Gschlamperte Giasinger: Sechzig hadert nach dem Remis in Verl
München - Was haben die drei letzten Löwen-Spiele gemeinsam? 1:2 bei Dynamo Dresden. 0:0 gegen den KFC Uerdingen. Und jetzt 1:1 beim SC Verl. Richtig: Kein Dreier darunter. Man hatte aber jeweils das Gefühl, als hätte der Sieger auch Sechzig heißen können.
Knapp am Sieg vorbei: Sechzig-Trainer Köllner unzufrieden
Nachdem Trainer Michael Köllner seinen ersten Ärger über zwei verlorene Punkte am Dienstagabend runtergeschluckt hatte ("Was soll man da zufrieden sein?"), ging es an die Analyse: "Es wäre auch ein Sieg möglich gewesen", wusste Köllner, "wir hätten das Spiel entscheiden können." Hätte, hätte - doch weshalb hat es zum erneuten Male nicht gereicht?
Nachdem der Trainer des neuen Tabellen-Dritten (19 Punkte) zuletzt eine Rückbesinnung auf die Fußball-Basics gefordert hatte, stellte er klar: "Wir haben ja kein Einstellungsproblem. Es ging eher darum, ein paar Prozent nachzuschärfen." Das habe gegen Verl läuferisch und kämpferisch "gut funktioniert". Es sei "eher das Thema technische Genauigkeit, das uns ausbremst." Auf gut Bairisch: Gschlamperte Giasinger.
Löwe Erdmann trifft Latte - Chancenverwertung bleibt aus
Zwei Szenen, die Köllner als verpasste Siegchancen anführte: "Wir hatten gute Möglichkeiten, den Lattentreffer von Dennis Erdmann, Stefan Lex fast an der Torlinie." Während Erdmann bei seinem Kopfball gar nicht so viel verkehrt machte, steht die zweite Fast-Chance symptomatisch für das genannte Löwen-Problem: Lex dribbelte sich bis an die Grundlinie, doch er versäumte es, seine lauernden Kollegen im Sturmzentrum präzise zu bedienen - Chance vertan. Köllner dazu: "Wir haben die letzte Ruhe im Strafraum vermissen lassen."

Schludrigkeit und letzte Abgeklärtheit - dafür lassen sich tatsächlich noch weitere Aktionen aufzählen, die statt TSV-Toren stöhnende Fans der Blauen vor den TV-Geräten hinterließen: Ein Volley-Schuss von Dennis Dressel aus etwa 18 Metern mit vollem Risiko ging drüber (37.). Eine Hereingabe von Joker Richard Neudecker von der linken Seite landete genau in den Armen vom Torwart Robin Brüseke (47.). Dasselbe Bild bei einer Lex-Flanke: Neudecker und Phillipp Steinhart lauerten gar ohne Gegenspieler, aber die Kugel kam zu nah auf das Tor gezogen (72.). Und so endeten sie alle gleich: Trotz aussichtsreicher Gelegenheiten flog die Kugel nur bei Lex' Führung (20.) ins Tor.
TSV 1860 abwehrstark gegen Verler Pressing-Maschine
Ansonsten galt es, fehlerbehaftete Angriffe zu besprechen. Allein: Es hätte schlimmer kommen können. Daher sei positiv erwähnt, dass Sechzig nicht unter die Räder kam. Bayern II (0:3), Magdeburg (1:3) und zuletzt der MSV Duisburg (0:4) wurden bereits von der Verler Pressing-Maschine gefressen. 1860 konnte den Gegner mit Ausnahme der Phase nach dem 1:0 weitgehend vom eigenen Tor fernhalten. "Man hat gesehen, dass Verl brandgefährlich ist, wenn man ihnen zu viel Platz gibt", sagte Köllner und lobte seinen Mannen dafür, in dieser Hinsicht nur selten gönnerhaft gewesen zu sein: "Wir haben den Gegner gut beherrscht."
Letzten Endes gilt bei der Bewertung des Remis wie so oft in Englischen Wochen: Krönt man es am Samstag gegen Türkgücü (14 Uhr) mit einem Sieg, lässt sich ungleich besser damit leben. Also soll der Derby-Dreier her, wie auch Hasan Ismaik schreibt. Nach früheren Tobsuchts-Anfällen pflegt sich der Investor in den Sozialen Medien nun konstruktiv zu äußern. In der gestrigen Nachricht schwang aber etwas Ungeduld mit. Erst lobte er 1860 für "großen Kampf", doch es folgte die Forderung: "Dennoch ist es jetzt an der Zeit, ein Zeichen zu setzen und den Fans im Derby einen Sieg zu schenken." Damit das auch gelingt, bedarf es vor allem eines wieder mehr sauberer Spielzüge der Sechzger. Einer Nachschärfung eben.