Hell-Interview Teil 2: "Man gibt 1860 nicht auf"

Im zweiten Teil des AZ-Interviews mit Allesfahrer und Löwen-Fan Franz Hell geht es um Fehler und mögliche Lösungen bei 1860. Dabei nennt Hell einen Mann, den er sich für die sportliche Führung des Vereins wünscht.
Der erste Teil des Interviews: Franz Hell im AZ-Interview - "Es trifft die Falschen"
AZ: Herr Hell, werden die Allesfahrer 1860 auch im Zweitliga-Abstiegskampf begleiten?
FRANZ HELL: Wir haben alle miteinander gesagt: Wo sie spielen, fahren wir hin. Das ist eine Geschichte, wir begleiten sie einfach. Ich würde mich auch nicht davon abbringen lassen, auch wenn es in der Regionalliga wäre. Es ist aber wesentlich schöner, wenn man irgendwo hinfährt und Erfolg hat.
Ist die Stimmung unter den Fans entscheidend gekippt?
Ich könnte mir das vorstellen, weil die Leute ein Gespür haben, was geht. Es sind aber bei Sechzig so viele verschiedenen Fanlager. Ich hoffe zumindest, dass man der Mannschaft gegenüber fair bleibt. Ein Großteil der Spieler, gerade unsere ganzen jungen, haben das nicht verdient.
Was können die Fans bei der Mannschaft auslösen?
Das habe ich einmal 1982 erlebt, beim Lizenzentzug. Da ist auch eine Stimmung aufgekommen, wo die Leute bei jedem Ballkontakt gepfiffen haben. Aber bei den Spielen wie gegen Nürnberg in der letzten Saison war die Unterstützung unglaublich. Fans und Mannschaft waren eine Einheit, da ist schon was zu bewegen.
1860 ist Ihr Leben. Wie sehr nimmt es Sie mit, dass die Löwen in Abstiegsgefahr schweben?
Das lässt einen nicht kalt. Ich bin aber lange genug dabei, dass ich beurteilen kann, dass man weiter macht im Leben, es geht immer weiter. Wenn wir absteigen, müssen wir eben versuchen, wieder aufzusteigen. Deswegen wird meine Liebe zum Verein nicht erkalten. Das schlimmste wäre es, den Kopf in den Sand zu stecken oder beleidigt zu sein, das ist nicht meine Art.
Voller Enttäuschung versagen manche Löwen-Fans dem TSV 1860 ihre Unterstützung - für Sie aber keine Option, oder?
Aufgeben tut man einen Brief oder Paket, aber nicht Sechzig. Endgültig abgestiegen sind wir dann, wenn es rechnerisch nicht mehr geht. Aus ist wenn's aus ist. Aber da denke ich überhaupt nicht dran. Das war niemals meine Denkweise und wird es auch niemals sein. Es ist leicht, ein Fan des FC Bayern zu sein. Die gewinnen immer. Aber in einer schwierigen Zeit zu seinem Verein zu stehen, ist nicht leicht. Richtige Freunde zeigen sich, wenn es einem nicht so gut geht. Ich bin von Sechzig ein richtiger Freund. Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen.
Sie kritisieren die sportliche Führung der Sechzger. Wen würden Sie sich für 1860 wünschen?
Zum Beispiel Magath. Ich wäre froh gewesen, er hat sich im Juli quasi zum Nulltarif angeboten. Der ist ein erfahrener Mann. Der hätte auch im Vorstandsbereich einen Wind rein gebracht. Seit Jahren sage ich, ich würde mir einen erfahrenen Manager wünschen, der auch mal endlich Verstärkungen holt und nicht nur Ergänzungen.
Nun geht es als Außenseiter zum DFB-Pokalspiel nach Mainz. Hat Sechzig in der Verfassung dort eine Chance? Vielleicht mit den Fans im Rücken?
Ich glaube schon. Die Leute, die jetzt noch mitfahren, sind mit Sicherheit die Hunderprozentigen. Das sind keine Stadiontouristen mehr. Die können entscheidend sein für das Spiel. Wahrscheinlich werden wir verlieren, aber absolut chancenlos fahren wir da nicht hin.