Hep Monatzeders Wahlkampf-Falle
Als 1860-Präsident muss Monatzeder noch bestätigt werden. Werbung in eigener Sache kann er nicht mehr machen – er ist 7500 Kilometer entfernt. Auch der Zoff mit Investor Ismaik schadet ihm
MÜNCHEN Ein Bürgermeisteramt verpflichtet. Besonders, wenn ein Besuch in der Partnerstadt ansteht. So verweilt Münchens dritter Bürgermeister Hep Monatzeder derzeit in Harare, der simbabwischen Partnerstadt. Kontakte und Freundschaften pflegen. So weit, so gut. Doch genau das könnte zum Problem werden. Monatzeder ist Präsident der Löwen, aber noch nicht gewählt.
Die Abstimmung findet am 25. April bei der Delegiertenversammlung statt. Monatzeder wird erst einen Tag zuvor zurückkehren, bis dahin trennen ihn und die Löwen 7500 Kilometer. Zu viel, um bis zur Wahl Werbung in eigener Sache zu betreiben? Heps Wahlkampf-Falle! Derzeit würde er wohl nicht genügend Stimmen bekommen, um Präsident zu bleiben. „Das kann ich nicht einschätzen. Es gibt Fans, die sagen, dass man den Forderungen Ismaiks endlich nachgeben solle. Aber es gibt auch Fans, die der Meinung sind, dass man die Seele des Vereins schützen solle“, sagte Monatzeder kürzlich der AZ.
Doch die Total-Eskalation der Beziehung zu Investor Hasan Ismaik, die dem Anschein nach im Verkauf Ismaiks Anteile enden wird, hat auch ihm geschadet. Keine Frage: Es brennt mal wieder lichterloh an der Grünwalder Straße. Dabei sollte mit ihm doch alles besser werden. Nach dem Rücktritt von Ex-Präsident Dieter Schneider, der nach etlichen Querelen, gesundheitlichen Problemen und klaren Misstrauensvoten selbst den Schlussstrich zog, glaubten die Löwen an die Wende. Doch von wegen. Herbert Bergmaier, Vorsitzender von „Pro1860“, meint dazu: „Es ist für Hep Monatzeder kein Durchläufer. Wenn er bis zum Datum der Wahl nichts erledigt hat, was er versprochen hat, sehe ich für ihn wenig Chancen.“
Allerdings betonte er auch, dass Monatzeders Chancen stiegen, wenn er seine Ankündigungen halten könne. Das wären an erster Stelle die Rückführung des Jugendbereichs in den e.V. sowie ein vernünftiger Austausch mit den Fangruppen. Zudem nahm sich Monatzeder auch dem Thema Stadion an. Bergmaier stellt jedoch auch klar: „Der Vertrauensvorschuss ist bei ihm nicht mehr da.“ Monatzeder ist also gefordert. Vor allem deshalb, weil „Pro1860“ bei Vollzähligkeit alle Delegierten der Fußball-Abteilung stellt und mit deren Stimmen sozusagen Monatzeder im Alleingang bestätigen oder eben nicht bestätigen könnte.
Sollte es Absagen aus Reihen von „Pro1860“ geben, würde es Nachrücker aus der „ARGE“ geben. Doch auch die sind dem Vernehmen nach derzeit eher gegen Monatzeder gestimmt. „Pro1860“ fragte die Delegierten bereits, wer an der Wahl teilnehmen werde. Sie wollen sich schon vorab ein Bild davon machen, wie die Wahl verlaufen könnte. Klingt nach schwierigen Zeiten für den dritten Bürgermeister. Zumal weiterhin keine Einigung zwischen Ismaik und den Löwen in Sicht ist.
Die AZ erreichte am Donnerstag Ismaiks Anwalt Michael Scheele. Äußern will er sich nicht. Und anders als geplant will er erst am Freitag aus Abu Dhabi zurückkehren. Die Gespräche mit Ismaik dauern an. Monatzeder muss als Präsident sämtliche Probleme ausbügeln – aus über 7500 Kilometern Entfernung?