Gut genug für die Kleinen?
MÜNCHEN Natürlich weiß Reiner Maurer, dass er schon jetzt sein großes Ziel erreicht hätte. Er wäre nun ein gefeierter Erstligatrainer, hätte sich seine Mannschaft nicht diese fürchterliche Bilanz erkickt.
Genau einen von zwölf möglichen Punkten holten seine Löwen in der vergangenen Saison aus ihren vier Spielen gegen die beiden Absteiger Aachen und Rostock. Einen Punkt! Äußerst ärgerlich, bedenkt man, dass 1860 am Ende nur fünf Zähler zum dritten Platz fehlten. „Daran sollte man lieber nicht mehr denken”, sagte Maurer neulich.
Doch nun sind ihm solche Gedanken wieder in den Sinn gekommen. Am Freitagabend geht es für die Löwen zu Hause gegen den Tabellenletzten Duisburg, der MSV hat in drei Spielen noch nicht einen einzigen Punkt geholt. „Natürlich erwartet da jeder einen Sieg von uns”, sagt Maurer. Auch Sportchef Florian Hinterber meint: „Das Spiel ist schwerer als man denkt. Wir können eigentlich nur verlieren.”
Doch die Löwen haben keine Lust mehr, gegen starke Gegner wie zuletzt den 1. FC Kaiserslautern gut auszusehen und zu punkten, doch dann die Zähler gegen schwache Rivalen wieder herzuschenken. In den vergangenen zwei Spielzeiten gelangen 1860 unter Maurer Liga-Siege gegen Hertha BSC, Eintracht Frankfurt, Augsburg und Düsseldorf (alle stiegen später auf) – nun dominierte Sechzig eine Halbzeit lang beim Aufstiegskandidaten FCK, doch all das interessiert Maurer nicht mehr. Denn er weiß längst, dass seine Mannschaft gut genug ist für die Spitzenteams; nun hofft er, dass sie nicht zu schlecht ist für die schlechten Gegner. „Ich will nicht, dass wir acht Mal top sind in einer Saison und dann das Niveau nicht halten können. Mich interessiert unser Standard, unser Durchschnitt. Ich will auch, dass wir in Normalform gute Leistung bringen. Es ist wichtig, dass wir auch gewinnen, wenn wir mal nicht so gut spielen”, sagt er.
Darum will Maurer nun vermehrt rotieren und so den Konkurrenzkampf in der Mannschaft forcieren. Er will seine Bankspieler bewusst fördern. „Mir ist die Kontinuität wichtig. Wir wollen uns auf einem gescheiten Niveau etablieren und brauchen dazu alle Spieler. Ein Basti Maier, ein Max Nicu, ein Arne Feick, die werden alle ihre Einsätze bekommen, damit andere ihre Frische behalten”, sagt er. Maurer arbeitet zwar auf das kommende Spiel gegen Duisburg hin, doch auch die Monate danach hat er bei den Planungen im Sinn. Darum schonte er etwa den starken und ungeduldigen Daniel Halfar nach dessen Verletzung zuletzt wochenlang. Klingt alles nachvollziehbar – doch Maurer fühlt sich in seinem Handeln oft nicht richtig verstanden. Vergangene Saison ließ er in der Rückrunde trotz eines gerade verpatzten Spiels beim FSV Frankfurt kurz danach in Aue ein paar Reservisten ran, beinahe wäre auch jenes Spiel verloren gegangen.
„Das war für mich als Trainer fast lebensgefährlich”, sagt er heute. Doch er weiß, dass sich 1860 in den Wochen danach wieder aufrappelte – also denkt und handelt er auch diesmal wieder perspektivisch und langfristig. „Wir hatten letzte Saison eine Unzahl an unnötigen Niederlagen. Da waren viel zu viele Ausreißer dabei. Das darf uns nicht mehr passieren”, sagt er und schließt dem eine Forderung an: „Gegen die vermeintlich schwächeren Gegner zeigt sich erst die Kontinuität. Da haben wir noch viel Luft nach oben.”