2009 arabische Investoren, der saudische Investor Ali al-Faraj kaufte 90 Prozent der Anteile, doch schon bald veräußerte er alles an die chinesische Firma Balram Chainrai.
Englands ältester Klub, Notts County, wurde im Sommer 2009 von einem Konsortium mit Sitz in den Emiraten aufgekauft, sie verpflichteten für den Viertligisten gleich den ehemaligen englischen Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson. Allerdings gibt es seit einiger Zeit Zweifel an der Liquidität der Gruppe.
Die Fluglinie Emirates engagiert sich als Sponsor beim Hamburger SV, Milan und Arsenal London. Der Bau der dortigen Arena, Emirates Stadium, wurde von der Airline mit 160 Millionen mitfinanziert. Das Emirat Katar ist mit 200 Millionen Großsponsor beim FC Barcelona.
Lybiens Diktator Muammar el Gaddafi, der im Jahre 1987 seine Revolutionsfibel, das „Grüne Buch”, vom Eishockey-Klub Iserlohn bewerben ließ, ist über seine Firma Lafico der zweitgrößte Aktionär (5,31 %) bei Italiens Rekordmeister Juventus Turin.
Auch in der Formel 1 sind arabische Investoren unabdingbar. Scheich Mansour kaufte vor drei Jahren fünf Prozent der Ferrari-Anteile; die Investition bescherte dem Golfstaat ein erstes sportliches Weltereignis – den Grand Prix von Abu Dhabi. „Wir haben sehr tiefe Taschen”, sagte Mansour. Auch bei Daimler haben sich die Scheichs eingekauft.