Hat Lauth das verdient?

Löwen-Trainer Ewald Lienen bittet seinen Kapitän zur Aussprache. Und droht: „Wenn Benny so spielt wie in Frankfurt, nehme ich ihn nicht mehr mit.“Wettberg kann das verstehen, Heiß nicht.
von  Abendzeitung
Die beiden Protagonisten: Benny Lauth und Ewald Lienen
Die beiden Protagonisten: Benny Lauth und Ewald Lienen © az

Löwen-Trainer Ewald Lienen bittet seinen Kapitän zur Aussprache. Und droht: „Wenn Benny so spielt wie in Frankfurt, nehme ich ihn nicht mehr mit.“Wettberg kann das verstehen, Heiß nicht.

MÜNCHEN Nach dem Training nahm sich Ewald Lienen seinen Kapitän nochmal zur Seite. „Wir haben die Sache nochmal unter vier Augen besprochen", sagte der Trainer später über die Unterredung mit Benny Lauth: „In fünf Minuten war aber alles erledigt."

Wirklich?

Lienen hatte den 28-Jährigen beim 2:3 in Frankfurt in der 43. Minute ausgewechselt und sich dadurch den Unmut des Ex-Nationalspieler zugezogen. „Die Art und Weise der Auswechslung habe ich nicht verstanden", hatte Lauth gesagt, „das hätte man anders lösen können."

Lienen rechtfertigte die Auswechslung auch am Montag, zwei Tage vor dem Pokal-Hit gegen Schalke, nochmal: „Mein einziger Fehler war, dass ich ihn nicht nach 25 Minuten ausgewechselt habe." Dem „kicker" sagte Lienen: „Wir hatten lange Geduld. Von Lauth erwarte ich einfach mehr. Wenn Benny so spielt wie in Frankfurt, werde ich ihn nicht mehr mitnehmen."

Dass Lauth seine Enttäuschung öffentlich machte, missfiel Lienen zudem: „Das war sehr unglücklich, dass Benny nicht den direkten Weg zu mir gesucht hat. Ich habe das aus der Zeitung erfahren. Das gehört sich nicht.“

Es droht der Bruch zwischen dem Trainer und dem einzigen Star. Wer hat Recht: Lienen, weil er den lustlos wirkenden Lauth frühzeitig rausnahm? Oder Lauth, weil er, der erfolgreichste Torschütze gedemütigt wurde?

Meisterlöwe Fredi Heiß stellt sich auf die Seite des Spielers: „Ich kann Lauths Verärgerung verstehen, er hat ja auch einige Verdienste. Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, den Kapitän zwei Minuten vor der Pause auszuwechseln. Das ist nicht nachvollziehbar. Ich frage mich, ob das Lauth verdient hat."

Ex-Torjäger Olaf Bodden sieht es anders: „Wenn Benny nicht kämpfen kann, darf er nicht Kapitän der Löwen sein. Als Kapitän ist Lauth der verlängerte Arm des Trainers, zu ihm schauen die jungen Spieler auf. Wenn er nicht richtig läuft, orientieren sich die jungen Spieler an ihm. Das ist kontraproduktiv." Den Zeitpunkt der Auswechslung hält er aber für falsch: „Das war ein unglücklicher Moment, den Kapitän zwei Minuten vor der Pause auszutauschen – noch dazu ohne Vorwarnung. Das kommt in der Bundesliga eher selten vor."

Für Aufsichtsrat Karsten Wettberg ist es schwer nachvollziehbar, wie wechselhaft sich Lauth präsentiert: „Die Leistungsschwankungen von Benny sind für mich unerklärlich. Im letzten Jahr hat er uns im Alleingang zum Klassenerhalt geschossen – jetzt lässt er sich so hängen. Es ist ja nicht das erste Mal, dass die Einstellung fehlt - und zwar bei fast jedem Auswärtsspiel." Und dann rät Wettberg Lienen noch dies: „Wenn ich Trainer wäre, würde ich zu Lauth sagen: `Du hast mich 43 Minuten beleidigt. Bevor du mir das Unterhemd ausziehst, ziehe ich dir das Trikot aus."

Oliver Griss

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