Halfar: "Auf dem Betzenberg ist Fußball Religion"

Am Sonntag kehrt Daniel Halfar mit dem TSV 1860 in seine Heimat zurück – zum 1. FC Kaiserslautern. Hier spricht er über seine Anfänge in der Pfalz,  den Mythos FCK und die Tradition des Vereins
von  Marco Plein
Löwen-Profi Daniel Halfar
Löwen-Profi Daniel Halfar © Rauchensteiner/AK

Am Sonntag kehrt Daniel Halfar mit dem TSV 1860 in seine Heimat zurück – zum 1. FC Kaiserslautern. Hier spricht er über seine Anfänge in der Pfalz,
den Mythos FCK und die Tradition des Vereins

AZ: Herr Halfar, Sie haben ja früher zehn Jahre in Kaiserslautern gespielt. Jetzt fahren Sie mit den Löwen in die Pfalz. Können Sie’s überhaupt noch erwarten?

DANIEL HALFAR: Es kribbelt schon sehr. Das ist was ganz Besonderes, meine Eltern in Mannheim haben sich von einem Jugendtrainer des FCK schon zwölf Karten geben lassen, dazu werde ich hier noch so viele wie möglich abgreifen. Da wird ein schöner Halfar-Clan vertreten sein. Ich freue mich riesig. Ich habe ja auch nur noch einmal da gespielt, seit ich 2007 weg bin. Das war 2009 mit Bielefeld, ein Montagabendspiel, wir haben 0:1 verloren. Ich habe was gutzumachen.

Es wurde zuletzt viel darüber diskutiert, wieso Sie trotz guter Form nur eingewechselt werden. Könnten Sie auch auf dem Betzenberg damit leben?

Mir bleibt da keine andere Wahl. Das wäre schade und ich bin total heiß auf das Spiel. Natürlich versuche ich, mich mit guten Leistungen im Training aufzudrängen. Mehr kann ich nicht machen.

Und wie waren die zehn Jahre vom E-Jugendspieler zum Profi beim FCK?

Meine Erinnerungen sind sehr schön an die Zeit. Am Anfang haben mich meine Eltern die 60 Kilometer aus Mannheim nach Lautern fünf, später sogar sieben Mal die Woche gefahren. Mein Papa konnte das gut verbinden, er war früher Jugendtrainer beim FCK. Mit 15 bin ich dann ins Internat gezogen und habe mir ein WG-Zimmer mit Fabian Schönheim (jetzt Union Berlin, d. Red.) geteilt. Irgendwann hatte ich mich in den Fokus gespielt und eines Tages kam Michael Henke, der damals Profi-Trainer war, zu mir und meinte, ich solle mit ins Trainingslager fahren. Das war zwar ein bisschen aus der Not geboren, weil’s zu der Zeit bei den Profis nicht lief, aber für mich war es das Größte.

Und schon hatten Sie den Sprung geschafft?

Naja, ich würde sagen: fast. Er hat mir nach dem Trainingslager völlig überraschend gesagt, ich soll meine Klamotten packen, mit ins Mannschaftshotel fahren und sei für den Kader nominiert. Im Spiel gegen Nürnberg wurde ich aber nicht eingesetzt, wir verloren dann 0:3, er hat sich noch in der Kabine verabschiedet und wurde entlassen. Das war ein komischer Start für mich. Dann kam Wolfgang Wolf und ich war fester Bestandteil bei den Profis.

Jetzt aber: Sprung geschafft!

Genau. Und wenn ich heute zurückblicke, kann ich sagen, in der Allianz Arena hat sich der Kreis für mich geschlossen. Da habe ich gegen die Bayern mein erstes Spiel gemacht, und heute spiele ich mit den Löwen alle zwei Wochen dort.

Groß geworden sind Sie aber auf dem Betzenberg. Dort muss man einen Hügel hinauf, und man sagt, viele Gegner hatten dabei zitternde Knie. Für Sie muss das doch früher das Schönste gewesen sein, wenn die Gegner ängstlich antraten.

Es gab diesen Mythos. Es hieß ja, auf dem Betze dauert ein Spiel nicht 90, sondern 96 Minuten. Bis der FCK noch mal eine Chance hat. Das wusste jeder. Uns, aber noch mehr die Generationen vor mir, hat die Atmosphäre geprägt und beflügelt. Die Gegner fuhren mit höllischem Respekt den Berg hoch und kamen auch so ins Stadion. Wir haben das gemerkt, uns hat es gepusht. Es war eine tolle Zeit.

Wie sehr profitieren Sie denn heute noch davon, bei einem Klub aufgewachsen zu sein, dem Tradition und Identifikation sehr wichtig sind?

Das verinnerlicht man natürlich und behält es bei. Da sind sich der FCK und die Löwen ähnlich, auch hier werden diese Werte großgeschrieben. In Lautern ist das aber noch mal was anderes, es gibt kaum mehr Einwohner als Zuschauer, jeder kennt jeden, jeder geht auf den Betzenberg. Fußball ist Religion und hat eine Ausnahmestellung in der Stadt, in der Region. Ich habe das schon gemerkt, als ich Balljunge war. Und später als Spieler hieß es ganz klar: Wenn du nicht alles gibst, hast du ein Problem.

Wie intensiv ist Ihre Verbindung zur Heimat heute noch?

Die bleibt für immer bestehen. Manchmal wünscht man sich, mehr Zeit dafür zu haben. Bei einem meiner letzten Besuche war ich mit meinem Papa bei den alten Herren von Phoenix Mannheim, bei dem Verein, bei dem ich angefangen habe. Mein Papa ist 50, er kickt da immer noch. Ein knüppelharter Verteidiger ist er, komisch, so richtig viel hat er mir da nicht mitgegeben (lacht). 

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