"Hier geht es nicht um mich"
Vor dem Spiel des TSV 1860 am Sonntag bei Rot-Weiß Ahlen: Löwen-Trainer Marco Kurz stellt sich weiter vor seine Spieler und hofft so, die Wende zu schaffen.
MÜNCHEN Marco Kurz lachte. Der Löwen-Trainer schaute am Freitag während des Trainings von seinem Notizbuch, in das er sich etliche Bemerkungen über seine Trainingseindrücke notiert hatte, auf, schmunzelte erst und begann dann laut zu lachen.
Der kurze Ausbruch an guter Laune lag weniger an seinem Stürmer Mustafa Kucukovic, der den Ball vor einigen Sekunden mit einem Fallrückzieher in die Maschen gejagt hatte. Sein Co-Trainer hatte Kurz zum Lachen gebracht. Nach einer misslungenen Übung brüllte Uwe Wolf, früher selbst Löwen-Profi, zu den Spielern. „Hört endlich auf zu zweifeln. Seid froh, dass ihr bei 1860 spielen dürft. Zeigt keine Angst und kämpft."
Besser hätte es auch Kurz nicht formulieren können. Aber natürlich weiß der 39-Jährige auch ganz genau: Sollten die Löwen am Sonntag den Negativ-Trend fortsetzen und auch in Ahlen (14 Uhr) verlieren, wäre das der schlechteste Löwen-Start seit 1961. Und das könnte für den Trainer höchst unangenehme Folgen haben – schon längst fordern einige Fans die Ablösung des einstigen Kapitäns.
Doch am Freitag gab sich Kurz kämpferisch. „Das Spiel in Ahlen, das ist nicht das wichtigste Spiel meiner Trainer-Karriere“, sagte er. Schließlich „geht es hier nicht um mich.“ Sondern allein um 1860. Und dessen Talfahrt möchte der Coach stoppen. Und zwar, indem er sich noch mehr vor seine Mannschaft stellt als sonst. „Den Druck nehme ich ganz und gar auf mich. Ich nehme das alles gerne auf meine Schultern, wenn das die Mannschaft befreit.“
Was Kurz sonst noch getan hat, um am Sonntag endlich den ersten Saisonsieg einzufahren:
DIE PSYCHE
1860-Mentaltrainer Alfred Böswald war in dieser Woche oft auf dem Trainingsgelände, führte viele Einzelgespräche mit den psychisch angeschlagenen Löwen-Profis. Auch Kurz tat dies. „Ich glaube an meine Mannschaft, ich bin von ihrer Qualität überzeugt“, sagte er, „ich sage der Mannschaft immer wieder, dass ich sie aus dem Fokus nehme. Das ist förderlich fürs ganze Team." Ob die Spieler sich nun für das nicht selbstverständliche Vertrauen des Trainers ganz besonders anstrengen werden? Kurz – und alle Löwen-Fans – hoffen darauf.
DAS PERSONAL
Kurz will sich bei der Aufstellung noch nicht in die Karten schauen lassen - aber als sicher gilt jetzt schon: Verteidiger Gregg Berhalter muss nach seinem desaströsen Auftritt beim 1:2 gegen Mainz auf die Bank. Möglich, dass auch Ex-Kapitän Danny Schwarz sich neben Berhalter wiederfinden wird. Statt seiner wird wohl Timo Gebhart spielen dürfen.
DAS SYSTEM
Obwohl Präsident Rainer Beeck unter der Woche angezweifelt hatte, dass die Kicker das neue System mit der Mittelfed-Raute verstanden hätten, will Kurz nicht wieder zu seinem alten Spielsystem mit nur einem Stürmer zurückkehren. „Es gibt keine Systemänderung“, stellte er klar. Mit Beeck hat sich kurz übrigens mittlerweile ausgesprochen. „Wir haben ein klärendes Gespräch geführt“, sagte Kurz. Weitere Details wollte er aber nicht nennen. Solange sie nur gewinnen am Sonntag.
O. Griss, R. Franke
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