Hasan Ismaik schweigt: Gefährliche Stille beim Investor des TSV 1860 München

München - Was er wohl nach diesem Armutszeugnis der Sechzger im Relegations-Hinspiel beim SSV Jahn Regensburg geschrieben hätte? Dass sich seine Löwen beim 1:1 in Regensburg wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert hätten? Dass es umso wichtiger sei, die dennoch gute Ausgangsposition zu nutzen, um drinzubleiben und im nächsten Jahr endlich oben mitspielen zu können?
So oder so ähnlich hätten die Botschaften aus der digitalen Feder des Hasan Ismaik lauten können. Doch der jordanische 1860-Investor glänzt dieser Tage mit Sprachlosigkeit. Ismaik, eigener Aussage zufolge gerne weiß-blauer Königsklassen-Träumer, hat sich im Sommer in Unkosten gestürzt: Stefan Aigner, Ivica Olic, Rekord-Brasilianer Lucas Ribamar: Das Trio sollte 1860 in die Bundesliga schießen. Weit gefehlt. Selbst der erneut sehr kostspielige Winter-Umbruch mit dem vermeintlichen Top-Trainer Vitor Pereira und fünf Neuzugängen brachte nicht den erhofften Erfolg.
Seit zwei Wochen nichts mehr gehört
Nun könnte Ismaiks Werk gar auf einen Schlag massiv an Wert verlieren. Ismaik, dessen Facebook-Botschaften sich eingebürgert haben, ist seit Wochen nicht mehr aufgetaucht in Giesing. Weder war er beim Relegations-Hinspiel, noch wird er am Dienstag in der Arena zum Abstiegsfinale erwartet. Und: Ob dieser Gefahr gab’s schon länger kein Lebenszeichen mehr. Das Schweigen des Investors.
Die letzte Nachricht des millionenschweren Finanziers datiert vom 17. Mai. "Die 1:2-Niederlage gegen Bochum war nicht nur für euch, sondern auch für mich nur schwer verdaulich", fand er vor knapp zwei Wochen, in Erwartung einer "Trotz-Reaktion in Heidenheim". In einer Schärfe, wie sie seine PR-Agentur in der Regel aus seinen Botschaften filtert, ließ er den Appell folgen, den Klassenerhalt ohne Relegation zu packen: "Enttäuscht uns nicht!"
Doch die Mannschaft erhörte ihn nicht – und seitdem herrscht Funkstille. Eine gefährliche Stille eines unberechenbaren Geldgebers, dem der jüngst in Regensburg besungene Fan-Chanson "Scheiß auf den Scheich" auch nicht gerade ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte. Umso deutlicher wird über den anfangs unantastbaren Star-Coach Pereira diskutiert. Die jüngsten Leistungen gleichen seiner Bankrotterklärung. Etwaige Komplikationen durch die Sprachbarriere weist der Portugiese entnervt von sich.
Am Gerücht, dass Sandhausen-Coach Kenan Kocak bereits als Nachfolger gehandelt wird, ist nach AZ-Informationen zwar nichts dran. Und doch: Dass schon Gerüchte lanciert werden, lässt tief blicken. Während die Bild über einen Ausstieg Ismaiks spekuliert, liefert Präsident Peter Cassalette in dem Blatt folgende Erklärung: "Er ist beruflich in Los Angeles. Klar, dass er aufgrund der letzten Spiele nicht glücklich ist." Wie glücklich Ismaik mit seinem Engagement bei Sechzig wohl im Falle des Abstiegs wäre?