Hasan Ismaik: Ist seine Beschwerde gegen 50+1 gescheitert?

Hasan Ismaik, Investor des TSV 1860, hat im Sommer 2017 eine Beschwerde gegen die 50+1-Regel eingereicht. Einem Medienbericht zufolge hat das Bundeskartellamt noch immer nicht darauf reagiert - und wird dies womöglich auch nicht mehr tun.
München - Hasan Ismaik, Investor des TSV 1860, hat kürzlich eine Niederlage erlitten. Vor rund einer Woche entschieden die 36 Profiklubs der Ersten und Zweiten Bundesliga, dass die 50+1-Regel im deutschen Fußball bleiben soll - und Investoren grundsätzlich nach wie vor nicht die Entscheidungshoheit in den Vereinen erlangen sollen.
Nach dem Beschluss hat sich nun das Bundeskartellamt über Ismaiks Beschwerde gegen 50+1 geäußert. „Im Sommer 2017 haben wir eine Beschwerde von Hasan Ismaik gegen die 50+1-Regel erhalten“, so Sprecher Kay Weidner der Bild, der zudem erklärte: "Derzeit führen wir in diesem Zusammenhang kein Verfahren. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht entschieden, ob und gegebenenfalls in welcher Form wir dieser Beschwerde nachgehen werden."
Ismaik-Beschwerde: unbearbeitet auf dem Stapel
Dieselben Aussagen hatte der Sprecher nahezu wortgleich bereits Anfang des Jahres im Gespräch mit der AZ über Ismaik und die 50+1-Regel getätigt. Heißt: Am Ist-Zustand hat sich bis heute nichts geändert. Insider sollen laut Bild daher bereits davon ausgehen, dass sich nach neun Monaten Untätigkeit daran auch nichts mehr ändern werde - und es zu keinem Verfahren mehr komme.
Ismaik, der in der Vergangenheit zunächst mehrfach versichert hatte, die deutschen Gesetze und Regelungen zu akzeptieren, hatte zugegeben, bei seinem Einstieg im Jahre 2011 die Bedeutung von 50+1 nicht begriffen zu haben und schließlich als "aberwitzig" bezeichnet.
In der Wahrnehmung vieler 50+1-Befürworter gilt Ismaik als Negativbeispiel, auch die aktive Fanszene protestiert regelmäßig mit Plakaten und Gesängen gegen den eigenen Investor - zuletzt mit einem Spruchband im Heimspiel gegen den TSV Buchbach in aller Deutlichkeit.
TSV 1860 zieht 50+1 gegen Ismaik
Die Vereinsbosse hatten nicht nur im vergangenen Sommer bei der Ernennung von Markus Fauser zum Geschäftsführer 50+1 gezogen, sondern auch ein halbes Jahr später Michael Scharold als dessen Nachfolger jeweils ohne Ismaiks Einverständnis ins Amt gehievt.
Wie es nun in langfristiger Hinsicht weitergeht, ist unklar. Einigen Expertenmeinungen zufolge werde die 50+1-Regel nicht mehr lange aufrechterhalten werden können, der jüngste Beschluss der Fußballklubs - der von 50+1-Gegnern selbstredend wiederum viel Kritik erfuhr - zeichnet ein anderes Bild. Wie Ismaik in dieser Gemengelage weiter agieren wird? Der Jordanier scheint seine Interessen mit der Unterstützung seiner neuen Statthalter Peter Cassalette und Saki Stimoniaris im Aufsichtsrat und Beirat des TSV 1860 auf anderem Wege durchsetzen zu wollen.