Hasan Ismaik: 1860-Maskottchen mit 1001 PS
MÜNCHEN Als Hasan Ismaik in seinen rasend schnellen Sportwagen kletterte und unter lautem Motorengeheule im Bugatti davonrauschte, trug er ein Lächeln auf seinen Lippen. Dazu hatte der arabische Investor des TSV 1860 am Samstagabend auch allen Grund. Zum zweiten Mal war der 35-Jährige in der Arena bei einem Heimspiel zu Gast, zum zweiten Mal hatte er einen Heimsieg erlebt. „Wenn das mal keine perfekte Bilanz ist”, sagte Sportchef Florian Hinterberger. „Am besten wäre, er würde noch öfter kommen.”
Jetzt ist der arabische Investor also das neue Löwen-Maskottchen. „Das hoffen wir alle”, schmunzelte Trainer Reiner Maurer, „er will ja in Zukunft regelmäßig da sein, und wenn wir auch nach seinem 5. Besuch noch alles gewonnen haben, können wir ihn wirklich Glücksbringer nennen.”
Bis zum nächsten Besuch aber müssen sich die Löwen etwas gedulden, denn wegen des Ramadans (1. bis 30. August), wenn Ismaik strikt fastet, will sich der Jordanier schonen und auf Flugreisen verzichten. „Ich hatte viel Spaß. Ich komme gerne wieder, so oft ich kann”, sagte er. „Aber jetzt muss ich leider eine Pause einlegen.”
Für 1860 war es ein rundum gelungenes Wochenende: Erst beendete man die Querelen um die Frage, wer denn nun die Macht im Klub habe – im Aufsichtsrat sitzen künftig je drei Vertreter sowohl der Vereins- als auch der Investorenseite, es ist wieder von Partnerschaft die Rede. Dann schlug der Zweitligist beim Heimauftakt den Karlsruher SC mit 2:1 – und so sagte Präsident Dieter Schneider: „Erst der Schulterschluss im Aufsichtsrat, dann der Sieg. Herrn Ismaik hat es wieder sehr gut gefallen. Es war ein perfektes Wochenende.”
Bilderstrecke: Hasan Ismaik - Sein Tag bei den Löwen
Kaum ins Gewicht fiel, dass Ismaik vor dem Spiel zum geplanten Kennenlernen mit den Profis im Mannschaftsquartier am Heimeranplatz zu spät kam. Vom Vierjahreszeiten in der Maximilianstraße war er dermaßen spät losgefahren, dass ihm auch die 1001 PS des Bugatti Veyron, den der französische Edelhersteller seinem finanzstarken Kunden für dessen Aufenthalt in Deutschland zur Verfügung gestellt hatte, nicht weiterhalfen. „Es war ein tolles Treffen. Der Mann ist richtig witzig”, sagte Hinterberger, und Löwen-Star Benny Lauth fand: „Er hat zwar nur zwei Minuten zu uns gesprochen, aber das hat schon gereicht. Es war total locker und angenehm.”
Was Ismaik den Sechzgern gesagt hat? „Er meinte, dass er Teil unserer Familie sei und dass wir jetzt alle zusammengehören”, erzählte Verteidiger Kai Bülow. Teamkollege Collin Benjamin ergänzte: „Leute in seiner Kategorie kommen ja manchmal etwas komisch rüber. Aber er überhaupt nicht. Er hat sich gar nicht wichtig genommen und sogar Witze gemacht.” Und Maurer schilderte: „Die Stimmung war ja eigentlich angespannt vor dem Spiel. Aber er hat sie mit seiner lockeren Art gelöst. Er hat den Spielern sogar gesagt, dass er ihre Fitness bewundere, er selbst sei ja nicht so gut in Form. Er meinte aber, er wolle daran arbeiten.”
Freilich, zum Leistungssportler dürfte es für Ismaik wohl nicht mehr reichen, und dennoch sprechen er und die Fußballer die selbe Sprache. Benjamin erklärte: „Er ist ein Mann von nebenan, ganz locker drauf, einer wie du und ich.”
Dass sich sicher kein anderer Mann von nebenan einen 1,2 Millionen Euro teuren Sportwagen, der von 0 auf 100 in 2,5 Sekunden beschleunigt und mehr als 40 Liter verbraucht, leisten kann, störte zumindest Gabor Kiraly nicht: „Er fährt bestimmt sicher damit. Ich weiß, wovon ich rede. Mein Mini schafft auch 180.”